Danny Lee (Tony Selby), ein einfältiger Straßenverkäufer, der aus einer von seiner Mutter Britannia (Rita Webb) straff geführten Diebesfamilie stammt, muss eine sechsmonatige Haftstrafe absitzen, da er in einem Pub einen Polizisten niedergeschlagen hat. Im Gefängnis wird seine Naivität von zwei Zellengenossen (George Sewell, Ken Jones) ausgenutzt, die ihn mit einer 2000-Pfund-Belohnung für seine schwangere Freundin (Finuala O’Shannon) ködern, einen Wärter niederzuschlagen, damit sie als seine Retter eine Haftverkürzung erhalten. Doch der Wärter kommt bei diesem Unterfangen um und Danny Lee wird anschließend zum Tode verurteilt ...
Das Frühwerk Ken Loachs, das er für die BBC-Reihe THE WEDNESDAY PLAY inszeniert hat, ist in erster Linie ein Plädoyer gegen die Todesstrafe. Der Fernsehfilm wurde am 7. April 1965 ausgestrahlt, zu einer Zeit also, in der man im Vereinigten Königreich kontrovers über eine Abschaffung der Todesstrafe diskutiert hat, und gut ein halbes Jahr bevor diese per Gesetz abgeschafft wurde. Loach hat sich also schon zu Beginn seiner Karriere an brisanten aktuellen Themen abgearbeitet. Das Drehbuch verfasste James O’Connor, der selbst (offenbar unschuldig, wie sich später herausstellte) in der Todeszelle saß und erst zwei Tage vor Vollstreckung des Urteils begnadigt wurde.
Das formal interessanteste am Film ist der Einsatz von Balladen (geschrieben von O’Connors damaliger Ehefrau Nemone Lethbridge), in denen die inneren Beweggründe der verschiedenen Filmfiguren besungen werden und die so in etwa die Aufgabe des Chores in antiken griechischen Dramen übernommen haben.
Die Darstellerleistungen variieren. Während Hauptdarsteller Tony Selby überzeugt, übertreibt Rita Webb in ihrer Ma-Baker-Rolle maßlos - unter anderem mit der ständigen Wiederholung ihres 11. Gebots: “Du sollst nicht auf schuldig plädieren”, dessen Nicht-Befolgung sie als größten Fehler ihres Sohnes ansieht - und Finuala O’Shannon bleibt als Braut Rosa mit entsetztem Blick recht eindimensional.
3 CLEAR SUNDAYS ist natürlich kein filmisches Meisterwerk. Dennoch kann der Film auch über 50 Jahre nach seiner Entstehung nicht nur als historische Momentaufnahme überzeugen. Einige Szenen wie beispielsweise das belanglose Alltagsgespräch, das der Henker mit seinem Gehilfen und zukünftigen Schwiegersohn beim Vorbereiten des Galgens führt, hinterlassen auch heute noch Eindruck. Außerdem versprachen einige inszenatorische Einfälle schon damals, dass von Loach noch einiges zu erwarten war. Aber das lässt sich in der Rückschau natürlich einfach behaupten. (6,5/10)