Der Dritte Weltkrieg endet im Jahr 2012. Ergebnis der chemischen Kriegsführung sind 3 Milliarden Tote. Von der überlebenden männlichen Bevölkerung sind 98 Prozent steril. Fortpflanzung findet fortan durch Klonen statt. Mit überwältigendem Erfolg. Zunächst, denn 19 Jahre später tauchen die ersten Probleme auf...
Zugegeben, die Inhaltsangabe weckt in Kombination mit dem nicht gerade originellen Titel ganz schnell schlimme Erwartungen. Da es sich bei Koszulinskis Werk zudem um einen Independentfilm, ja eigentlich sogar eine Amateurproduktion handelt, ist man schnell dabei das Teil einfach in die Schublade für trashigen Endzeit-Splatter-mit-Mutanten zu schieben. Aber obacht, denn "Blood of the Beast" ist alles andere als der übliche grottige Zombiemurks, sondern ein höchst ungewöhnlicher Experimentalfilm, der mit Sicherheit nicht für jeden gleichermaßen zugänglich ist.
"Blood of the Beast" wirkt, als hätte Andrei Tarkovsky sich zur Abwechslung mal an einem Zombiefilm versucht, für den er sich bei dem Endzeitrollenspiel "Fallout" Inspirationen geholt und die Produktion anschließend ohne Budget, aber dafür mit überaus motivierten, wenn auch leider nur leidlich fähigen Laiendarstellern realisiert hätte. Oder so ähnlich.
Jedenfalls könnte "Blood of the Beast" selbst bei hartgesottenen Freunden des Experimentalfilms einen Hautausschlag verursachen (bei Gorehounds sowieso) und ich wüsste auch gar nicht, wem überhaupt ich diesen Film uneingeschränkt empfehlen könnte. So weisen zwar manche Szenen eine überaus beeindruckende Ästhetik auf und auch auf narrativer Ebene geht es reichlich unkonventionell zur Sache (das Szenario, welches die Inhaltsangabe vorgibt, weckt da echt falsche Vorstellungen). Alleine schon die Exposition zu Beginn ist eine reife Leistung, wenn Koszulinski aus echtem Dokumentarmaterial eine düstere Collage aus Kriegsszenen mit Cartoon-artigen Einblendungen und Bildern von Elektronik aus Urgroßvaters Zeiten kontrastiert. Wer "Fallout" kennt, dem dürfte dieses Stilmittel bekannt vorkommen.
Allerdings ist an anderer Stelle der Nervfaktor nicht gerade gering, so etwa wenn übertriebene Verfremdungseffekte scheins keinen erkennbaren inhaltlichen Bezug mehr haben, sondern nur noch den Sehnerv strapazieren. Auch ob ausgedehnte Szenen, in denen Koszulinski zum Beispiel Kühe auf einer Weide zeigt, wirklich Not tun, das sei einmal dahingestellt. Als wirklich negativ fallen dagegen die typischen Schwächen einer low-budget Produktion auf. So machen dialogintensive Szenen einen Großteil der Spielzeit aus, wobei aber weder die Rollenträger noch die Inhalte überzeugen. Tja, dafür sind solche Szenen nun einmal recht kostengünstig zu realisieren. Auch wenn man dann mal wieder in epischer Länge und Breite durch die Pampa läuft, wirkt sich dies nicht gerade günstig auf die Spannungskurve aus.
Beim Endspurt wechselt Koszulinski dann noch einmal die Pferde und präsentiert dem Zuschauer das Finale als Inszenierung wie zu besten Stummfilmzeiten, was ihm technisch und optisch zwar ganz gut gelungen ist, aber in Sachen Kohärenz kaum Sinn ergibt. Immerhin geht es dann in den letzten Minuten noch einmal ganz gut zur Sache, denn die in Aussicht gestellten "Probleme" (mit den Klonen, die unerfreulicherweise recht aggressiv werden) waren zuvor doch eher spärlich über den Film verteilt.
Ein Fazit fällt nicht leicht, denn alleine schon mangels Vergleichbarkeit ist der Film für mich über dem Durchschnitt, auch wenn eine uneingeschränkte Empfehlung aus den genannten Gründen kaum in Frage kommt. Aber um sich selbst eine Meinung zu bilden, gerade wenn man dem einen oder anderen genannten Aspekt zugeneigt ist, kann ja ein Blick nicht schaden.