Review
von Carbusters
Zur 3. "Nonfiktionale", dem Dokumentarfilmfestival in Bad Aibling, verfassten Gymnasiasten des örtlichen Gymnasiums Filmkritiken für die Regionalzeitung.
Hier die Besprechung zu: "Otzenrath 3° kälter" von Julia Haustein (der Film behandelt den Braunkohle-Tagebergbau in Nordrhein-Westfalen und beobachtet die Folgen, die der Bergbau für den Ort Otzenrath brachte):
"Das gibt es nur bei uns am schönen Niederrhein/In unserer einzigartigen Brennstoffbürokratie...", singt Georg Kreisler zu Beginn des Films.
Wohl wahr, denkt man sich als Zuschauer, denn im Verlauf des Films sind immer wieder rauchende Kohlekraftwerke, tote, leblose Erdflächen und rotierende Riesenbagger zu sehen.
Acht Prozent Energiegewinn, rund 2.500 Arbeitsplätze und zwölf Prozent Gewinnsteigerung für RWE sind die Vorteile des Braunkohle-Tagewerks bei Otzenrath. Doch fragt man sich des Öfteren, ob es das wirklich wert ist, dafür fruchtbare Erde umzugraben und 7600 Menschen aus ihrer Heimat zu entwurzeln.
Hilflos muss man mit ansehen, wie das ewige Licht in der 136 Jahre alten Dorfkirche von Otzenrath gelöscht und diese somit entweiht wird. Umso bewundernswerter ist es, wenn man Menschen sieht, die versuchen, den Verlust ihrer Heimat zu verkraften und das Beste aus ihrer Situation zu machen.Dieser großartige Film, der zwischen schwarz-weiß-ähnlichen Sepia-Aufnahmen aus dem Jahr 2000 und farbigen Aufnahmen aus 2006 immer wieder Vergleiche anstellt (*) und die Veränderungen dokumentiert, macht nachdenklich.
Unter anderem auch wegen den lustig gesungenen Abschlusszeilen "Auch wenn es unser Land mitunter leicht entstellt/Wir tun es für Sie und eine schnellere, bessere Welt".
Er macht aber nicht nur bezüglich der Wertigkeiten unserer Gesellschaft nachdenklich, sondern auch bezüglich der Schnelligkeit der Zeit an sich, mit der sich für manche von uns die Welt so drastisch verändern kann.
Julia Haustein (K13)
(*) Im Jahr 2001 veröffentlichte Jens Schanze „Otzenrather Sprung“. Der neue Film „3° kälter“ zitiert immer wieder aus dem Material für diesen Film, als viele Bewohner noch hofften, vom Tagebau verschont zu bleiben. Doch vergeblich; der alte Bauer ist gestorben (aus Gram?), sein Sohn konstatiert bedauernd den ständigen Wind, der jetzt kalt sein Anwesen pfeift.[Carbusters]