Vor ca. vier Jahren wurde der thailändische Action-Film "Ong Bak" hierzulande veröffentlicht und bescherte dem geneigten Publikum ein Erlebnis, daß physische Action auf ein neues Level hievte und zwar durch Tony Jaa, seinen Hauptdarsteller.
In dem Streifen, dessen "Handlung" eigentlich bloß als Alibi für die irrwitzigen Stunts und Kampfszenen von Jaa diente ließ es Regisseur Prachya Pinkaew so richtig krachen - zwar ohne Sinn und Verstand, aber dafür wirklich spektakulär!
Auch wenn "Ong Bak" in vielen Ländern nicht gerade der Box-Office-Kracher war, schuf er sich doch eine gewisse Fan-Gemeinde ausserhalb Thailands, die wohl auch ordentlich Geld in die Kassen der produzierenden Sahamongol Productions schwemmte.
Damit wurde aus Panom Yeerum alias Tony Jaa ein internationaler Star, von denen Thailand ansonsten praktisch keine hat (OK, vielleicht noch Tata Young mit großen Einschränkungen...), der Stolz der Thais auf Jaa wuchs immens und damit wurden dann auch die Türen für Jaa`s weitere Filmprojekte geöffnet.
Nach einer weiteren Hauptrolle in "Revenge Of The Warrior" war es dann soweit, Tony Jaa wurde sozusagen die künstlerische Narrenfreiheit bescheinigt und er durfte als Hauptdarsteller, Co-Drehbuchautor, Co-Produzent und (Co)-Regisseur "Ong Bak 2" in Angriff nehmen
Die Story beginnt irgendwann in grauer thailändischer Vorzeit. Ein machtgieriger Kriegsherr tötet Vater und Mutter von Tien, unserem Helden. Nachdem der Junge die Morde an seinen Eltern mitansehen musste, wird er im Dschungel von einer Art primitiven Sklavenhändlern gefangen genommen und einem Krokodil zum Fraß vorgeworfen. Durch das Eingreifen eines Fremden kann Tien das Krokodil töten und entkommt den ziemlich depperten Primitivlingen. Der Fremde nimmt sich seiner an und zieht ihn auf.Im Laufe der Jahre wird aus Tien (Tony Jaa) ein Mann, der in den unterschiedlichsten Kampfkünsten geschult nur eines im Sinn hat – Rache an den Mördern seiner Eltern zu nehmen!!
Wenn das mal keine Überraschung ist! Die vermeintliche Fortsetzung ist eigentlich gar keine, denn „Ong Bak 2“ hat mit Teil 1 vordergründig nur denselben Hauptdarsteller gemein... Na ja, bei näherem Hinsehen ist mir allerdings dann doch etwas aufgefallen, daß beide Filme gemeinsam haben – und zwar die mehr als simple Story!
Und damit wären wir auch schon beim ersten dicken Negativpunkt des Films angekommen. Zwar bot Teil 1 auch nicht viel inhaltliche Substanz, aber immerhin wurde die dünne Handlung in Verbindung mit den Action-Szenen ordentlich vorangetrieben.
Hier sieht die Sache nun aber schon ganz anders aus, denn was da ca. in der ersten Stunde der Spielzeit abläuft ist eine ziemlich anstrengend anzuschauende, recht nervige Geduldsprobe für den Zuschauer.
Obwohl jedem schon nach wenigen Minuten klar ist, wie der Rest der Handlung verläuft, verliert sich Regisseur Jaa hier in elendlangen Rückblenden, typischen Kampfkunst-Erlern-Szenen und auch reichlich Blödsinn wie in der Szene als Tien sich die Elefanten untertan macht. Die ohnehin recht dünne Handlung wirkt hier geradezu qualvoll gestreckt, zumal auch die heißersehnten Kampfszenen von Jaa recht spärlich gesät sind.
Nach dieser mehr als ersten Stunde der Spielzeit saß ich schon deutlich genervt in meinem Kinosessel und wähnte mich sprichwörtlich im falschen Film.
Hatten nicht meine thailändischen Bekannten den Streifen über den grünen Klee gelobt und als absolutes Must-See gepriesen? Jedenfalls fragte ich mich echt, wieso wir ausgerechnet an diesem Abend in Thailand im Kino saßen um uns langweilen zu lassen. War ich echt so doof, das am selben Abend in einer örtlichen Disco stattfindende Sek Loso Konzert wegen diesem wirren Müll in den Wind zu schiessen?
Offensichtlich ja, denn hier saßen wir und ich speziell wartete noch immer darauf, daß der Film endlich wirklich anfängt, also Tien seinen Rachefeldzug startet und die bösen Buben zusammenfaltet.
S P O I L E R
Offensichtlich hatte Buddha dann doch ein Einsehen und endlich war Action angesagt. Und zwar richtig! Tony Jaa startete seinen Rachefeldzug und knüppelte auf seine typische Art und Weise Unmengen an Feinden nieder um kurz vor Ende feststellen zu müssen, daß sein Mentor und Ziehvater doch tatsächlich einer der Bösen ist und...
Ja, das „und“. Damit meine ich ein „Open End“, was bedeutet, daß die Story hier zu keinem Abschluß kommt und wir wohl mit einer Fortsetzung rechnen müssen!
S P O I L E R – E N D E
Wenn man nun das Ende betrachtet, dann mag es ja sein, daß die vielen Rückblenden und vor allem dejenigen, die sich auf Tien`s Jugendliebe beziehen, doch irgendwie bzw. irgendwann ihren Sinn haben könnten, strapaziös ist die erste Stunde trotzdem!
Allerdings die Action, vor allem die Szenen auf und um den Elefanten, ist wiederum absolut Top, wenn auch im Vergleich zum Vorgänger deutlich weniger vorhanden.
„Ong Bak 2“ ist in vielerlei Hinsicht ein Spiegelbild seiner Herstellungsgeschichte. Tony Jaa ist sicherlich ein begnadeter und vor allem hochbegabter Martial-Arts-Kämpfer/Darsteller, aber in ihm einen ebenso begnadeten Regisseur oder auch Drehbuchautor zu vermuten ist schon etwas verwegen. Ihm dann noch ein für thailändische Verhältnisse gigantomanisches Budget von 300 Millionen Baht zur Verfügung zu stellen grenzt aber schon an Wahnsinn!
Zeichen für die Schwierigkeiten bei der Fertigstellung des Films sind die Listung von Panna Rittikrai als Co-Regisseur und die Tatsache, daß sich Jaa vor Fertigstellung des Films einfach eine zeitlang vom Dreh abgesetzt hatte und sogar auf einer Polizeiwache Schutz suchen musste um sich vor mutmasslich auf ihn angesetzten Schlägern in Sicherheit zu bringen.
Wenn ich mir den fertigen Film so anschaue, dann kann man schon sagen, daß er visuell sehr gut rüberkommt, was auch ordentlich Geld gekostet haben dürfte. Dabei drang das Budget aber in Galaxien vor, die in Thailand noch kein Mensch zuvor jemals gesehen hatte und Jaa wuchs die ganze Sache dann auch deutlich über den Kopf...nahezu der ganze Film ist in meinen Augen Beweis dafür!
Fazit: Insgesamt betrachtet ist „Ong Bak 2“ wohl eher als Enttäuschung zu betrachten. Das Salz in der Suppe, die Action ist anfangs einfach zuwenig vorhanden. Zwar teilweise echt spektakulär, aber eben zuwenig!Bin mal gespannt darauf, ob die Story noch fortgesetzt wird. In Thailand zumindest ist schon die Rede von „Ong Bak 3-5“...