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Regisseur Yves Simoneau (44 Minuten - Die Hölle von Nord Hollywood) konnte bisher kaum auf sich aufmerksam machen. Er startete seine Karriere mit B-Filmen und ist bis heute noch nicht weitergekommen. Mit "Ignition - Tödliche Zündung" ist ihm ein kleiner Höhepunkt in seiner Filmographie gelungen. Er könnte schon fast als Kinofilm durchgehen, wenn es nicht an Höhepunkten und Feinschliff fehlen würde. Drehbuchautor William Davies dürfte dem Filmkenner bestens bekannt sein, er schrieb die Drehbücher zu "Twins, Johnny English, Alien Autopsy" und auch zu "Stop! Oder meine Mami schießt".

Das Leben von US-Marshal Conor Gallagher (Bill Pullman) besteht nur aus Problemen. Er war auf Drogen, verlor seinen Job und hat das Sorgerecht für seine Tochter verloren. Doch bevor er ganz auf das Abstellgleis geschoben wird, soll er die Richterin Faith Mattis (Lena Olin) vor einem Bombenleger beschützen. Auch hat Faith einen Prozess gegen das Militär laufen und das schmeckt General MacAteer (Colm Feore) überhaupt nicht. Sein Handlanger Major Brunsen (Peter Kent) und dessen Truppe hat es nun ebenfalls auf die Richterin abgesehen. So hat Gallagher alle Hände voll zu tun.

Die solide Story ist leider total überladen. Es ist löblich, dass auf den Hauptcharakter Conor Gallagher intensiv eingegangen wird, aber man hätte ihm nicht noch eine Tochter verpassen dürfen. Die darf er nämlich im Moment nicht sehen. Und gerade diese Momente stören im Film. Simoneau drückt ein wenig auf die Tränendrüse, damit unser Held gleich menschlicher erscheint. Leider bremst er damit nur das moderate Erzähltempo aus. Weitere Klischees lassen sich bei Gallagher finden. Er war drogensüchtig, hatte viele Wutausbrüche, ließ sich von seiner Frau scheiden, aber insgesamt ist er doch ein sympatischer Kerl, der bei seinem Beschützerjob nochmal zur Hochform auflaufen darf.

Natürlich ist die Richterin anfänglich nicht über ihren Schatten begeistert, doch der rettet sie bald vor einer Autobombe. Die anfänglichen Zankereien zwischen den ungleichen Charakteren ist recht witzig geworden, nur ist das Verhalten von Faith in manchen Szenen fraglich. Gerade sie müsste als Richterin ein wenig vernünftiger sein. Stattdessen will sie Gallagher sogar feuern lassen und überschreitet mit ihrem Auto stets die zugelassene Höchstgeschwindigkeit. Aber die Beiden finden sich natürlich, es entwickelt sich eine Romanze, die Simoneau nur am Ende behandelt. Die eigentliche Story um eine schmuggelnde Einheit unter MacAteer ist nichts besonderes, jedoch weiss der Zuschauer anfänglich gar nicht um was es geht. So sind die Ermittlungen von Gallagher und Faith recht interessant.

Leider enttäuscht die Action ein wenig, genau hier hätte Nachholbedarf bestanden. Die Actionszenen sind recht gut im Film verteilt, dürfen aber nie ausarten. Die Shootouts sehen ordentlich aus, sind aber völlig unblutig und meist sehr schnell wieder vorbei. So ist es mit jeder Actionszene. Meistens wird geschossen, Zweikämpfe gibt es kaum, daneben gehören noch kleinere Verfolgungsjagden zum Programm. Alles ganz nett inszeniert, aber da wäre mehr drin gewesen. Auch das Finale dürfte krachiger sein. Aber man muss "Ignition" zu Gute halten, dass alles handmade ist. Die großen Explosionen können sich wahrhaftig sehen lassen für einen B-Film.
So können auch die Locations überzeugen, ganz besonders am Schluss auf der Raketenbasis.

Mit Bill Pullman und Lena Olin konnte man auch zwei Schauspielgrößen gewinnen. Pullman ist zwar nicht die beste Wahl, um den Marshal Gallagher zu verkörpern, aber überraschenderweise überzeugt er sogar in den dramatischeren Szenen. Lena Olin spielt suverän die Richterin Faith und Peter Kent hat genau das richtige Aussehen, um den unsympatischen Jäger Brunson zu spielen. Colm Feore als General ist ein wenig schwach, Michael Ironside überzeugt in einer Nebenrolle.

"Ignition" ist ein solider Actionthriller mit ordentlichem Cast. Die erste Halbzeit könnte ein wenig mehr Tempo vertragen, die Story offenbart nur wenig Überraschungen. An Action müsste mehr vorhanden sein, das Gebotene ist zwar in Ordnung, darf aber nie ausarten. Insgesamt sieht "Ignition" wirklich gut aus und sorgt lückenlos für Unterhaltung. Sehr gute 6 Punkte dafür.

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