Review

 Der Tag, an dem die Erde stillstand
Dieser Murks-Film ist sicher kein Argument für das Überleben der Menschheit. Da hätte Klaatu erst recht für „Menschheit abschalten!“ plädiert. Ungefähr so wenig intelligent und innovativ wie einst die „Godzilla“-Plotten. OFDB-Kollegen wie McClane, HappyHarryMitDemHarten und Moonshade haben eigentlich schon alles gesagt.
Die erste Hälfte war ich meist noch positiv überrascht, hatte noch weniger Dialoge erwartet und weit mehr nervtötenden Lärm und Effektgewitter. (Aber keine falschen Vorstellungen: auch so blieben immer noch genug Krach, High-Tech-Waffen und Effektgedöns.) Auch die Einsicht des alten Asiaten/Agenten from Outer Space: „Der Mensch macht die Erde kaputt und wird sich nicht ändern!“ entspricht meinen jahrzehntelangen Beobachtungen, so daß ich eine ganze Weile gespannt darauf wartete, wie der Film dagegen argumentiert.
Haha, reingefallen: Gar nicht! - Der Film bemüht ein paar Argumente, die aber alle voll nach hinten losgehen:
1.) KINDERAUGEN. Das peinlich verkorkste Ethnische-Minderheiten-Schraatz, das permanent darauf drängt, dem Außerirdischen das Licht auszupusten und ihn und Mami schließlich an die Staatsgewalt verpfeift (hat wohl in seiner Jugend nicht „ET“ gesehen, sondern „Die rote Flut“ oder „Rambo III“). Das Kind ist sogar noch ein weiteres Argument gegen die Menschen, beweist statt Lerneffekt der Menschheit eher eine ungebrochene Fortführung der Traditionen frühkindlicher Gehirnwäsche à la Stasi, Gestapo & Co. - Als das Schraatz dann zur „Besinnung“ kommt, verlangt es als Erstes die Wiedererweckung des Soldatenpapis, wahrscheinlich weil der ihm wieder Militaria-Spielzeug schenken soll...
2) KUNST. Die Klassikmucke wurde auch schon von unseren Lieblings-KZ-Leitern und Alexander De Large (dem Killer/Vergewaltiger in „Uhrwerk Orange“) zur Entspannung geschätzt. Vielleicht gehört sie auf die Arche Noah; zur besseren Menschheit hat sie wohl nicht beigetragen.
3) VERNUNFT. Die Ansicht (eines vergreisten Monty Python) „Am Rand des Abgrunds wird sich die Menschheit zusammenreißen“ löste vor unserem Fernseher nur Gelächter aus. Wenn die Zuschauer ihre Weltsicht nicht nur aus Hollywood-Blockbustern beziehen, dann wissen sie, daß die Menschheit genau an diesem Abgrund steht und daß die herrschenden Eliten sich keinesfalls zusammenreißen, sondern die aktuellen Ressourcen- und Klimakatastrophen als Vorwand zu noch mehr Urwald-Abholzen, Auto-Produktion und der Käuflich-Machung von Luft nutzen. Es herrscht also „Business as usual“, wozu außer Planeten-Plattmachen auch die Produktion so eines Pseudo-Weltverbesserungs-Murks wie „Tag, an dem die Erde stillstand“ gehört.

Der Film selbst enthüllt schließlich (wenn der deplatzierte Deutsch-Rap-Song des Abspanns verklungen ist, und unser Geist wieder einsetzen kann) den Unsinn dieses dritten Arguments. Der Film selbst findet, trotz seiner unverschämten Anmaßung „Ich verbessere die Welt“, keine Idee, wie ein Umdenken der menschlichen Zivilisation auf den Weg gebracht werden könnte. Angesichts der Bedrohung bleibt er hilflos: Ihm fällt dazu nichts und niemand ein, er mobilisiert keine Öffentlichkeit, er präsentiert keine Utopie, noch nicht mal einen der ohnehin beschränkten Machthaber auf der Erde, keine Institution oder Instanz: Die Mächtigen verstecken sich vor Klaatu. Dialog mit außerirdischer Zivilisation: Pustekuchen, keinen Bock. Vernunft kommt nicht vor. Lieber lässt der Film die Amis Bomben schmeißen.
Nur die bezaubernde Jennifer Connelly spricht mit Klaatu, und - besser: Hört ihm zu. Unerklärlicherweise scheint ihn das zu überzeugen. Aber ihren mangelnden Einfluß auf das Weltgeschehen haben wir vorher deutlich genug gesehen: erst hilfloses Entführungsopfer SS-artiger FBI-Schergen; dann vom Labor gleich wieder an den Herd geschickt; nicht einmal das (männliche) Kind hört auf sie.
Nicht einmal bei der Menschheit übliche Verfahren „Machthaber rausbomben, Alien-Schutztruppe einfliegen, Marionettenregime installieren“ stellt der Film zur Wahl.
Nein, die Filmautoren scheinen längst resigniert, haben für sich erkannt und präsentieren: „Eine Lösung gibt es nicht. Wir machen noch mal großen Vergnügungspark, Hirn aus, Fuß aufs Gas, hauen noch mal richtig auf Kacke und Tränendüse und kassieren ganz groß ab. Und nach uns dann die Sintflut!“

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