Gerald Butler – wir erinnern uns: Das war der Typ, der nur mit Lendenschurz (Ob es wohl einen Grund gibt, warum das Ding „Schurz“ heißt?) bekleidet, eine Übermacht wilder Perser zurückdrängte und nach getaner Arbeit einen sauberen Apfel aus eben diesem zauberte und genüsslich hineinbiss. Diese, immer noch großartigste Szene der letzten 10 Kinojahre mag Herrn B. nicht gerade in die Top-Liga der AA+-Schauspieler gehievt haben, aber immerhin hatte man ihn seit diesem Zeitpunkt „in mind“ , wie der Franzose so sagt. Um die Fanbase zu erweitern, bzw. neue Sinusmilieus zu erschließen, drehte Gerald gleich noch die Romanverfilmung eines unsäglichen Kitschbuchs („Vergiss mein nicht“) hinterher und sorgte für allgemein feuchte Augen respektive Höschen bei der von nun an stetig wachsenden weiblichen Stalkergemeinde.
Insgesamt lässt sich über Butlers filmische Ergüsse festhalten, dass sie zwar alle irgendwie Mist waren („300“ war nunmal eine unfreiwillig komische Schwulenphantasie, während „Gesetz der Rache“ gegen Ende so unglaublich dämlich wurde, dass selbst der einigermaßen gelungene Anfang nichts mehr rausreißen konnte), aber immerhin gute Seiten aufzuweisen hatten und er selbst eigentlich immer recht sympathisch rüberkam. Und da man seinen ausdefinierten Körper gut in Actionfilmen unterbringen konnte (und so eventuell das ein oder andere weibliche Exemplar mit ins Kino locken), entschloss sich die „Crank“-Regie Butler für ihren neuesten filmischen Streich zu besetzen.
Die eigentliche Idee hinter „Gamer“, so weit man schon im Web 2.5 angelangt ist, ist dabei gar nicht mal so übel. In Zukunft geben finanziell eher schlecht gestellte Menschen ihren Körper für eine Art freizügige Live-Version von Facebook her. Oder anders gesagt, über irgendein Neurotransmitter-Star-Treck-Pseudo-Wissenschaftsding ist es dem zahlenden Kunden möglich, einen Menschen seiner Wahl zu steuern und Dinge machen zu lassen, die er selbst in der realen Welt nicht tun kann/würde/will. Wie gesagt, die Idee ist okay – allerdings auch irgendwie grad sehr in Mode, hat doch Bruce Willis Nullnummer „Surrogates“ ein ähnliches Thema gehabt. Wobei es „exakt das selbe“ eher trifft.
Ich versuche mich kurz zu fassen und attestiere dem Drehbuch, das genau wie bei Willis` Werk, eine gute Idee auf eine mangelhafte Ausformulierung derselben trifft. Am Ende ist man einfach enttäuscht, dass so wenig aus dem Ganzen gemacht wurde. Die Gesellschaftskritik (auch an unserer „Generation Facebook“ wird zwar angeschnitten, kommt aber nie über das schon aus Surrogates bekannte, „hässliche, fette Leute reagieren über Avatare ihre Minderwertigkeitskomplexe ab“, das alte „man weiß nie wie der Chatpartner wirklich aussieht“ und im Endeffekt ist es auch nie gut, wenn ein Mann das Patent auf all das hat (Vergleiche mit Steve „Zensur“ Jobs drängen sich hier auf!), hinaus.
Das wirklich große Problem ist aber der hyperaktive Schnitt. „Gamer“ mag ja recht blutig und an sich gut gemacht sein. Schade ist nur, dass man davon nichts sieht, denn die Cuts erfolgen hier im Millisekundentakt. Schon die ersten 5 Minuten verursachen ein ungewolltes epileptisches Augenzucken. Nichts gegen rasant geschnittene Actionszenen, nur geht in diesem Fall die Übersicht vollkommen verloren. Kontinuitätsfehler, Achsensprünge, all das hätte vermieden werden müssen, damit der geneigte Zuschauer mehr als ein „Ist das gerade etwa ein Arm durch die Luft geflogen, oder eine schwarze Anakonda?“ entfleucht. Wer sich über die Wackelkamera der momentan wiederbelebten Mockumentaries wie „Cloverfield“ oder „Rec“ beschwert, wird in diesem Fall umgehend den Filmverleih auf Körperverletzung verklagen.
Und gewinnen!
Gibt es auch Stärken? Ja, tatsächlich, in Sachen Sound ist „Gamer“ eine absolute Wucht. Gelobt sei der Herr, der uns die 7.1 Anlage verkaufte! Auch „Dexter“-Darsteller Michael C. Hall macht seine Sache gut, auch wenn er seine bisherigen Paraderolle kaum variiert. Die Effekte an sich sind absolut gut – wenn man sie eben länger als 0,001 Sekunden zu Gesicht bekäme. Und …
… und das war´s dann auch schon. Von seltsamen Ideen, wie dem Kotztanken – selten dämlich - mal ganz abgesehen, ist es schließlich das ebenso abrupte, wie unspektakuläre, wie vor allem unlogische Ende, das dem Film das – hihi – Genick bricht. Bei „Crank“, diesem real gewordenen Over-the-top-Superheldencomic, kann man all das Verzeihen. Bei einem Film, der dauernd auf seine (vermeintliche) Gesellschaftkritik pocht, eben nicht.
In diesem Sinne: Gar nicht mal so gut.