Review

Achtung, extreme Spoiler!

Tja, schade ... ich bin eigentlich kein Fan von Filmen voller Romantik und so, aber was in der ersten Hälfte der Geschichte zwischen Cruise und Cruz passiert ist wirklich schön und macht Freude, teilweise sogar fast neidisch. Was mich jedoch stört, ist die einfach zu handlungsarme Story und insbesondere das Ende. Dieser Film hätte deutlich mehr bewirken können durch einen Schluss, der entweder eingeleitet hätte werden können oder wenigstens passen würde, aber wie es ausgeht, das treibt einem schon fast Tränen in die Augen vor Ideenlosigkeit ...

Nun gut, der Urfilm stammt aus dem Jahre 97, Matrix aus dem Jahre 99, aber trotzdem liegt der Vergleich nahe. Plötzlich geht alles Schlag auf Schlag, und die Kombination aus Matrix/Total Recall-Thematik wirkt schon fast lächerlich. Was mich jedoch am meisten störte, ist, dass sich der Protagonist am Ende für ein echtes Leben entscheidet, was vollkommen inkonsequent ist und jeglicher Logik widerspricht. Gerade in der Traumwelt besteht ja die einzige Möglichkeit, wirklich glücklich zu sein. Dieser Tatbestand ist gerade dadurch so verheerend, weil der Film schon einen gewissen intellektuellen Anspruch besitzt und keine Moral als Trittbrett bräuchte, um gut zu enden. Wenn das Leben eben scheiße ist und im Traum dich die letzte Chance ergibt seine wahre Liebe zu finden, dann soll es doch so sein, auch in Anbetracht dessen, dass sich das ganze Leben in Inertialsystem dieses Filmes nur gerade um DIE große Liebe dreht.

Jetzt könnte man natürlich das Argument anbringen, dass in der letzten Einstellung doch alles anders zu sein scheint, ggf. dass sogar alles nur ein Traum war, und das ist wirklich die Härte. Das nimmt dem Film sozusagen selbst die Existenzgrundlage. Eigentlich mag ich solche komplexen offen Handlungen, die der eigenen Interpretation Tür und Tor aufhalten, aber das was hier dargeboten wird, ist eine echte Schnapsidee.

Den größten Teil des Filmes habe ich mich versucht zurückzuhalten, weiterzudenken wie alles endet, da es in Filmen dieser Machart einfach nahe liegt Szenen logisch einordnen zu wollen, was zu Interpretationsversuchen ausarten kann, und hier liegt auch eine Schwäche des Filmes. Von Seiten der Regie werden wenige, aber sich andauernd wiederholende Sequenzen aus Realität und Wunschtraum eingebettet, die sich zu sehr kombinieren lassen, ohne ineinander logisch sein zu wollen oder können. Dafür wird viel zu sehr auf irreales verzichtet. Auch die Schauspieler, die wirklich eine gute Leistung abgeben, wirken auch im Nachhinein in der Traumwelt nicht irreal genug, wo sich mir ein Vergleich mit Mulholland DR. aufdrängt. Dort hat man anfangs das Gefühl, dass die Schauspieler direkt aus irgendwelchen Seifenopern gecastet zu sein scheinen, was in der Retrospektive dann schnell schlüssig wird und wohl eine unglaubliche Leistung darstellt, wen es nach mir geht.

Aber Vanilla Sky? … nichts dergleichen. Der Film hätte Enden sollen als der Protagonist zum ersten Male begreift, dass er in einem selbst erdachten Traum ist und in der Eingangshalle der LE Firma steht und beginnt zu schreien, aber die Fahrt mit dem Aufzug und die Abschiedszene, die kann man sich gelinde ausgedrückt ernsthaft in den Allerwertesten kredenzen. Dann wäre auch die allerletzte Einstellung mit dem Blick auf das Auge und der Stimme von Cameron Diaz mit einem harten Schnitt wirklich gut gewesen. So wie es allerdings arrangiert wurde, kommt grade mal ein zweitklassiges Outer Limits Ende raus, und der Zuschauer fragt sich, ob so etwas wirklich in einem Drehbuch noch passabel wirken kann.

Ah ja .. und wo ich gerade dabei bin Kritik zu äußern, die Erklärung im Film warum die Rolle der Sofia und Julie sich dauernd dreht, könnte ich in einem Hörspiel gerade so noch verkraften, hier jedoch hätte man durchaus ein wenig mehr auf die Hintergründe eingehen können oder es wenigstens ganz lassen sollen, was alles in allem am besten gewesen wäre. All das kombiniert sich zu einem Film, der eigentlich einzig und allein durch solche volldämlichen Aussagen wie „The Power of Myth“ funktioniert und sich selbst zum Selbstzweck macht und genau das nicht gewollt zu haben.

Alles in allem sehr schade, hätte sehr viel mehr draus werden können ... ich empfehle Mulholland DR. für diejenigen, die auf konsequentere und komplexe Storys stehen.

schade schade schade.

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