Review

Achtung: Dieses Review scheint regelrecht von Spoilern durchsetzt zu sein, also Weiterlesen auf eigene Gefahr, andererseits wer weiterliest, entzieht sich eventuell der Gefahr des Anschauens im Kino.

Was haben wir denn hier? Ein Remake eines absoluten positiven Science-Fiction Klassikers, der den Weltfrieden predigt und auf Toleranz und alles Gute im Menschen verwies.
Nun ist also angedacht, jenes Gutstück von dmals in die heutige Zeit zu versetzen und dem gemeinen Menschen von heute jene Werte zu vermitteln und mehr. Mehr deshalb, da nun auch auf die Umweltprobleme eingegangen werden soll.
Näher gebracht werden soll uns diese Nachricht von keinem geringeren als dem Auserwählten, unserem allseits beliebten Neo, der auch schon mal Buddah war und nicht zu vergessen einer der beiden Hoschis, die die Zukunft verbesserten mit ihrer Rockmusikzupferei: Keanu Reeves.
Ihm zur Seite stehen schauspielerische Hochkaräter wie Kathy Bates und Jeniffer Connely, beides ihres Zeichens Oscarpreisträgerinnen.
Außerdem natürlich noch Super-Special-Effects, ich verweise hier nur mal auf die allseits bekannten Trailer, als Vorgeschmack.
Im Prinzip also ein sicheres Ding, die Message ist super-dufte, die Darsteller top, die Effekte heutzutage ein Selbstläufer, und für die kleinen Girlies heutzutage, die ja immer mehr Anteil am Scheitern oder Bestehen an den Kinokassen sorgen, ist Big Willies Sohnemann Jayden Smith glücklicherweise auch noch mit von der Party.
Dennoch.....

Die Story wirkt unausgegoren und unausgereift, gute Ideen und Ansätze werden von holprigen Storyelementen einfach überrannt.
Ein Beispiel: Wieso ist Jenniffer Connely Charakter immer überall zur Stelle, wenn sie nicht einmal annähernd im Staatsdienst tätig ist? Wieso darf sie den Außerirdischen einem Verhör unterziehen? Wieso will Klaatu (so der Name des Außerirdischen) zuerst mit der UN sprechen, hat auch die Macht und Möglichkeiten hierfür, verfolgt dieses Vorhaben während dem gesamten Film einfach nicht mehr? Wieso ist dieser kleine Junge überhaupt im Film?
Die gesamte Dramaturgie ähnelt eher einem 70er und 80er Sci-Fi-Film der zweiten Klasse, nur halt mit besseren Effekten.
Und auch am Ende ACHTUNG SPOILER - als die Erde still steht für einen Moment, wird den Menschen nicht gesagt, worum es überhaupt ging. Es wirkt alles wie ein riesiger Angriff auf die Menschheit, der im allerletzten Augenblick aufgehalten werden konnte. Ohne die Message, wegen welcher Keanu auf die Welt kam, sie aber nie verbreitete, ist der einzige Schluß, den ein mündiger Zuschauer ziehen darf, derjenige, dass sich die Welt nun noch stärker aufrüsten wird, um gegen die Alien Invasion, die irgendwann wieder stattfinden wird, zu wehren. Also im Klartext: Ohne seine Nachricht, geht es nun noch schneller mit der Menschheit bergab. SPOILER ENDE
Da fragt man sich tatsächlich nach Ende der Sichtung: Was sollte denn das?

Kommen wir nun mal zu den Schauspielern zu sprechen:
Es ist offensichtlich, dass die Damen des Films entweder ihren jeweiligen Zenit schon überschritten haben, oder einfach nur lustlos durch dieses Gewirr eines nichts irren. kein Elan, kein Esprit, tote Gesichter, schade, schade, schade.
Jayden Smith nervt von Anfang bis Ende, hat dort eine aufgesetzte immens wichtige Rolle für den Fortbestand der menschlichen Spezies (wieder einmal naive 80er Romantik: Eine Träne hier, eine Träne da, und die Menschheit ist doch zu Gefühlen fähig, verschonen wir sie doch einfach), aber wenn ich mir vorstelle, dass dieser Junge den nächsten Karate Kid spielen soll, oh Gottohgott (auf diesen religiösen Ausdruck des Entsetzens werde ich weiter unten noch mal zurück kommen...)!!!
Und Keanu Reeves? Persönlich bin ich ja der Meinung, dass der gute Mann stets als Schauspieler unterschätzt wird, liefert er doch seit Jahren gute Filme ab, in denen er auch nie sonderlich abfällt. Sicherlich, er braucht auch einen Regisseur, der ihn führen kann, ansonsten wirkt er mitunter etwas steif und unbeholfen. Aber in guten Momenten kann er sich sogar gegen Schwergewichte wie William Hurt, Forest Whitaker oder sogar Al Pacino und Jack Nicholson einigermaßen behaupten. Und in diesem Film? Keanu ist der einzige, der auch nur annähernd etwas dafür tut, dass dieser Film nicht zum Totalausfall wird. Er spielt bedeutungsschwanger, undurchsichtig, fast intensiv. Kurz, der Mann wird auf seine mittlerweile fast schon alten Tage richtig gut. Kurz nach Street Kings, wo er auch als Einziger zu überzeugen wußte, ist dies der zweite relativ schlechte Film von Keanu Reeves, in dem er aber trotzdem zu überzeugen weiß. Hut ab für Keanu.
Denn vom Potential her kann man ihm keinerlei Vorwurf machen, diese Rolle ist prinzipiell kein Fehlgriff. Lediglich die Regie, das Drehbuch, die gesamte Produktion ziehen den Film herunter, nicht die Idee.

Nun zur Produktion: Was soll denn das bitteschön? habt ihr die letzten drei Dekaden Filmentwicklung verschlafen? Wo ist euer Sinn für Dramatik und Handlung geblieben? Hattet ihr jemals welchen?
Und da hilft dieser ganze religiöse Humbug nichts. Jedes noch so religiöse Motiv wird hier verwurstet: Von Wiedergeburt im Buddhismus, Hinduismus, Schamanismus, bis zur Sintflut und des Arche-Noah-Prinzips in den Monotheismen dieser Welt. Hinzu kommt dann schließlich die gesamte Jesus-Ikonografie, die auf Klaatu umgemünzt wird: Übers Wasser laufen, gekreuzigt werden, für uns sterben, blablabla.
Von der Plage, die die Menschen auslöschen soll, ganz zu schweigen: metallisch anmutende Heuschrecken.
A propos: Wie baut denn unsere Umwelt diesen ganzen Giftmüll der toten Heuschrecken letztendlich ab? gar nicht? Es gibt mit Sicherheit in Sizilien noch eine Höhle, wo man die Fässer mit diesem toten Geviech einbunkern kann. dauert ja soweiso nicht allzu lange und die Außerirdischen kommen wieder, um zu beenden, was sie anfingen, und abrupt abbrachen, ohne den Menschen mitzuteilen, was das alles sollte. Die UN wartet bis heute.
Aber für die Mädels unter euch: Jayden hat es überlebt, Juchuu.

Gute Idee, perfekter Stoff für eine aktuelle Revision, ein sehr gut aufgelegter Keanu Reeves, das sind die einzigen positiven Punkte dieses Films.
Die negativen Punkte überwiegen: Alle anderen Darsteller sind mies, die Storyumsetzung ist grottig, und der Trailer zeigt alle Effekte, die es im Film gibt, nur noch spannender geschnitten.

Dieser Film dürfte mit ein Grund für die verschwindende Starpower Keanu Reeves' werden, und das obwohl ihm wirklich keine Schuld hierfür zu geben ist.
Schade, schade, schade.

3 Punkte

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