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Episode 1: Ausgestoßen und gejadt

1664: Ferrante, ein eher ungebildeter aber treuer Degenfechter der mailandischen Adelsfamilie Abrizzi verliebt sich verbotenerweise in die adelige Livia Cornero. Sie treffen sich heimlich, doch er weiss nicht, dass sein gebildeter Bruder Ippolitos eine Affäre mit der wechselhaften Livia führt. Bei einem Überfall feindlicher Mächte wird Livia jedoch ungewollt von Ippolitos getötet und Ferrante muss alles mit ansehen. Nicht nur der Umstand, dass sie tot ist, sondern die Erkenntnis, dass sie doppelspurig fuhr, verfeindet die Brüder extrem. Wegen Verrat und Mordes sind die Brüder des Todes verurteilt, doch Ferrante kann flüchten. Ferrante begegnet dem berüchtigen Freibeuter Teufelskralle mit dem er sich verbündet und fortan die tollsten Abenteuer durchlebt. Durch dieses neue Kapitel in seinem Leben verdrängt er den unbarmherzigen Hass und die Trauer vergangener Tage, bis er erfährt, dass sein Bruder noch lebt.

Lamberto Bava, seines Zeichen der Sohn des Italokultregisseurs Mario Bava, der für genreprägende Werke wie Blutige Seide zuständig war, begann seine Regiekarriere mit dem unbekannten Drama Venus of Ille, mitunter in Zusammenarbeit mit seinem Vater. Sein Name sollte fortan für Klasse bürgen, musste er sich doch wohl ungewollterweise und völlig freiwillig in den extrem populären Schatten seines Vaters stellen. Ein Unterfangen, Erwartungen die er zu überwinden wusste, und so begann auch seine eigentliche Karriere mit den durchaus sehenswerten Spätgialli Macabro - Die Küsse der Jane Baxter und dem bis dato berühmten und in Fankreisen geschätzten A Blade in the dark. Die Erwartungen ihm gegenüber waren durchaus bestätigt, und so sollten auch seine zwei Dämonenfilme Demoni 2 und Demoni einschlagen wie eine Bombe. Nicht zu Unrecht gilt Lamberto Bava als einer der besten Italoregisseure dieser Zeit, doch damit hegt er sicher den Umstand als einer derjenigen, die im Laufe der Jahre immer mehr von ihrer Qualität verlierten. Die Folgejahre nach Demoni waren gesegnet von innovationslosen und schwach inszenierten Horrorbilligflicks wie Per Sempre, Die Gruft oder Dinner with the Vampire.  Alles maßgebliche Titel, in einer Zeit, in der das italenische Kino immer mehr in der Versenkung und Bedeutungslosigkeit versank, denn auch weitere Regisseure wie Fulci oder Lenzi inszenierten, aufgrund deutlich abgesunkenem Budget, unsägliche, bisweilen billigst trashige Schundfilme ohne jeden Nennenswert. Selten gelang den Regisseuren darüber hinaus der Sprung in Richtung Besserung, fernab jeglicher gewaltexessiver Exploitation, ebnete sich aber L.Bava den Weg in Richtung leicht budgetiertes und leicht verdauliches Mainstreamkino. Die Prinzessin Fantaghiro Teile war nur wenige der unzähligen Flicks, die Bava bewunderswerterweise recht ordentlich inszenierte und bisweilen sogar recht bekannt zu sein scheinen. Zu diesen massentauglichen Produktionen des einst verdorbenen Splatterregisseurs zählt auch die vierteilige in Spielfilmfortmat produzierte TV - Miniserie Piraten der Karibik, die erstmalig 1999 im Free Tv ausgestrahlt wurde.

(SPOILER! (in allen besprochenen Episodenkritiken)

Piraten der Karibik gesellt sich heute und muss sich wie Bava damals gegen eine grosse Grösse gegenüberstellen, denn mit Johnny Depp erschien wenige Jahre später ein Mainstreamfilm, der ähnliche Thematik mit einem sonderbaren Hype public machte. Dabei ist auch schon der grössten Unterschied festzuhalten, denn Bava's 4 teiliger Piratenteil ist extra aufs Free Tv ausgelegt. Doch inwiefern, kann er darüber hinaus unterhalten?

Die Geschichte ist gewiss eingängig erzählt und ohnehin zeichnet Bava bewusst Charaktere, mit denen man symphatisieren kann. Sicherlich ein Umstand, der für eine solch dramaturgische und wendungsreiche Geschichte üblich und brauchbar ist. Die zwei Identifikationscharaktere, die Albritizibrüder, allen voran der von seinem Bruder verratene Farrante, regen zum Mitsehen an und insgesamt ist die erste Hälfte, die Hinführung zu den Piratenheldentaten der Baustein für die komplette Serie. Man gönnt dem ehrlichtreuen aber genauso dümmlichen Farrante die Beziehung zu der wunderschön adligen Livia ohne weiteres und umso dramatischer ist es dann, wenn im Kampf die etwas, bis dahin für den Zuschauer unsymphatische Frau stirbt. Ihre Zerstrittenheit mag zwar Nachvollziehbar sein, doch insgesamt sind ihre Gefühlwechsel und ihr doppeligen Gefühle für die beiden Brüder fordernd für die Antipathie gegenüber ihr, auch wenn dadurch sicher erst der Umschwung in die Geschichte kommt.

Der Umschwung kommt drastisch denn Farrante muss sich fortan durchs Leben kämpfen, bis er dem berüchtigten Pirat Todeskralle begegnet. Anfänglich als Trottel verspottet erlangt er bald die oberste Position in der Bruderschaft, doch sein Vorgehen, sein neues Leben als Engel der Dunkelheit, so sein neuer Name ist nur allzu unpiratig, denn seine Vergangenheit als treuer und gefühlvoll ehrlicher Mann lebt ihn im weiter. Zwischen all dieser recht symphatischem Tiefgang der Charaktere darf der vermeintlich freche Humor der Piraten nicht fehlen. Innerhalb dieses Piratentrips dürfen gewisse Klischees nicht fehlen und so haben wir mit Todeskralle einen recht fülligen und aberwitzig zynischen Altmeister seiner Zunft, der seine besten Zeiten schon hinter sich zu haben scheint. Das Alles ist bisweilen recht munteres Treiben, was in diesem recht gut gefilmten Kostümfilmes prächtig aufgeht, ohne dabei besondere Höhepunkte verzeichnen zu können.

Recht stimmige schwülstige Dialoge wechseln mit Piratenpower, unter Einklang immer fortlaufender idyllisch exotischer Klänge wirkt das Alles sehr authentisch. Doch Farrantes Abenteuer beginnt er in Teil 2 so richtig.

Die Kulissen sind stimmig und aufwändig gestaltet, die Kostüme bemerkenswert und die Kamera immer ruhig und passend.

Mal sehen wie sich Farrantes Abenteuer bezüglich des zweiten Teiles entwickelt. Man darf gespannt sein, denn mitunter mag es dennoch ein Problem sein, die Abenteuer Farrantes mit stimmigen und unterhaltsamen Material zu füllen ohne dabei zu langwierig und aufgesetzt zu wirken.

77%

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