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Der deutsche Regisseur Tom Tykwer ("Heaven") präsentiert mit "The International" einen spannenden und zugleich angenehm nüchtern inszenierten Korruptionsthriller, welcher im Zeichen der aktuellen Wirtschaftskrise und zwielichter Bankaktivitäten rund um den Globus gleich eine zusätzliche, unmittelbare Brisanz erhält.
Im Falle von "The International" ist zwar freilich alles Fiktion, doch erscheint die Grundidee eines illegale Geschäfte tätigenden Geldinstituts, das, in die Enge getrieben, auch ohne mit der WImper zu zucken über Leichen geht, nicht allzu weit hergeholt. Was würde heute noch ernstlich überraschen angesichts der Skandale am Fließband, die die abendlichen Nachrichten tagtäglich liefern?

Tom Tykwer gelingt es in seiner zweiten internationalen Big Budget-Produktion, von der ersten Filmminute an für dichte Atmosphäre zu sorgen. Wir werden Zeuge, wie ein Aussteiger in Hamburg brisante Informationen an Interpol zu überreichen sucht, dabei jedoch durch eine geradezu klassische Liquidation nach bester KGB-Machart beseitigt wird. Interpol-Agent Clive Owen beginnt im Korruptionssumpf der IBBC-Bank zu ermitteln und gerät dabei zusammen mit Staatsanwältin Naomi Watts schnell in akute Lebensgefahr.
"The International" bleibt hierbei praktisch durchgehend sehr bodenständig, was nicht nur der Spannung zu Gute kommt, sondern darüberhinaus auch eine wohltuende Abwechslung zum sonst auf den Leinwänden eher üblichen Effektspektakel darstellt.
Von seiner Gesamtkonzeption erinnert Tykwers abwechlsungsreiche Hatz rund um den halben Globus vielmehr an Filme wie Sydney Pollacks "Die Dolmetscherin". Entsprechend gering fallen die Actionanteile aus, was dem packenden Vergnügen jedoch keinerlei Abbruch tut. Ja beinahe schon wie ein Fremdkörper will, obgleich optisch sehr ansprechend und kompromisslos in Szene gesetzt, eine sehr ausgedehnte Schiesserrei in einem berühmnten Museum wirken. Weit eher im Sinne der Gesamtkonzeption zeigt sich dann schlussendlich das Finale: Geradezu faszinierend schlicht, schmerzlos und hoch atmosphärisch. In dieser Hinsicht auch stets hervorzuheben: der zurückhaltende, aber ungemein treibende Soundtrack und die tolle Kameraarbeit, die nicht nur in der Inszenierung der geradezu erdrückenden Gigantomanie und Eiseskälte des IBBC-Hauptquartiers zu brillieren weiß.

In schauspielerischer Hinischt vermag "The International" ebenfalls zu punkten. Clive Owen ("Children of Men", "Indside Man", "King Arthur") entwickelt sich zunehmend zu einem meiner aktuellen Schauspielerfavoriten und auch Naomi Watts ("King Kong") ist immer wieder gern gesehen. Ergänzt wird das illustre Ensemble durch Altstar Armin Müller-Stahl und Ulrich Thomsen in der sehr gut getroffenen Rolle des eiskalten IBBC-Vorstands.

Fazit: Gleichermaßen altmodischer wie packend-spannender Thriller, der sehr stimmungsvoll die internationale Dimension des organisierten Verbrechens vermittelt und dabei glücklicherweise weniger auf plakative Effekthascherrei, dafür vielmehr auf eine packende, aktuelle Story, anwechslungsreiche Schauplätze und eine treibende Inszenierung setzt. Absolut empfehlenswert!

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