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Harry ist wieder da. Zwei Jahre ist es nun schon wieder her, als er Lord Voldemort, zusammen mit dem Orden des Phoenix, die Stirn bot. Eigentlich sollte es ja schon Ende 2008 wieder so weit sein, doch aus unterschiedlichen Gründen verschob Warner das Release und schickt den Zauberlehrling nun mitten in der brütenden Sommerhitze nach Hogwarts, um dort nach dem Rechten zu sehen. Und das obwohl sein letztes Abenteuer in Buchform schon längst durchgestanden ist. Doch das Franchise muss weitergehen, denn schließlich wollen auch all diejenigen, die keines der Bücher gelesen haben, wissen, wie die Story um Harry und den dunklen Lord Voldemort weitergeht. Ich persönlich gehöre zu dieser Gruppe, weshalb es Buchvergleiche erneut nicht geben wird. Doch auch ohne Kenntnis des Buches kann gesagt werden, dass auch der Film zum sechsten Buch der Reihe gelungen ist.

Harry verbringt seine Ferien etwas trostlos zu Hause, bzw. nicht wirklich, denn bei den Dursleys will er nicht einkehren. Lieber flirtet er mit der Angestellten eines Bahnhofsrestaurant, als Dumbledore ihn abholt und erst einmal, nach einem kleinen Zwischenstopp, bei den Wisleys unterbringt. Als es dann nach Hogwarts aufgeht steht bereits fest, dass auch in diesem Jahr wieder die dunklen Machenschaften versuchen, Harry einzunehmen. Sein es Draco Malfory und zwielichtige Prof. Snape, welche Dunkles im Schilde führen, vor allem weil Malfoy ausgewählt zu sein scheint, eine gar fürchterliche Tat zu begehen, als auch die Liebe, welche das Teenager-Trio Harry, Ron und Hermine voll in ihren Bann zieht. Und da ist auch noch der merkwürdige neue Lehrer Slughorn, der auch etwa zu verbergen hat. Ein neues und spannendes Abenteuer beginnt... und das spüren nicht nur die Charaktere, sondern auch der Zuschauer im ganzen Leib. Erneut har es Drehbuchschreiber Steve Kloves geschafft, die Geschichten um Potter spannend und interessant auf die Leinwand zu schreiben, ohne dass man allzuviel vermisst, vor allem wenn man das Buch nicht kennt. Von der ersten bis zur letzten Minute kann die fantasievolle und gleichzeitig doch mit vielen realistischen Zügen durchtränkte Handlung überzeugen und gefallen. Auch wenn so mancher Durchhänger zwischendurch nicht ganz zu übersehen ist.

Denn Harry und seine Freunde sind bekanntlich nun endlich im besten Teenager-Alter angelangt und was ist da stets das Thema Nr. 1 bei den 15 und 16 Jährigen? Genau, dass Interesse und die Hingezogenheit zum anderen Geschlecht. Sei es Ron, mit seiner unwissentlichen Dreiecksbeziehung zwischen Lavender Brown und Hermine; Harry Potter, der ein Auge auf Ginny Weslay geworfen hat, aber auch von vielen anderen Mädels verehrt wird oder der gefährliche Liebestrank von Prof. Slughorn, der an einem bestimmten Part der Handlung noch eine gewisse Rolle spielen soll. Das Thema Teenager-Liebe wird hier recht groß geschrieben. Und auch wenn diese Tatsache irgendwo niedlich ist und einen mitunter selbst an eben jene Zeit zurück erinnern lässt, als man selbst in diesem verzwickten Alter war, irgendwann geht einem das ziemlich konsequente Ausschlachten dieser Sache doch ein wenig auf den Senkel. Etwas weniger Konzentration darauf, vor allem in den ersten 1 1/2 Stunden des Films, wäre wünschenswert gewesen, denn so fühlt sich der neue Potter ab und an doch wie eine Seifenoper an, wenn auch auf weit besserem Niveau. Dennoch, da hätte es die ein oder andere Laufzeitverkürzung ruhig geben dürfen.

Ansonsten aber kann man sich auch auf den Halbblutprinzen wunderbar einlassen. Vor allem die Charaktertiefe der Figuren ist stellenweise beeindruckend. Wenn Malfoy langsam aber sicher zum Auserwählten des Bösen wird und dieses in wenigen, aber ungemein vielsagenden Szenen zur Schau gestellt wird, dann will man doch immer mehr wissen und empfindet für den Fiesling eine Sympathie, die sich im gleichen Atemzug auch mit einer Abscheu vermischt, die genau richtig ist, für eine Figur dieser Art. Auch die Entwicklung von Snape ist gut getroffen, genauso wie auch Tom Riddle in Rückblenden ein wenig an Tiefe gewinnt. Auch wenn er diesesmal nicht als Voldemort zu sehen ist und damit Ralph Fiennes nicht mit von der Partie ist, das ungemein Böse von Riddle wird gut zur Schau gestellt. Und der alt gewordene Albus Dumbledore, welcher hier zwar nur noch als Präsentator der Erinnerungen vorkommt und dann am Schluss eine Wendung erhält, die jedem Potterfan Schmerzen im Bauch bereitet, hat immer noch genügend Charaktertiefe, dass man sich nicht selten wünscht, so einen weisen, klugen und liebenswerten Direktor auch an der eigenen Schule gehabt zu haben. Kurzum, auch wenn vielleicht gegenüber dem Buch dennoch so manche Einbuße, für Buchkenner, vorhanden sein mag, für einen Fantasiefilm sind die Figuren einwandfrei gelungen, auch wenn die Teenies ab und an eben leicht nervig wirken.

Was die Schauwerte und Inszenierung des Ganzen angeht, hat Regisseur David Yates in die düstere Trickkiste gegriffen und präsentiert erneut einen Potter, der düsterer ist, als alle Anderen zuvor. Die Bildgestaltung bleibt durchgehend trist, nur zum Schluss gibt es mal so etwas wie Sonne zu sehen. Es spritzt einiges an Blut, vor allem die Kampfszenen sind mitunter nicht von schlechten Eltern. Ganz so bösartig wie in den beiden vorherigen Teilen geht es dann aber doch nicht zu, sieht man einmal von einer bestimmten Finalszene ab, die wohl jedem etwas schwer im Magen liegen wird. Erfreulich ist zudem die Tatsache, dass das SFX-Inferno, welches vor allem der Trailer im Vorfeld ein wenig suggeriert, nicht eintrifft. Nur am Anfang und kurz vor Schluss wird der Zuschauer mit einigen gar deftigen Computereffekten übergossen, wenn gleich zu Beginn eine Brücke, in bester Roland Emmerich-Manier, zum Einsturz gebracht wird oder wenn Dumbledore ein Flammenmehr heraufbeschwört, dass seines gleichen sucht. Und natürlich sind auch das Quiditsch-Spiel, sowie die Flashback-Szenen ordentlich mit SFX durchtränkt. Auf die komplette Laufzeit gesehen ist jedoch weit weniger, als man zunächst erwarten könnte. Wer also auf einen äußerst effektbeladenen Potterfilm gehofft hat, der dürfte unterm Strich wahrscheinlich ein wenig enttäuscht sein.

Nicht enttäuscht wird man jedoch definitiv von den Darstellern, die allesamt überzeugen. Aus Radcliffe, Grint und Watson sind nun endgültig glaubwürdige Schauspieler geworden, vor allem Watson ist besser als je zuvor. Das sie bei den männlichen Potterfans sehr beliebt ist kommt nicht von ungefähr, denn nicht nur ihre wunderbar natürliche Schönheit überzeugt, auch die ganze Art, ihre leibeigene Rolle der kleinen Streber-Hexe darzustellen, ist Gold wert. Hinzu kommen die üblichen Gesichter von Tom Felton, der Malfoy einmal mehr mit Bravour spielt und Bonnie Wright, die als Ginny Weasley fast genauso schnuckelig ist wie Watson. Dazu auch all die bekannten "Erwachsenen", als da wären Michael Gambon, Julie Walters, Helena Boham Carter und natürlich Maggie Smith und Alan Rickman, letzterer, wie immer, als überschmieriger Sirius Snape. Sollte man Rickman einmal im Snape-Kostüm auf der Straße begegnen, man würde definitiv die Straßenseite, vor Ehrfucht, wechseln. Dazu noch Neuling Jim Broadbent und schon ist alles in Butter!

Fazit: Auch wenn Harrys sechster Ausflug, in die magische Welt des Films, nicht mehr wirklich an die grandiosen Teile 1-4 heranzukommen vermag, da Innovationen fehlen, der Charme leicht bröckelt und dem Teenager-Knutschpart ein wenig zu viel Platz eingeräumt wird, so dürfte auch dieser Streifen noch einmal alle überzeugen, die die Geschichten um den Jungzauberer kennen und lieben. David Yates schafft es vor allem auf visueller Basis zu überzeugen und das nicht unbedingt durch überbordende Effekte, sondern mit einer stets düsteren Ausleuchtung, einer tollen Ausstattung und vielem mehr. Zudem werden vor allem die bösen Figuren wunderbar vertieft, aber auch die liebenswürdigen Charaktere kriegen ihre Stärken, selbst wenn sie ab und an ein wenig, mit ihrem Liebesgesäußel, nerven mögen. Das Gefühl, der nahezu völligen Zufriedenheit über das Gesehene, bleibt zwar nach wie vor den ersten Filmen überlassen, doch als Vorbereitung auf das große Finale und auch als Potter-Film ansich, ist "Harry Potter und der Halbblutprinz" einmal mehr gut zu gebrauchen!

Wertung: 7,5/10 Punkte

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