Review

Die Kritik beruht auf der ungeschnittenen UNRATED-Fassung, die im Vergleich zur offiziellen, deutschsprachigen Schnittfassung von SUNFILM  ca. 6 Minuten länger ist!

Nachdem "SAW" und "Hostel" das Subgenre des sogenannten "*Torture Porn*" nicht nur mitbegründet, sondern vor allem auch  salonfähig gemacht hatten, wird der Markt geradezu von Machwerken dieser Art übrschwemmt und es war auch nur eine Frage der Zeit, bis die B-Movie-Schmiede NU IMAGE wortwörtlich auf den Zug aufsprang und mit "Train" einen weiteren Schocker getreu dem Motto *Splatter und Gore bis zum Exzess* kostengünstig Direct-To-DVD auf den Markt schmiss.

Nach nunmehr sieben Runden "SAW" und diversen Ablegern ist der Zuschauer mittlerweile gesättigt und abgestumpft und so erzielt "Train" bei Fans des Genres weniger die Schock- und Ekelwirkung, die sich Drehbuchautor und Regisseur Gideon Raff zum Ziel gemacht hatte.
Inszenatorisch einwandfrei und für NU IMAGE-Verhältnisse schon mehr als hochwertig, varriert der Film die Handlung aus "Hostel", verlegt sie in das Szenario von "The Midnight Meat Train" und würzt die Organräuber-Story a la "Turistas" mit durchaus gelungenen und teilweise derben *Made-by-Hand*-Effekten, die zwar realistischer  als die CGI-Orgie aus "The Midnight Meat Train" wirken, aber den Härtegrad von "SAW" nicht überbieten. Und so bietet NU IMAGE´S "Train" an der Gore- und Splatter-Front nicht viel neues und schon gar nichts, was es bisher noch nie gab - das aber handwerklich solide umgesetzt.

"Train" kommt anfangs recht schnell in Fahrt, auch wenn er sich allzu offensichtlich an "Hostel" orientiert - hier wie da gibt es ein paar Nuditäten und die genretyischen Knallchargen, die später als Kanonenfutter für einen irren Metzger herhalten müssen - doch zumindest wird bei "Train" die *Tits-and-Asses-Show* nicht über Gebühr strapaziert.

Alles in allem ist das Setting innerhalb des Zuges sehr gut in Szene gesetzt worden. Das dreckige Ambiente des Gepäckwaggons, in dem den Reisegästen nicht das Gepäck, dafür aber die Organe geraubt werden, passt sich dem schmutzigen Geschäft der Organhändler an, steht dabei im starken Kontrast zum kühl-sterilen OP-Zentrum und wirkt  weniger aalglatt und hochglanzpoliert als so manche Werke der Major-Studios. Die Folterärzte und deren Lakaien sind mit Sorgfalt ausgewählt worden, wirken widerlich und schmierig, und machen somit die Atmosphäre von "Train" perfekt.

Doch mit einer Laufzeit von satten 90 Minuten bringt der Film noch zu viel Gewicht auf die Waage, denn spätestens nach der ersten Hälfte machen sich erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar.
Regisseur Raff ist zwar ein grundsolider Handwerker, doch die Handlung bietet einfach zu wenig Substanz, um über die gesamte Fahrtstrecke zu unterhalten. Das blutige Geheimnis des Zuges wird zu schnell gelüftet und das Rätselraten um die und die Suche nach den vermissten Passagieren ist zu unspektakulär inszeniert worden. Auch hat Raff es versäumt, die klaustrophobische Enge des Zuges voll und ganz auszuschöpfen.

Der nächste Halt ist nicht die Hölle - wie der Titel reißerisch suggeriert - sondern irgendwo im osteuropäischen Nirgendwo und spätestens hier entwickelt sich "Train" endgültig zum ideenlosen "Hostel"-Plagiat und lässt Thora Birch als Scream Queen zur einzelkämpferischen Selbstjustiz-Amazone mutieren. Als solche ist sie streckenweise überzeugend, aber es bleibt der schale Nachgechmack, dass man alles schon einmal irgendwo gesehen hat.

Insgesamt gesehen ist "Train" inszenatorisch einwandfrei - vom Schnitt über die Kamera bis hin zur musikalischen Untermalung und der sorgfältgen Effektarbeit ist der Film meilenweit von unterirdischen Machwerken wie "Live Feed" oder "Hollywood Kills" entfernt, aber auch nicht mehr als ein auf Schocks und blutige Effekte ausgelegtes Plagiat im Kielwasser bekannter Vorbilder und einfach nicht shocking genug um eingefleischten Fans den letzten Nerv zu rauben.

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