Wir schreiben das Jahr 1927 der US amerikanischen Prohibitionszeit. Irgendwo zwischen dem Champlainsee und dem Connecticut River im Nordosten der Vereinigten Staaten lebt der trockengelegte und ergraute Landpächter Noel Lord mit seiner indianischen Gefährtin Bangor in einem idyllischen, aber einsamen Flusstal und frönt einem genügsamen Lebenswandel als Zedernölhersteller und Selbstversorger. Noel holt maximal dreimal im Jahr seine Post aus der nächstgelegenen Stadt ab und so tut er sehr verdutzt, als eines Tages Abgesandte einer Kraftwerksgesellschaft in seinem Wald auftauchen, um vollmundig die Aufhebung seines lebenslangen Pachtvertrages zu verkünden. Der alte Noel erweist sich als sehr halsstarriger Verhandlungspartner und schlägt jede ihm gebotene Barabfindung aus. Das Drama nimmt seinen Lauf...
Es erscheint genrespezifisch absehbar, dass zum Schluss wieder einmal die Hütte brennt. Dennoch bewiesen die beiden Drehbuchautoren Howard Frank Mosher und Don Bredes im Verbund mit Regisseur Jay Craven genügend Fingerspitzengefühl, das "Häusle in Flammen" zur Abwechslung einmal auszublenden, um stattdessen zu einer Meditation über den weiteren Lebensweg von Noels vereinsamter Lebensgefährtin Bangor einzuladen.
Gedreht in den waldreichen Gebieten New Hampshires und Vermonts bezaubert dieser motorisierte Spätwestern durch urwüchsige Naturkulissen und die präzise Beschreibung eines eremitischen, nach Kriterien der Spätmoderne anachronistischen Lebensstils, der unausweichlich mit einer rücksichtslos betriebenen Industrialisierung zusammenprallt, um letztlich dennoch vor allem an der eigenen Verblendung und Profitgier zugrunde zu gehen.
Rip Torn und Tantoo Cardinal spielen das hart arbeitende, aber allzu selbstbezogene Pächterpärchen Noel & Bangor bemerkenswert unangestrengt, als hätten Sie nie anders gelebt. Der Charakter des Noel Lord erlebt eine außergewöhnliche, weil mehrstufige Verwandlung vom gemütlichen, alten Furz zum skrupellosen Gangster, der schließlich alles verliert.
WHERE THE RIVERS FLOW NORTH verdient das Prädikat "ewiger Geheimtipp" und wird durch die eher meditative Erzählweise ein auf actionreiche Ausstattungsfilme fixiertes Publikum wohl immer zum Gegner haben.