Don Qui-Owen allein gegen die Bankenmafia
Der deutsche Regisseur Tom Tykwer verschaffte sich, mit der mittelmäßigen aber erfolgreichen Bestsellerverfilmung „Das Parfüm“ eine Eintrittskarte nach Hollywood, die er sogleich mit der Verfilmung von „The International“, einem hollywoodstargespickten Verschwörungsthriller, einlöste. Der Film, der mit großen Namen wie Clive Owen, Naomi Watts und Armin Müller-Stahl klotzen kann, behandelt (perfekt im Trend liegend) die sinisteren Machenschaften einer global agierenden Bank und ihrer Schergen… pardon Manager.
Vor allem die Aktualität der Geschichte bietet durchaus Potential zu einer zumindest ansatzweise spannenden Story, welche aber durch eine langatmige Inszenierung und farblose Charaktere in die Durchschnittlichkeit gedrückt wird. „The International“ weist zwar keine großen Plotlöcher oder gröbere Fehler beziehungsweise Schnitzer auf, bietet aber auch keine Highlights oder gar eine durchgehend fesselnde Story. Der Film läuft so ereignislos und langweilig ab, dass man sich in einem billigen amerikanischen Fernsehfilm vermutet. Das ist natürlich an sich nichts Schlechtes, hat aber auf der großen Leinwand nichts verloren. Sowohl Regie als auch Drehbuch hecheln unmotiviert einem zweifelhaften Höhepunkt entgegen, der sich bei näherer Betrachtung als unspektakulärer und mittelmäßig choreographierter Shoot-Out entpuppt, welcher sich nicht einmal homogen in die ansonsten sehr ruhige und durchstrukturierte Geschichte einfügen mag. Die Rede ist an dieser Stelle von einer Schießerei im (authentisch nachgebauten) Guggenheim-Museum. Für mich stellt der Streifen somit ein Musterbeispiel für einen Film dar, der nur aus einer Szene zu bestehen scheint beziehungsweise sich nur über jene definiert.
In nahezu jeder einzelnen Kritik, ob in der Filmzeitschrift Cinema, in diversen österreichischen Tageszeitungen oder in Onlinereviews, allerorts wird der Film als Thriller- und Spannungshighlight gepriesen. Das ist natürlich absolut in Ordnung; Meinungen sind bekanntlich ebenso wie Geschmäcker verschieden. Als einzige Begründung wird jedoch meist nur die besagte Guggenheim-Actionszene in der Mitte des Films genannt. Hierbei frage ich mich ernsthaft ob es neuerdings bereits ausreicht eine mittelmäßige und vorhersehbare Tatortstory um eine einzige reinrassige Actionszene zu arrangieren um überall gute bis ausgezeichnete Kritiken abzugreifen. Denn an der ausgeklügelten Story und den sensationellen Darstellern kann es meiner Meinung nach nicht liegen.
Der konstruierte Plot um den Interpol-Agent Louis Salinger (Clive Owen) und seinen vergeblichen Kampf gegen die Windmühlen der internationalen Großbanken, der bestechlichen Politiker und des korrupten Polizeiapparats reißt in Zeiten von Jason Bourne und Jack Bauer nun wirklich niemanden mehr vom sprichwörtlichen Hocker. Ein Einzelkämpfer, der CSI-ähnlich Spuren besser liest als die zuständigen Ermittler, sich über alle Regeln hinwegsetzt und lakonisch dreinblickend (wirklich absolut überraschungsarme) Plottwists durchlebt ist im Jahre 2009 ebenfalls nichts Besonderes mehr. Vielleicht hätten ein Edward Norton, der sogar dem „Hulk“ Tiefe verleihen konnte, oder ein Christian Bale, der Batman aus der Versenkung führte, den Film retten können. Clive Owen ist dazu jedoch nicht in der Lage.
Ich persönlich halte ihn für einen der meistüberschätzen Darsteller unserer Zeit. Ich könnte keinen einzigen Film nennen in dem seine Performance besser als durchschnittlich ausgefallen wäre. Hoffnungsloses Overacting in „Sin City“, „King Arthur“ und „Shoot `em up“, einschläferndes Schauspieltheater in „Hautnah“ und „Entgleist“ und Pseudolakonie in „Inside Man“ und „Children of Men“. Vielleicht ist es Unterforderung, Talentlosigkeit, ein Geburtsfehler oder einfach nur Berufslangeweile, die dazu führt, dass Clive Owen in all seinen Rollen ein Slow-Motion-Acting an den Tag legt, das gefährlich an der Performance einer Bronzestatue vorbei schrammt. Egal was es ist, spannungssteigernd ist es nicht. Selbiges gilt leider auch für „The International“. Clive Owen quält sich mit möglichst wenigen Gesichtszuckungen farb- und emotionslos durch den konstruierten Gutmenschen-Plot. Ganz nebenbei erwähnt: Auch seine Filmpartnerin Naomi Watts war selten so farblos wie in diesem Film.
Vielleicht hört sich das jetzt etwas zu hart an, aber der Film hat mich wirklich zutiefst enttäuscht. Die Geschichte ist mittelprächtig, die Darsteller agieren gelangweilt, die Actionszenen sind bis auf einige Spitzen quasi nicht existent und die gesamte Aufmachung erinnert an eine unausgegorene Mischung aus bekannten TV-Formaten. Des Weiteren ist die Figurenzeichnung klischeehaft und an einigen Stellen sogar unpassend und absurd.
Fazit
Müsste ich den Film mit einem Wort beschreiben würde ich einfach - Langweilig - sagen. „The International“ ist ein Paradebeispiel für einen höchst durchschnittlichen Film ohne Höhen und mutet in seinen besten Momenten wie eine Dokumentation über korrupte Bankmachenschaften an. Auch die gelangweilten Hauptdarsteller können daran nichts ändern.
In ein bis zwei Jahren mal im Kabelfernsehen reinzappen sollte auf jeden Fall ausreichend sein.