Halbes Blut, ganzer Held?
„Harry Potter und der Halbblutprinz“ hat (zumindest als Film) für mich mit die wenigste eigene DNA. Aber die Geschichte ist sozusagen der Auftakt für das große Finale: Hogwarts ist schon von dunklen Mächten unterlaufen, Snape scheint als treuer Diener Voldemorts und Harry findet in seinem sechsten Schuljahr ein trickreiches Buch des titelgebenden Halbblutprinzes, das ihm einige Geheimnisse verrät und Vorteile gegenüber seinen Mitschülern verschafft…
Wo sind die Gegnaz?!
Irgendwo zwischen Kriegszeit, Besatzung, heimlichen Widerstand und einem „ganz normalen Schuljahr in Hogwarts“ befindet sich „Harry Potter und der Halbblutprinz“ deutlich zwischen den Fronten und ist für viele sogar etwas underrated. Für mich bleibt es auch nach nochmaliger Sichtung der schwächste und versprengteste Film der Reihe. Was nicht heißen soll, dass er total versagt oder gar überflüssig ist. Letzteres ganz im Gegenteil, könnte er für viele Figuren und die gesamte Geschichte kaum wichtiger sein, setzt er doch etliche Rädchen für das Finale in Gang. Aber irgendwie setzt er sich für mich nie zu einer Summe seiner Teile oder gar mehr zusammen. Einzelne Segmente sind gut, sehen blendend und stilistisch mutig aus (Höhle am Meer), einige Figurenentwicklungen (Malfoy) haben es in sich und Dinge wie Dumbledores Tod oder Snapes Erbe sind essenziell für den kompletten Potter-Kosmos, mittlerweile ikonische WTF?!-Enthüllungen. Außerdem ist es ein schön wie traurig, ein letztes einigermaßen komplettes Schuljahr in Hogwarts zu erleben. Der dunkle Horizont ist längst über das Leben aller hineingeschwappt, Voldemort ist kein Schatten mehr, wenn jetzt verliert wird, gibt es kein Zurück mehr. Vielleicht gibt es das sogar bei einem Sieg nicht mehr. Und diese umgekippte Welt spürt man in „Halbblutprinz“ jederzeit. Die Kindlichkeit und Lockerheit ist spätestens jetzt fort. Es war wahrlich ein langer Weg vom Schrank unter der Treppe bis hier hin…
Fazit: noch weniger Farbe, weniger Highlights, weniger Fokus, noch mehr „nur“ Vorbereitung aufs Finale - für mich ist der Halbblutprinz trotz Snapes/Rickmans großer Stunde der schwächste Potter-Part. Was jedoch (nicht nur) für Fans der Reihe immer noch deutlich überdurchschnittlich sein sollte!