Anfänger Jorg Ihle versucht sich an einer Mischung aus "Predator, The Decent" und "Planet der Affen". Als Neuer in der Branche bringt er natürlich sein eigenes Drehbuch mit, welches kostengünstig von irgendwelchen B-Produzenten die keiner kennt gesponsert wird. Ihle legt dabei eine solide Idee vor, begeht natürlich massenweise Raubbau bei oben genannten Klassikern. Man hätte etwas daraus machen können, "The Tribe" ist jedoch höchstens durchschnittlich. Es mangelt Ihle an Erfahrung, jedoch bleibt auch der Score von Kyle Batter auf der Strecke. Um Spannung zu erzeugen gehören die richtigen Töne, doch Batters Score ist nur leise im Hintergrund zu hören und wird niemals aufdringlich. Was ich "The Tribe" hoch anrechne ist, dass man auf den Einsatz von CGI komplett verzichtet.
Das junge Paar Liz (Jewel Staite) und Peter (Justin Baldoni) macht mit ihren drei Freunden Ira (Marc Bacher), Lauren (Nikki Griffin) und Jake (Kellan Lutz) eine Bootstour. Leider spielt das GPS verrückt und das Boot läuft auf ein Riff und sinkt. Die kleine Gruppe kann sich jedoch auf eine idyllische Insel retten. Am nächsten Morgen ist Peter spurlos verschwunden, nur eine Blutspur führt in den Dschungel. Um Peter zu finden, dringt Liz mit ihren Freunden in den Dschungel ein. Dort stoßen sie auf eine unentdeckte Spezies, die den Eindringlingen natürlich feindlich gesinnt ist.
Die Story verläuft nach dem üblichen Schema und braucht locker eine halbe Stunde um in die Gänge zu kommen. Im Auftakt befinden wir uns im Jahre 1922, wo die vergessene Brut gleich in Aktion treten darf. Natürlich sieht man nur Schatten, hört Geräusche, es dauert seine Zeit bis Ihle uns die affenartigen Wesen präsentiert. Vorher lernen wir fünf total uninteressante Charaktere kennen. Liz kristallisiert sich sehr schnell als Heldin heraus, sehr sympatisch wirkt sie allerdings nicht. Ihr Freund Peter ist reich, kleinere Streitereien müssen wir auch noch ertragen. Die restlichen Charaktere erfüllen auch die üblichen Kriterien. Blödes Gequassel, Streitereien und Beziehungstress steht auf der Speisekarte. Sie stellen jedoch nur Opfer für die vergessen Brut da und man weint ihnen keine Träne hinterher.
Und hat man die erste halbe Stunde hinter sich, so beginnt "The Tribe" endlich unterhaltsam zu werden. Wenn Liz morgens am Strand aufwacht, ihr Freund Peter ist verschwunden, eine Blutspur führt in den dunklen Dschungel. Und aus der Kulisse hat Ihle wirklich alles herausgeholt. Der Kontrast zwischen Idylle und unheimlichen Dschungel ist stimmig, ein großes Lob geht an die Soundkulisse. Die gruseligen Geräusche sorgen in einigen Sequenzen für eine Gänsehaut. Hierzu noch ein tatkräftiger Score und "The Tribe" wäre um einiges spannender geworden.
Schließlich beginnt das große Sterben, wobei Ihle wie besessen um blutige Szenen herumfilmt. Meist werden die Opfer nur geschwind angesprungen, oder in die Bäume oder Gebüsche gezogen. Nur der Tod von Ira ist zu sehen, doch dabei ist es so dunkel, dass man nicht viel erkennt. Der Zuschauer bekommt nur die Leichen zu Gesicht. Wer hier auf Goreeffekte hofft, könnte falscher nicht sein, für eine FSK 16 Freigabe hätte man wesentlich freizügiger sein dürfen. Immerhin ist "The Tribe" zum Ende hin recht spannend inszeniert, obwohl die Gruppe schnell dahingemetzelt ist. Bald ist nur noch Liz übrig, die sich nun einige Gefechte mit den Pelztierchen leisten darf. Viele Szenen sind dabei sehr dunkel geworden, besonders wenn Liz sich in der Höhle aufhält, da ist teilweise kaum etwas zu erkennen.
Die Monster sehen dabei einigermaßen unheimlich aus, in vielen Szenen aber auch lachhaft. Da steckt ein Stuntman in einem Affenkostüm. Natürlich haben die Biester große Hauer und lange Krallen. Aber Liz findet bald eine Schwachstelle.
Die Darsteller können zumindest das durchschnittliche Niveau erreichen. Jewel Staite macht als Heldin einen soliden Job, wirklich nervig sind Nikki Griffin und Marc Bacher als reiches Ehepaar. Justin Baldoni und Kellan Lutz können auch kaum Akzente setzen.
Wenn man schon klaut, dann sollte man es gut machen. Aber Ihle mangelt es ein wenig an Erfahrung, die spannenden Szenen sind hauptsächlich dem Kameramann und der Geräuschkulisse zu verdanken. Die Morde finden fast nur im Off statt und verlaufen völlig unblutig. Seine Kulisse hat Ihle jedoch im Griff, hätte Kyle Batter jetzt noch ein bisschen auf die Tube gedrückt. Insgesamt gesehen bietet "The Tribe" gruselige Unterhaltung ohne Überraschungen und Blut. Die ersten dreissig Minuten muss man natürlich durchstehen.