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In der Antarktis geht’s heiß her: Mördersuche bei polaren Temperaturen aus Joel Silvers Dark Castle Schmiede.
Als eye candy zu Beginn gibt es eine Rückblende ins Jahr 1957, als an Bord einer russischen Militärmaschine ein Feuergefecht ausbricht: Zwei der Beteiligten wollen ihre Kameraden beseitigen und die Ladung klauen, doch so ganz gelingt der Coup nicht und das Flugzeug schmiert ab. Damit hat man also die Action für den Auftakt, verrät aber dummerweise direkt, weshalb wohl die Mordfälle des Hauptfilms verübt werden. Sicher, die Ladung wird nicht bekanntgegeben, ist im Endeffekt aber auch eine Art MacGuffin – es ist quasi bedeutungslos, was das Flugzeug genau geladen hatte.
Sprung in die Gegenwart, zu U.S. Marshall Carrie Stetko (Kate Beckinsale), die in der Antarktis ihren Dienst tut, als einzige Vertreterin ihrer Behörde. Es gibt Häppchen einer traurigen Backstory zu sehen, die also erklären sollen, warum Carrie ausgerechnet hier ihren Dienst tut. Allerdings stellt sich besagtes Event irgendwann als belangloses Klischee heraus, das man aus genügend Copthrillern kennt. Außerdem muss man stutzig werden, wenn ein Film mit einer überlangen und Duschszene der Hauptdarstellerin aufwartet, dass war schon in „Tomb Raider“ und „Taking Lives“ kein Indiz für Qualität, sondern das Gegenteil.

Doch es wird nicht geduscht und erinnert, irgendwann findet man auch einen Toten im ewigen Eis, kurz vor Beginn des antarktischen Winters. Carrie macht sich daran den ersten Mordfall der Antarktis aufzuklären…
Der ehemalige Werbefilmer Domic Sena ist ein Mann für schicke Bilder, doch leider konnte dies weder bei „Gone in 60 Seconds“ noch bei „Swordfish“ so ganz über inhaltliche Schwachstellen hinwegtäuschen – und „Whiteout“ haut da in die gleiche Kerbe. Die Panoramen der ewigen Eiswüste möchte man sich freilich rahmen und an die Wand hängen, dermaßen stimmig fängt Sena die frostige Atmosphäre ein. Mithilfe von Tricks und Animationen sieht „Whiteout“ ganz besonders dolle aus, doch die winterliche Stimmung bleibt dann leider auch das Beste am Film.
Dabei hätte die Mördersuche auf begrenztem Raum und mit begrenztem Verdächtigenkreis ein spannendes Whodunit werden können, von der Prämisse her erinnert das Ganze durchaus an Alistair MacLean Verfilmungen Marke „Bear Island“ oder „Eisstation Zebra“ – wobei es dort wohl eher Nazis als Russen in der Anfangsszene gewesen wären. Doch leider gehen die Ermittlungen in „Whiteout“ ausgesprochen schleppend voran, der Verdächtigenkreis bleibt klein und was zum Kuckuck der ermittelnde UN-Beamte Robert Pryce (Gabriel Macht), der zu Carries unfreiwilligem Partner wird, urplötzlich dort zu suchen hat, das weiß auch nur der Drehbuchautor. Manche Figur wird bewusst nebulös angelegt, um falsche Fährten zu streuen, doch das sind hilflose Versuche die Geschichte noch in Fahrt zu bekommen – meist jedoch vergeblich.

So vergeht eine ganze Weile mit uninteressantem Geplänkel der Partner wider Willen, leider ohne großen Wortwitz, irgendwann findet das Duo dann das Flugzeugwrack, von dem der Zuschauer leider schon von Anfang an wusste. Erst im letzten Drittel gibt Sena dann wieder Gas, wenn man merkt, dass die Gruppe der Verschwörer etwas größer ist, die Entlarvung des Masterminds überrascht ein wenig, aber auch nicht sehr. Ein paar Schauwerte mehr wären allerdings nicht verkehrt gewesen, Carries Kampf mit dem Killer im Schneesturm in der Filmmitte ist in der Hinsicht bereits der Höhepunkt, der Showdown nicht mehr als solides Handwerk. Über einige offene Fragen und Logiklücken sieht man allerdings besser hinweg, gerade in der erwähnten Hatz im Schneesturm.
Kate Beckinsale hätte man gern mit „Underworld“-mäßiger Toughness gesehen, leider zieht sie hier bloß die handelsübliche Nummer der gebrochenen Polizistin durch, was nicht allzu viel Eindruck macht – da hilft auch keine Duschszene. Gabriel Macht erweist sich wie in „The Spirit“ als ausdrucksschwaches Milchbrötchen mit wenig Charisma, doch zum Glück holen die Nebendarsteller noch die Kohlen aus dem Feuer, gerade Tom Skerritt und Alex O’Loughlin legen sich angenehm ins Zeug.

Dank der visuellen Umsetzung und einiger netter Schauwerte rettet sich „Whiteout“ dann noch ins Mittelfeld, doch aus der Prämisse hätte man deutlich mehr zaubern können. Leider mangelt es dem Whodunit an Stringenz und überzeugenden Plottwists für einen wirklich spannenden Thriller – schade drum.

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