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"Summerfield" kann man zweifelsohne als (kl-)einen Geheimtipp im Mystery Genre bezeichnen, da der Film nach seinem Erscheinen 1977 doch recht bald wieder aus der Wahrnehmung eines breiteren Publikums verschwunden ist. Die Tatsache, dass das Skript für "Summerfield" aus der Feder von Cliff Green stammt, drängt natürlich zu einem Vergleich mit "Picknick am Valentinstag", wobei gewisse ästhetische und inhaltliche Parallelen auch durchaus vorhanden sind, unterm Strich jedoch die Unterschiede deutlich überwiegen. Dieses Fazit soll daher gleich zu Beginn als Warnung dienen, um die Rezeption von "Summerfield" nicht mit falschen Erwartungen zu belasten.

Der Lehrer Simon Robinson soll in der Schule der entlegenen Gemeinde Bannings Beach unterrichten, nachdem sein Vorgänger dort auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Keiner der Bewohner des Ortes scheint sich jedoch in irgendeiner Weise für das Verschwinden des Lehrers zu interessieren, so dass Robinson alsbald selbst damit beginnt, entsprechende Nachforschungen anzustellen. Was hat es mit der Insel Summerfield auf sich, auf der sich die Mutter einer seiner Schülerinnen zusammen mit ihrem Bruder von der Außenwelt abzuschotten versucht?

Die inhaltlichen Gemeinsamkeiten von "Summerfield" mit "Picknick am Valentinstag" erschöpfen sich weitgehend darin, dass in beiden Szenarien die Umstände des rätselhaften Verschwindens von Personen erforscht wird. Weiterhin haben beide Filme wunderschön fotografierte Natur- und Landschaftsaufnahmen gemein, welche sich atmosphärisch nachhaltig auf die Stimmung auswirken. Allerdings wirkt "Summerfield" moderner und lässt zumeist den poetischen Anstrich, sowie das nostalgische Flair vermissen, wodurch Peter Weirs Film ästhetisch zu einem unvergleichlichen Meisterwerk wurde. Dennoch besticht auch "Summerfield" durch eine äußerst beeindruckende Optik und einen Soundtrack, der einem die Seele aus dem Leib zieht.

Ein weiterer Film, der sich bei der Sichtung von "Summerfield" in den Sinn drängt, ist Robin Hardys "The Wicker Man" aus dem Jahre 1973. In beiden Fällen ist der Protagonist ein Außenstehender, der auf sich allein gestellt in einer fremden Umgebung gegen eine grundsätzlich ablehnend bis feindlich eingestellte Gemeinschaft ein ominöses Geheimnis erforscht. In "Summerfield" wird diese Situation gleich zu Beginn deutlich, als die kleine Sally den Protagonisten mit den Worten "You've come the wrong way" begrüßt und dessen Weg zunächst einmal vor dem verschlossenen Tor auf der Landbrücke endet, welche die Insel mit dem Festland verbindet. Auch die Einwohner von Bannings Beach agieren zunächst nur wenig hilfsbereit (der lokale Polizist belehrt Robinson sogleich, dass das Verschwinden einer Person nicht zwangsläufig gegen das Gesetz verstösst - im Gegensatz zu dessen abgelaufenen Nummernschild) und an seiner Schule wird der neue Lehrer als erstes Opfer eines makabren Schülerstreichs in Form einer Schauhinrichtung.

Die größte Schwäche von "Summerfield" liegt m.E. in der Auflösung, die aufgrund zahlreicher Hinweise während des Films recht vorhersehbar ist. Die Wirkung des Twists am Ende baut wesentlich darauf, dass der Zuschauer frühzeitig auf eine falsche Fährte gelockt wird. Wer sich darauf jedoch nicht einlässt, der ahnt mitunter schon bald, was es mit dem Geheimnis von "Summerfield" auf sich hat. Ken Hannams Film gelingt es somit nicht, die enigmatische Dichte von "Picknick am Valentinstag" oder aber die beunruhigende Wirkung der latenten Bedrohung in "The Wicker Man" zu erreichen. An den schauspielerischen Leistungen der sehr guten Besetzung gibt es indes nichts auszusetzen, so dass zumindest in dieser Hinsicht die dünne Story nicht negativ ins Gewicht fällt.

Fazit: Trotz der genannten Schwächen ist "Summerfield" mehr als sehenswert und für Liebhaber des Genres sogar Pflicht: 7,5 / 10 Punkten.

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