Holland 1979. Frankie, Sohn eines jüdischen KZ-Überlebenden ist eigentlich ein ganz normaler Junge. Mit seinem besten Freund, farbig und Sharp-Skin geht er auf Punkkonzerte. Sein Freundeskreis besteht aus Punks, Skins und Kiffern. Doch als seine Mutter an Krebs erkrankt fällt er in eine tiefe emotionale Schlucht und die ohnehin angespannte Situation zu seinem Vater steigert sich ins Unermessliche. Nach einem Streit mit seinem besten Freund und immer herberen Konflikten findet er Unterschlupf bei Rechtsextremisten, deren Zusammenhalt Frankie sehr imponieren. Duch seinen debilen Charakter gerät er in einen immer tieferen Sumpf, bis er einen Schwarzen absticht. Nun erfährt er, was wirkliche Gefangenschaft heisst.
Are the kids united?
Skin - Hass war sein Ausweg, ist ein im Jahre 2008 entstandender Low Budget Film, der gekonnt die Entwicklung und persönlichen bzw. familiären Abstürze eines Jungen schildert. Die änfänglich harmonische Lage, rebellisch und unerschrocken, besteht sein Leben mit seinem besten Freund aus Partys, Punkkonzerten und diversen Schlägereien. Er durchlebt seine persönliche rebellische Jugend, fernab von Religion oder authoritären Menschen.
Sein Leben besteht vordergründig aus Spass, selbsternannte Ideale bleiben dabei aussen vor, zumindest sehen wir nichts von persönlicher Motivation, die ihn dazu machte, was er jetzt ist.
Parole Spass, ohne jede Rücksicht. Eigentlich eine normale Jugend und ein Leben in extremen subkulturellen Kreisen. Doch seine Persönlichkeit ist von Anfang an geschwächt, denn auf seinen Vater ist er nur allzu schlecht zu sprechen. Warum erfahren wir in dem Film nur vage, auch wenn gewisse ironische Bemerkungen Frankies auf eine gewisse antireligiöse Haltung sprechen. Das mag wohl der Hauptbeweggrund für den tieffundamentalistischen jüdischen Vater sein, seinem angeblich missratenen Sohn feindlich gegenüber zu stehen.
Die debile Person, vom Vater missverstanden, wird dabei nur allzu authentisch verkörpert, er kann es nicht verstehen, dass dem Vater seine Religion wichtiger ist als die schwerkranke Mutter. Er predigt für das Leben, doch SEIN Leben, das seiner Mutter und seinem Sohn geht den Bach herunter.
All diese tiefverwurzelten und auch psychologischen Hintergründe und Zusammenhänge erzählt der Film ohne Zweifel tadellos, ohnehin ist das Erzähltempo des Films und die Entwicklung des Jungens nachvollziehbar, die Story darin routiniert.
Tragik pur, was sich in dieser Geschichte auftut, und auch wenn der Junge keine wirkliche Gesinnung hat, weiss man von vornerein, dass der Sumpf seiner Probleme in der Ernüchterung seiner Familie liegt. Doch der Wandel von Frankie zum Neonazi, wenn auch unbewusst oder recht gezwungen, geschieht recht unverständlich, denn eine kleine Schlägerei zwischen zwei Freunden sorgt sicher nicht dafür, dass man bei Rechtsextremen Unterschlupf sucht.
Aber auch mit dieser Schwäche fesselt der Film ohne weiteres, man schwankt bedenklich zwischen Mitleid und Hass gegenüber Frankie, auch wenn sein Motiv sicher nachvollziehbar ist. Vom besten Freund alleingelassen, vom Vater verachtet, die totsterbenskranke Mutter im Krankenhaus. Von allen missverstanden und allein. Da ist die schwache, fehlgeleitete und antriebslose Figur für die rechtsextreme Truppe gerade Recht, schliesslich passt er jetzt auch optisch in deren Gruppe, denn des besten Freundes wegen liess er sich ebenfalls eine Glatze schneiden.
Wie schnell man durch familiäre Umstände und den Frust über jeden und alles von linksradikalen Absichten zu rechtsextremen Absichten wechseln kann, ist da schon ein gewagter Schritt, vorallem will uns der Film damit vorallem zeigen oder eben auch warnen, dass vielleicht debile Charaktere eher in den Sumpf von Rechtsextremismus gelangen.
Natürlich ist das zweifelhaft, der Film spricht eine Problematik an, geht aber insofern nicht tiefer in die Materie ein. Ein Problem, mit dem schon Oi! Warining zu kämpfen hatte. Wie auch immer, Skin ist eine durchweg spannende, authentische, nachvollziehbare und vorallem mitreissend dramatische Geschichte, die ganze Entwicklung, deren Schauspiel und deren Abgründe packen einen wahrlich an den Eiern, insofern öffnet er auch einem die Augen. Mit recht kostengünstigen Mitteln gedreht, die Optik des Films auf alt getrimmt, die Synchro stellenweise holprig, doch das alles kann das komplette emotionale Erlebnis nicht im geringsten verblassen.
Fazit:
Skin ist ein tiefschürfendes Drama, deren Abfolge zwar aufgrund des debilen Protagonisten und deren Entwicklung nachvollziehbar ist, aber auch in manchen Aspekten und Wendepunkten weit dahergeholt erscheint. Das alles kann aber die Hauptaussage des Films wenig schwächen. Skin reiht sich in die Riege der Filme wie Romper Stomper, Oi Warning oder American History X tadellos ein. Eine Empfehlung für jeden, der die letzten 3 Filme verstand und mochte.
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