Wer hätte gedacht, dass der psychotischste und actionmäßig überdrehteste Film dieses Jahres ausgerechnet „Ninja Assassin“ sein würde?
Die Geschichte eines schwarz gekleideten Ninja-Attentäters, der sich im 21. Jahrhundert aufmacht seinen skrupellosen Boss und dessen dubioses Waisen-Assassinen-Lager zu vernichten und dabei mit Wurfsternen und Schwertern bewaffnet gegen Maschinengewehre und Handgranaten kämpft versprüht mehr als nur ein klein wenig 80er Jahre Flair. Dieses Gefühl eine sinnlose VHS-Actionperle auf der großen Leinwand zu verfolgen verstärkt sich noch dadurch weiter, dass dem zuvor genannten B-Storygerüst die Rettung einer holden Meid, sinnentleerte One-Liner, eine Hundertschaft an Gegnern, eine Prise mythische Ninja-Skills und eine brutale, in Rückblenden aufgearbeitete, Ninja-Trainings-Geschichte beigemengt wurden. Ehrlicherweise hätte es mich nicht im Mindesten gewundert, wenn „American Ninja“ Michael Dudikoff plötzlich aufgetaucht wäre und einem Bösewicht mal eben so einen Wurfstern um die Ohren gepfeffert hätte.
Wer sich an dieser Stelle fragt, ob man knapp 100 Minuten Laufzeit mit Kämpfen schwarzgekleideter Gestalten füllen kann, ohne das dabei Langeweile aufkommt, der kann beruhigt sein. Es funktioniert sehr gut. Diverse Settingwechsel, eine Prise Humor, ein unglaublich hoher Bodycount und der gestählte Körper des Hauptdarstellers tragen Sorge dafür, dass Ermüdungserscheinungen erst gar nicht auftreten. Vielleicht hätte man sich bei genauerer Betrachtung die eine oder andere Rückblende sparen können um die Laufzeit zu straffen, aber das fällt nicht weiter negativ ins Gewicht.
Der Charakter des sich rächenden Ninjas Raizo (Rain aus „Speed Racer“) wird ohne große Überraschungen eingeführt, kann aber dank der brutalen Trainings-Leidensgeschichte recht leicht alle Sympathien auf seine Seite ziehen. Rain besitzt des Weiteren einen durchtrainierten Posterboy-Körper und genügend Charisma um nicht nur in den mannigfaltigen Kampfszenen zu überzeugen. Sho Kosugi als Ozunu, Vater der Waisenkiller, überzeugt durch sein hartes und kaltes Auftreten und einen wirklich außergewöhnlich guten Endkampf. Naomie Harris bleibt über die komplette Laufzeit des Films farblos und wirft die Frage auf warum man kein besseres zu beschützendes Objekt im Hollywood-Dickicht finden konnte.
Die Kampfszenen von „Ninja Assassin“ sind unglaublich gut choreographiert und brutal in Szenen gesetzt, schießen aber leider zumeist, was Schwerkraft und andere physikalische Grundgesetze betrifft, deutlich übers Ziel hinaus. Verstärkt wird dieser negative Eindruck durch digitales Blut und digitale matrixartige Effekte wie zum Beispiel eine in Zeitluppe geschwungene CGI-Kette. Dieses Manko, das aber schon im Trailer zu erkennen war, ist meiner Meinung nach die größte Schwachstelle von „Ninja Assassin“. Wenn sich die Macher getraut hätten echtes Blut zu vergießen und auf überzogene Computerspieleffekte zu verzichten, wäre ein wirklich brutaler und guter back-to-the-roots-Actionfilm entstanden, der sich vor ähnlich gelagerten älteren Produktionen nicht verstecken hätte müsste.
Trotzdem spritzt auch in „Ninja Assassin“ genügend echtes Blut um den Film zu einem heißen Kandidaten für die BPjS zu machen. Körper, Köpfe, Beine, Arme, Finger und Augen werden abgetrennt, aufgespießt und durchgeschlagen. Während des harten Grundlagentrainings der kleinen Ninjakinder, das die angehenden Killer über sich ergehen lassen müssen und das ihren Geist brechen soll, wird verbrannt, gedemütigt und ausgepeitscht. Ein Frauenkopf in einer eingeschalteten Waschmaschine soll hier als Beispiel für die harte, aber durchgehend übertrieben comiceske Gangart dienen.
Der neueste Streifen von James McTeigue („V wie Vendetta“) und den, obwohl es im Trailer einen anderen Eindruck erweckt, lediglich produzierenden Wachowski Brüdern ist somit ein überraschend harter Mainstreamstreifen, der durchaus sein Publikum finden dürfte und das obwohl der Film ein Genre vertritt, dass seit Jahren nicht mehr auf der großen Leinwand vertreten war und Blockbusterqualitäten nicht wirklich erahnen lässt.
Das Gefühl sich von einer over-the-top Actionszenen zur nächsten zu hanteln, ohne der Geschichte dahinter mehr Aufmerksamkeit als nötig zukommen lassen zu müssen und sich an abgetrennten Köpfen, Beinen, Körperhälften und Händen erfreuen zu können, erfüllt den geneigten Action- und eventuell Ninjafan sicherlich mit grimmiger Genugtuung.
Fazit
James McTeigue und seine beiden Drehbuchautoren J. Michael Straczynski und Matthew Sand erzählen eine klassische Actiongeschichte in modernem Gewand mit einem interessanten Hauptcharakter, einer stringenten aber nicht unbedingt neuen Geschichte, jeder Menge Blut, einem Bodycount der „Phantom Kommando“ alle Ehre macht und einem tollen romantikarmen Ende, das endlich einmal eine pseudo Liebesgeschichte ausspart. Leider verlässt man sich auf offensichtliche CGI-Effekte und digitales Blut was in totalem Widerspruch zur Ninja-Thematik steht und schießt in etlichen Kampfszenen doch sehr deutlich übers Ziel hinaus.
Nachsatz
Definitiv ein Film bei dem mich eine eventuelle Fortsetzung wieder hinter dem Ofen hervorlocken würde, denn welcher Junge hat noch nie davon geträumt ein Ninja zu sein?