Review

Ganz was Feines. Ein Remake mit Öko-Botschaft und das in Zeiten von Terrorismus, globaler Erwärmung und Finanzkrise. Da ist das Auftauchen von Aliens zur Beendigung des menschlichen Lebens natürlich eine ganz feiste Idee amerikanischer Produzenten, die natürlich händereibend mal so tun dürfen, als zeigten sie auf sich selbst, ohne gleich als Nestbeschmutzer zu gelten. Kommt vielleicht zwei, drei Jahre zu spät, das Ding oder hätte auch komplett geknickt werden können, denn mal ehrlich: So dumm fühlte man sich im Kino zuletzt bei „The Happening“.

Gut, das mag noch nicht so lange her sein, war dafür aber auch reichlich dämlich und „Der Tag...“ versucht wirklich Einiges, um dem nahe zu kommen. Da wäre zum Beispiel diese Sicherheitstype, die versammelten Wissenschaftlern und Militärs erklärt, dass sich ein Objekt der Erde nähert und fast augenzwinkernd, nach innen kichernd zeigt, dass man in weniger als Spielfilmlänge am Arsch ist. Als die kugelige Sphäre dann – leicht verspätet – im Central Park landet, versammelt sich dort natürlich Alles was in irgendeiner Form schießen kann und als Milch-Klaatu dem Ding entsteigt und Jennifer Connellys Patschehändchen greifen will, knallt man ihm natürlich erst mal einen vor den Latz. Wer das als Kritik am nervösen amerikanischen Zeigefinger auffassen will, darf das gerne tun, aber normale Aliens hätten uns nach so einer Aktion mal so ganz ohne zu fragen pulverisiert.

Nicht so unser Lieblingsphilanthrop Klaatu. In der wahrscheinlich originellsten Szene des gesamten Films, schält sich dieser aus seinem „biologischen Raumanzug“, wie es heißt, und nimmt seine menschliche Gestalt an. Diese Szene ist definitiv faszinierend, durchaus originell und kann sich sehen lassen. Danach geht es aber ruckizucki weiter.
Die Amis halten nämlich erst mal ihre Fuchtel über den Nicht-Erdling, der bald erklärt, mit einem Repräsentanten der Menschheit sprechen zu wollen, wofür sich so ein paar Amerikaner natürlich ganz schnell halten. Wo einigermaßen klar denkende Menschen nun erleichtert aufatmen würden, da die Lebensform Gesprächsbereitschaft signalisiert, meint die US-Verteidigungsministerin in Vertretung des Präsidenten in etwa sagen zu müssen: „Nix da. Wir setzen dich unter Drogen und stellen dir unangenehme Fragen.“

Das erste Drittel des Films gehört Kathy Bates und man möchte gar nicht, dass es ihr gehört, denn selbst für eine amerikanische Politikerin verhält sie sich einfach zu stur, zu aggressiv. Man wünscht sich, Genosse Klaatu würde ihr mal die Gehirnwellen rösten. Tut er aber nicht. Währenddessen scheint der US-Präsident wohl nie wirklich aus dem Sicherheitsurlaub zurückkehren zu wollen, ebenso wie Vertreter anderer Nationen scheinbar kein großartiges Interesse am Propheten des jüngsten Gerichts zu haben scheinen. Kann man auch als Botschaft auffassen, aber dann sind Soaps auch tiefemotionale Dramen.

Wie eine Befragung, von Kameras unbeobachtet und nur mit Klaatu und einem anzugtragenden Hänfling im Raum, ausgeht, kann man sich denken. Ist so unlogisch wie es klingt, auch wenn hier ein, zwei Szenen ganz cool sind. Cool ist auch der erste Auftritt von Gort, dem kultigen Mega-Roboter, der ein paar Flugzeuge und Panzer schrotten darf, dann aber nur nutzlos herumsteht, später sein Erscheinungsbild ändert und dessen Name auch noch durch eine schmerzende Abkürzung erklärt wird. Wessen Intellekt da nicht rebelliert, kann sich ja schon mal auf „Transformers 2“ freuen.

In die herrliche Unlogikparade reihen sich die vielen anderen Sphären, die so urplötzlich auftauchen, wie sie später abdampfen, ein. Einen gewissen Sinn gibt man ihnen zwar mit auf den Weg, aber man kommt nicht umher sich zu fragen, was die Dinger eigentlich sollten. Ebenso könnte man sich ja eigentlich freuen, dass Klaatu, der sich noch unwohl im menschlichen Körper fühlt, vom Mann mit der patentierten Sparmimik, Keanu Reeves, verkörpert wird. Passt sehr gut, nur leider hat Klaatu nicht viel mehr zu tun, als wie bei einer Schnitzeljagd umher zu latschen, als meistgesuchte Person der Welt im Polizeirevier zu hocken und einem Informanten, bei dessen Bericht über die Menschheit zuzuhören um das Fazit mal so was von gekonnt zu ignorieren.

Schon klar. Klaatu soll erst ganz langsam lernen, dass Menschen durchaus nett zu einander sein können, dass so Empfindungen wie Liebe sich ganz dufte anfühlen, aber muss diese Erkenntnis unbedingt dann kommen, wenn sich Jennifer Connelly und Will Smiths Sohn gerade beim derbsten Kitsch-Dialog gegenseitig die Backen abheulen? Überhaupt; wer hat klein Smith in diesen Film gelassen? Eigentlich ein traumatisierter, kleiner Junge, ohne Vater, ohne Gefühle für die Stiefmutter, der gerade mit einem Alien um die Häuser zieht, wirkt Jaden Smith aber mehr wie ein neunmalkluger, vorlauter Bengel, der Probleme immer erst erschießen will, statt sich ihnen zu stellen. Das ist nicht nur nervig sondern auch platt bis zur Durchsichtigkeit und zwingt die unterforderte Connelly immer wieder zu zähneknirschenden Szenen.

Wer es bis dahin noch nicht kapiert hatte, darf sich in einer fast komödiantisch wirkenden Szenen zwischen Klaatu und John Cleese noch mal erzählen lassen, wie der Stand der Dinge ist. Wir schlimmen Wesen von Menschen haben die Erde fast zerstört und gehören ausgelöscht, ehe die Gegenseite losstürmt: „Nein, gebt uns noch eine Chance. Wir können uns ändern und außerdem fühlt es sich immer mal wieder toll an, ein Mensch zu sein.“ Bei solch plakativer Botschaft Marke Holzhammer, braucht man sich nicht zu wundern, wenn selbige komplett verpufft. Ja, wir kapieren schon, dass wir schreckliche Parasiten für diesen Planeten sind und sollte es Aliens geben, Junge, Junge, wären wir am geliefert. Bei dauerschießwütigen Amis und derart vorphrasierter Moral kann ich mir aber auch das aktive Mitdenken sparen und das bildgewaltige Finale mal eben so wegsnacken.

Dort wütet eine nicht näher definierte Wolke, Klaatu unterschätzt seine eigenen Fähigkeiten und das viel zu positive Schicksal der Erde scheint aus einer Laune heraus entschieden worden zu sein. War ja bis dahin einigermaßen solide Inszeniert und so rein handwerklich und unterhaltungstechnisch hat man uns dieses Jahr schon Schlimmeres vorgesetzt, aber dieses Finale ist dann doch eindeutig zu halbgar. Da hatte man a) keine Eier oder b) keine Lust. Die Krönung ist aber definitiv das Lied für die Abschlusstitel, wo doch plötzlich der rappende Thomas D ein zu gewollt sozialkritisches Ständchen zum Besten gibt. Wird wohl maximal im deutschsprachigen Raum so sein und ist dem Film an sich nicht wirklich anzukreiden, aber Alter Schwede, ist das grausig. Etwas unpassenderes, stilloseres und blöderes lief schon lange nicht mehr über die Endtitel eines Films. Dafür gehören ein paar Pfeifen vom deutschen Verleih aber nach allen Regeln der Kunst ausgelacht und vermöbelt.
4/10

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