Aufwendiges, modernisiertes Remake des gleichnamigen Klassikers von 1973, der trotz seines Staraufgebots und der offensichtlichen Spiellust seines Titelcharakters nicht mit dem Vorbild mithalten kann. Große Namen geben sich hier zwar die Klinke in die Hand, doch es wäre sicher günstiger gewesen, wenn man die Stars einem etwas spannender konstruierten Plot geopfert hätte.
In den wesentlichen Grundzügen sind beide Filme gleich, denn während das Original einen Anschlag auf den französischen Präsidenten vorsah, ist es hier die Ermordung einer hochgestellten amerikanischen Persönlichkeit, die verhindert werden soll. Allein die Tatsache, daß die Identität des Ziels lange Zeit geheim bleibt, soll noch etwas zusätzliche Spannung aus dem Geschehen pressen, da das Original viel von seiner äußeren Spannung verlor, da man weiß, daß die bewußte Person (eben ein echter Präsident) nie einem Anschlag zum Opfer fiel.
Allerdings verliert sich der hochpolitische Zündstoff des Vorgängers trotzdem in einer simplen Rachegeschichte, ausgehend von der Russenmafia, die halt den besten Auftragskiller der Welt anheuern, um Vergeltung zu üben.
Das ist nicht nur eher banal, sondern auch schön plakativ auf Hollywood-Hochglanz gestrickt, wenn es im weiteren Verlauf eh nur noch um eine gut konstruierte, optisch schöne Action-Story geht und weniger um ein geschicktes Katz-und-Maus-Spiel.
Das Problem dabei: Der Schakal ist fast schon zu gut. Sein Plan ist derart gut ausgearbeitet, daß man nur so darin schwelgen kann. Als Folge daraus hinken FBI und andere Verfolger meistens nicht nur den üblichen einen, sondern drei Schritte hinterher, während der Zuschauer schon mitansehen kann, wie der Killer den übernächsten vorausplant. Diese dramaturgische Unausgegorenheit muß dann ein Verfolgerplot ausgleichen, dem immer wieder hanebüchene Zufälle zur Hilfe kommen, mysteriöse Verbrechensfälle, die sofort als Hilfsaktionen des Schakals erkannt werden. Da das nicht reicht, bastelte man noch eine hohle Geschichte rund um die Frau, die den Killer als einziges je gesehen hat dazu und ergänzte die Verfolger nicht durch sie, sondern um den Mann, der mit ihr mal ein Verhältnis hatte und (Überraschung) den Killer auch schon mal gesehen hat. Das ist nicht nur grobmaschig konzipiert, es hält auch den Thriller auf.
Erschwerend kommt eine stramme Fehlbesetzung dazu. Richard Gere ist nämlich in geschriebener Form der größte Fehlgriff, dem man machen konnte. Nicht, daß er als Action-Man eine schlechte Figur macht (nein, das kann er), aber geschrieben wurde die Rolle aus irgendeinem sinistren Grunde als ehemaliger IRA-Kämpfer und Waffenschmuggler. Geres furchtbarer Akzent bleibt uns synchronisiert zwar erspart, aber sonst schaut er weder wie ein Ire aus, noch zeigt seine Gesinnung mehr als den typisch heldenhaften Strahlemann. Und deswegen kämpft er sich auch mehr durch die Gefühlsseite des Plots, trifft seine alte Freundin wieder (klar, eine Ex-ETA-Terroristin), knüpft zarte Bande zu einer anderen Frau, verliert diese wieder und und und...
Das ist zwar nicht allzu klischeereich inszeniert, aber eigentlich wollten wir etwas ganz anderes sehen.
Willis als Schakal dagegen ist ein Fest für sich. Ständig schlüpft er in andere Rollen, neue Perücken, neue Charaktere, Hindernisse aus dem Weg räumend, ein eiskalter Mörder, dem sein Auftrag über alles geht. Das verlangt viel Wandlungsfähigkeit und ist dann auch der Hauptgrund, weswegen der Film so genießbar ist.
Poitier spielt wieder mal den Standard-Geheimdienstmann, aber es ist eh eine Freude ihn überhaupt zu sehen.
Venora macht hier deutlich Punkte, während Mathilda May erneut beweist, daß sie bekleidet eher eine magere Figur macht, auch wenn sie zum Ende hin noch einen Überraschungsauftritt hat, der logisch gesehen aber totaler Quark ist. "High Fidelity"-Monster Jack Black spielt hier übrigens wunderschön einen schlampigen Konstrukteur, der für Willis einen Auftrag übernimmt, ein netter Gastauftritt.
Natürlich endet hier alles happy, auch wenn es gefühlvoll daherkommt und die Welt ist am Ende fürs Land der Freien wieder in Ordnung, so daß Poitier sogar Gere abhauen läßt. Das kann dem ambitionierten Filmfreund aber schon nicht mehr stören, denn wie der Hase läuft, weiß man schon, wenn der Verräter im Verfolgerteam entlarvt wird und sich, klar, als Russe entpuppt. Trotzdem ist die Anschlagssequenz gut und spannend konstruiert und auch die Rache des Schakals zwischendurch erreicht höchsten Standard. Technisch unzureichend jedoch die Verfolgungsjagd zum Schluß in der U-Bahn, unrealistisch, unwahrscheinlich und auch noch schlampig getrickst.
Der Brutalitäten-Index ist leicht über der Norm, was den Actionfan freuen wird, aber das steht trotzdem nicht im Zentrum der Ereignisse.
Doch aus diesen Pro und Cons filtert sich eindeutig die Tatsache heraus, daß "Der Schakal `97" ein unausgewogener Mischmasch ist, den man sich hauptsächlich wegen Willis antun sollte. Dann allerdings gibt es reichlich Spaß, noch dazu auf Hochglanz poliert. Doch als Gesamteindruck bleibt ein fader Geschmack zurück.
(6/10)