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It’s Prequel-Time again: Nachdem man das Projekt ursprünglich abgeblasen hatte und nur ein Sequel gedreht, gab es dann mit neuer Crew schließlich doch „Underworld: Rise of the Lycans“.
Erste Leistung von „Underworld 3“ ist dann die Unterscheidung von Lykanern und Werwölfe: Erstere können zwischen Menschen- und Wolfsgestalt wechseln, letztere sind durchweg Wölfe. Hat zwar nix mit klassischer Werwolfmythologie zu tun, muss es aber auch nicht. Bei den Lykanern handelt es sich um eine Kreation der Vampire, welche sie als Wachhunde einsetzen und ihnen die Möglichkeit zur Verwandlung zu nehmen versuchen.
Lykaner Lucian (Michael Sheen) hat es zu einem gewissen Maß an Ruhm und Ehre gebracht, die ihm der Vampirfürst Victor (Bill Nighy) gewährt. Doch in Überschreitung seiner Privilegien hat Lucian zudem eine Affäre mit Victors Tochter Sonja (Rhona Mitra). Also „Romeo und Julia“ im Vampir-Werwolf-Gewand, das kennt man bereits aus dem ersten „Underworld“, wo Held und Heldin ähnlich gegenüberstanden – und die Geschichte von Lucian und Sonja in Rückblenden verbreitet wurde.

Natürlich geht diese Verbindung nur eine Weile lang gut, die Umstände zwingen Lucian dazu sich offenbaren. Er entgeht dem Tode, soll aber als Sklave erniedrigt werden – doch Lucian zettelt nun den Aufstand der Lykaner an...
Wer sich bereits bei der Ankündigung eines neuen „Underworld“-Films einen Ast gefreut hat, der wird hier bestimmt über diverse Mängel hinwegsehen, aber dramaturgisch liegt hier doch einiges im Argen. Schon allein die Existenzberechtigung des Films ist schwer zu finden, denn was hier auf 90 Minuten erzählt wird, hat nur wenig mehr Nährwert als die paar Rückblenden aus dem ersten „Underworld“. Dementsprechend handlungsarm kommt der Film auch rüber, immer wieder gibt es Längen bei dem Versteckspiel am Hof – zumal der „Underworld“-kundige Zuschauer eh weiß, wie die ganze Chose enden wird.
Da bemüht sich die Regie durchaus, wenngleich die verklemmte Pseudo-Sexszene eine echte Lachnummer ist, doch der Rest vom Film ist ansehbar. Gelegentlich blitzen auch Ideen auf, z.B. die Schilderung Vampirgesellschaft als eines dekadenten Systems, das sich selbst überlebt und seinen Niedergang gar nicht mitbekommt, oder Lucian als tragische Heldenfigur wider Willen. Spannender macht es die ganze Angelegenheit trotzdem nicht, denn meist wartet man doch einfach nur die Zeit bis zur nächsten Actionszene ab, wenn sich Vampire, Lykaner und Werwölfe dann gegenseitig die Köppe einschlagen.

In besagten Szenen suppt es dann auch ganz ordentlich, die Choreographie stimmt ebenfalls, nur die ansonsten recht sichere Regie macht einiges von diesem Bodengewinn kaputt. Wackelkamera, Schnittstakkato und allgemeine Düsternis zehren von der Übersicht, was der Action nicht zugute kommt – zumal es erst in der zweiten Filmhälfte häufiger ans Eingemachte geht. Dabei wär hier durchaus mehr drin gewesen, man hätte halt bloß bodenständiger inszenieren müssen.
Im Cast-Bereich trifft man dann auch alte Bekannte. Bill Nighy gibt den Vampirfürsten gewohnt kalt und souverän, während Michael Sheen als emotionaler, gelegentlich aggressiver Lykaner einen schönen Kontrast dazu abgibt. Auch Rhona Mitra als neue Kampfamazone kann mit ihren männlichen Kollegen schauspielerisch mithalten, bekommt jedoch weniger Screentime als Kate Beckinsale in den Vorgängern – was natürlich an der Rolle liegt.

Da wäre mehr drin gewesen: Im Grunde genommen hätte man aus „Underworld 3“ ein nettes Actionspektakel zaubern können, auch wenn die Geschichte herzlich uninteressant ist. Leider schmälern Anklänge von Überinszenierung die Actionszenen, was schade ist, denn Regie, Besetzung und Kampfchoreographen leisten ansonsten ordentliche Arbeit.

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