Inhalt
Christoph Schlingensief dreht 10 Jahre nach TALK 2000 Piloten für eine neue Talkshow. Obwohl klar ist, dass diese Piloten niemals ausgestrahlt werden, kommen sie alle: von Jürgen Fliege bis Rolf Hochhuth, von Oskar Roehler bis Claudia Roth, von Lea Rosh bis Sido. Was als unterhaltsame Infragestellung der medialen Selbstdarstellungen beginnt, erhält eine dramatische Wendung, als private Probleme des Talkmasters und eines Gastes während der Aufzeichnungen bekannt werden.
Bewertung
Vorab:
Ich bin ein Riesen "Fan" des gesamten medialen Werkes von Christoph Schlingensief (CS), von den "trashigen" Film-Klassikern bis zu den neueren Aktionen der letzten Jahren quer durch alle Medien. Wobei Trash ja der falsche Ausdruck ist, angesichts seiner Filme wirken viele der Overground-Produktionen geradezu trashig.
Aber leider hat mir diese Veröffentlichung/das Projekt nicht gefallen. Was bei Talk 2000 noch geniale Unterhaltung mit vielen Höhepunkten war gerät hier leider zur einer unbeabsichtigten Nabelschau persönlicher Konflikte von CS.
Total lächerlich ist auch der "vermeintliche" (?) Konflikt mit der begleitenden Bank, deren Habitus und Ernsthaftigkeit bzgl. dieses Projektes total lächerlich ist. Diese haben nicht verstanden um was es überhaupt geht und reiben sich an Kleinigkeiten auf.
Gut ist die Integration der "behinderten" Protagonisten die man schon aus "Freakstars 3000" kennt. Erstaunlich gut agieren weiterhin Herr Fliege, und die "Freakstars". Ganz schlimm und der Situation nicht im geringsten gewachsen: Sido, Rolf Hochhuth, Lea Rosh, Claudia Roth.
Peinlich berühren die Situation in denn CS vor der Kamera exzessiv seine Telefon-Gespräche mit dem Vater vorlebt,das allein ginge ja noch, dann wird ein Studiogast wird zum Vaterersatz umfunktioniert und zärtlich gestreichelt,hinterher ist das CS sehr peinlich und er weint vor der Kamera, sagt dann aber spontan es "sei ja dann auch nicht echt..." dann spricht er in der Show nur noch über die Krankheit usw.usf.
Zusammenfassend eine relativ schwache Vorstellung die einerseits von der Realität auf allen Seiten schon überholt wurde, andererseits eine so übertriebene Selbstdarstellung, ein Betteln um Liebe bei der die Peinlichkeit überwiegt. Ständig versichert sich CS bei seinen Freunden dass er noch gemocht wird und findet selbst die peinlichsten Ideen seiner Mitstreiter "toll".
Ich schliesse mich anderen Stimmen an die sagen, das die ehemals Provokation nun zur radikalen Ich-Erzählung, zur peinlichen Nabelschau geworden ist. Es ist überzogen und teilweise möchte man das wirklich nicht sehen und vorspulen.
Da es dennoch besser ist und auf eine Metaebene teilweise funktioniert und ich den sonst sehr hohen Standard von CS zum Massstab genommen habe gibt es von mir denoch fan-geprägte 6/10 Punkten.
Und ich wünsche CS einen positiven Verlauf für Genesung seiner eigenen Krankheit.