Also dann, gehen wir es wieder an. Wir sind inzwischen bei Staffel/Tag 6 um die Geschichte des unverwüstlichen CTU Agenten "Jack Bauer" angelangt. Ähnlich wie auch bei "good old Jack" haben die Geschehnisse auch bei mir ihre "Spuren" hinterlassen.
Mein Gott, als ich anfing die Serie anzusehen, hatte ich tatsächlich noch Haare auf meinem Kopf und jetzt sehe ich selbst aus wie die Terroristen auf die es die amerikanischen Agenten abgesehen haben. Von "Jörg Pilawa" zu "Osama", ein grauenhaftes Schicksal!
(Bitte nicht foltern, ich will doch nur spielen)
Aber sei es wie´s sei. Auch"Jack" ist nicht mehr derselbe Mensch wie wir ihn noch aus Staffel/Tag 1 kennen. Innerlich schwer getroffen und äußerlich stark gezeichnet kehrt er wieder aus chinesischer Gefangenschaft zurück in die USA, nur um einen Verbrecher übergeben zu werden, dessen Bruder er einst getötet hatte. Die Regierung erhofft sich nämlich Informationen über einen gesuchten "Top Terroristen" zu erhalten, der anscheinend für eine sich gerade ereignende Anschlagsserie verantwortlich ist. Darum hat man sich entschlossen ("Präsident Wayne Palmer") "Jack" zu opfern, was dieser auch noch einfach so hinnimmt. (Tapfer und loyal bis zum Schluß, einfach ein Held!)
Es scheint fast so als würde sich unser "Hero" fast nach dieser Erlösung sehnen. Aber die Serie heißt nun mal "24" und nicht "Tod nach 5 Minuten". Es kommt natürlich alles anders und unser Held muß noch einmal, seinen Arsch in den Wind drehen und den Tag retten! (Verzeihung für die vulgäre Sprache, aber wir sprechen über Jack "ich esse keinen Honig, ich kaue Bienen" Bauer!)
Wenn man sich die Meinungen zu Staffel/Tag 6 so allgemein mal ansieht, merkt man das es gerade diese Staffel ist über die am meisten gemeckert wird (bis jetzt zumindest).
Warum eigentlich?
Ich werde niemals müde zu betonen, daß "24" zu keiner Zeit richtig schwach war, ist, oder in irgendeiner Form jemals auch schwach sein wird. Dafür ist die Serie einfach zu gut produziert, mit wunderbaren Schauspielern besetzt und mit einer Dramaturgie ausgestattet, die immer ein Mindestmaß an Spannung garantiert. So, punkt.
Allerdings kann man sagen, daß es jetzt erstmals möglich ist "24" in einzelnen Portionen bzw. Blöcken zu konsumieren. Die Serie stellte bisher nämlich größte Anforderungen an Leib und Seele. Der richtige "24" Junkie (bei allem was mir heilig ist, ich bin einer davon!) sah sich die jeweilige aktuelle Staffel natürlich "am Stück" an. Woran es am aktuellen
"Tag" mangelt, sind schlicht und ergreifend die unfassbaren, wendungsreichen, dramatischen "Cliffhanger". Manche Folgen haben für "24" Verhältnisse sogar einen richtigen Schluß, das macht Nächtelange "Sessions" natürlich obsolet.
Auch fällt auf das "Jack" manchmal nicht so unter Zeitdruck steht, wie sonst üblich. Manchmal wird genüßlich über die weitere Vorgehensweise diskutiert, politische Intrigen werden geschmiedet, alles ohne erkennbaren zeitlichen Druck und wenn die Handlung keinen Streß aufbaut, mache ich mir auch keinen, Basta!
Auch könnte man sagen, daß manche Charaktere/Storybögen nicht so einschlagen wie eigentlich erhofft. "Milo" z.B. bleibt eigentlich ein Charakter bei dem man nicht so richtg weiß, wohin er sich eigentlich entwickeln soll. Seine vielleicht JA, vielleicht NEIN Beziehung zu "Nadia" bleibt als gutes Beispiel zurück, wie einfallslos und vor allem ziellos man mit diesem Charakter umgegangen ist. (Soll er Genie sein/bleiben, oder Actionheld, oder sonst was?)
Auch die Figur des "Tom Lennox" (Peter McNicol) wirkt unglücklich (wieder eine Anzug/Krawatte Rolle für den "Ally McBeal" Darsteller, ich kann ihn einfach nicht mehr ernst nehmen)
Sehr schade die Entwicklung einiger altgedienter Charaktere, z.B. "Curtis" (er verhält sich für mich nicht glaubhaft, gerade er muß wissen, was passiert in Amnestiefällen, scheinbar ahnungslos fragt er immer wieder bei "Jack" nach und ist fassungslos ob der Entscheidungen der Regierung, wobei sein Hass durchaus verständlich ist, letztendlich läßt mich sein Schicksal aber eher unberührt, es wirkt einfach zu konstruiert und zu bemüht)
Man könnte jetzt so einige Details (Schauspieler, Storyline) anführen, alles nichts gravierend Negatives, trägt aber zum Gesamtbild bei, wenn man erklären will warum diese Ausgabe von "24" eher schwächer (als andere Staffeln) in Erinnerung bleibt. (Bei mir allerdings nicht!)
Einen Punkt möchte ich allerdings noch anführen. Ich habe seinerzeit erwähnt, daß ab Staffel 4 die (Leidens)geschichte um "Jack Bauer" komplett den Boden der Realität verläßt. (und damals wie auch heute gilt, dies muß nicht zwangsläufig negativ sein) Hier findet sie aber ihren vorläufigen (absurden) Höhepunkt. Man kann mit Fug und Recht behaupten, das Schicksal der Welt wird von der Familie "Bauer" entschieden, im Guten wie auch im Schlechten. Familie "Bauer" ist allgegenwärtig und lenkt die Geschicke dieser Welt. Man kann nicht mal eine Klospülung betätigen, ohne daß es von ihnen bemerkt/bewertet/gesühnt wird. Einfach schauderhaft und UNGLAUBWÜRDIG zum Quadrat und stellt somit den einzigen schwerwiegenden Kritikpunkt für mich dar. Das ist schon fast ekeleregendes "Dallas" oder "Denver Clan" oder "GZSZ" Niveau. Der "Mikrokosmos der Soaps" in seiner garstigsten Erscheinungsform.
Aber ich möchte nicht zu vernichtend rüberkommen. Die Staffel bietet mächtig Action, ich wurde (wie immer) prächtig unterhalten, spätestens ab der Mitte der Staffel stellt sich wieder das suchterzeugende "24" Feeling ein (eine Folge geht noch!)
Ricky Schroeder (Agent Doyle) ist ein TOP Neuzugang. Er repräsentiert die Härte, die "Jack" in dieser Staffel (ob seiner Zeit in Gefangenschaft) zuweilen etwas abgeht.
Natürlich wiederholen sich einige Ereignisse/Vorgänge aus vorigen Staffeln, aber man spielt auch teilweise gekonnt mit diesen Erwartungen. Es gibt auch wieder einige "Wow" und "Aha" Effekte. Überraschende Wendungen und tragische Vorfälle.
Jack muß Entscheidungen treffen und auch akzeptieren, die einen fassungslos zurücklassen. Armer Kerl und brutaler Hund gleichzeitig, er wird mehr und mehr zu einer tragischen Figur und in dieser Staffel zeigt er es auch (körperlich wie auch geistig). Eigentlich glaubt man kaum noch daran, daß es mit ihm noch ein gutes Ende nehmen wird.
James Heller: "Jack, auf ihnen lastet ein Fluch. Alles was sie anfassen geht eines Tages zu Grunde".
Ich für meinen Teil werde auch bei Staffel/Tag 7 wieder bereitstehen und mit "Jack" mitfiebern. Für mich nach wievor ein Stück moderner Fernsehgeschichte und wunderbare Unterhaltung um dem Alltag zu entfliehen.
God save "Kiefer"