"Vidocq" ist einer jener Filme, denen Schein über Substanz geht. In prächtig arrangierten, oftmals leicht träumerischen Bildern wird eine recht krude Killer-Geschichte um einen leicht übernatürlichen Genius mit Gefallen an hübschen Jungfrauen versteckt - und zwar so gekonnt, daß man ihr kaum auf die Schliche kommt. So gut wie keine der im Film auftauchenden Figuren kann man so recht gern haben. Der titelgebende Vidocq (Gerard Depardieu) bleibt dabei so blaß wie der Rest der Mimen-Garde. Eine oft hastige Kamera, der häufige Gebrauch von Weitwinkelobjektiven nebst Gelbfilter sowie die permanenten Nahaufnahmen kauziger, verschwitzter Gesichter mit oft wild rollenden Augen ermüden schon nach kurzer Zeit. Das Auge hat nie richtig Ruhe, die hübsch gestalteten Räumlichkeiten oder Straßenszenerien ausreichend zu würdigen. Insofern wirkt das aufwändig inszenierte Paris des Jahres 1830 einfach nur - ich sagte es bereits - hektisch.
Nebenbei wirkt so manches an der Story auch arg konstruiert und erschwert dem Zuschauer dadurch ebenfalls den Zugang zu den Figuren, die darüberhinaus auch oft willkürlich wirken und manchmal sogar überflüssig. Irgendwie merkt man dem Film an, daß er auf einem Drehbuch des Mannes basiert, der auch schon "Die purpurnen Flüsse" verzapft hat - was nicht wirklich ein Kompliment ist.
Dem Negativen gegenüber steht eine oft eindrucksvolle, bildgewaltige Optik sowie eine stellenweise sehr gelungene Atmosphäre. Doch die kann den merkwürdigen Film auch nicht vor dem Mittelmaß retten.
Was mich darüber hinaus noch massiv stört, ist dieser unsägliche Crossover von zeitgenössischer Kulisse des 19. JH und Martial-Arts-Einlagen der Gegenwart. Wenn Vidocq sich mit dem Schurken beult, erwartet man fast einen Cameo-Auftritt von Jet Li oder Jackie Chan! Wieso nur? Was ist aus den klassischen Faust- oder Degen-Kämpfen geworden?
FAZIT:
Wer Filme aus der Ära der Detektive des 19. JH sucht, ist mit einer Sherlock-Holmes-Verfilmung allemal besser bedient als mit dem französischen Pendant Vidocq. Und auch Fans von Gerard Depardieu sollten sich anderweitig umschauen. Diesen Film jedenfalls hat man ganz schnell wieder vergessen - und richtig Spaß macht er beim Gucken auch nicht. 4/10