Uha, Dracula von 1931. Begeben wir uns auf die Reise in eine Zeit, als Filme noch Filme waren und statt ausschweifender Effekthascherei mit guten Kulissen, liebevoller Tricktechnik und vorallem exzellenten Schauspiel zu punkten wussten. Tod Brownings Dracula kann man gut und gerne getrost als klassische Verfilmung des Bram Stokschen Stoffes ansehen, wenn auch dieser, dem 10 Jahre zuvor erschienenen Stummfilm Nosferatu (1922) in keinster Weise, das Wasser reichen kann. Trotzallem muss dieser Universalfilm eine gehörige Portion an Faszination ausgelöst haben, aus heutiger Sicht eher unverständlich bis albern, wenn auch irgendwo nachvollziehbar. Klar ist, dass dieser Film aus heutiger Sicht wohl keinen mehr aus dem Hocker reissen wird, wurden wir in den nächsten 77 Jahren mit unzähligen weiteren Verfilmungen beschenkt oder wie man es will, belastet. Einige davon setzten Maßstäbe, einige davon wurden wenig beachtet und viele davon, vorallem neuerer Gesinnung rückten den Vampirfilm in ein lächerliches Licht. Doch diese durchaus klassische Verfilmung, wirkt beileibe gesagt, leider, aus heutiger Sicht einfach bloss extrem hölzern, lässt aber erahnen, warum das Medium Vampirfilm so viel und fast schon peinlich ausgeschlachtet wurde. Dracula von 1931 bietet wenig, wenn man mal davon ausgeht, das Nosferatu 1922, beiweitem weiter war, in allen Belangen. Tricktechnisch und vorallem in seiner gesamten Darstellung hinkt dieser Film kläglich hinterher. Bela Lugosis Schauspiel als Graf Dracula wirkt, heutzutage, mit seiner starren Mimik, einfach bloss unfreiwillig komisch, gruselig ist das leider nicht, wenn auch aufgrund dieser Darstellung fast schon ein Kuriosum, welches diesen Film irgendwo einzigartig macht. Inwiefern Lugosis Darstellung damals bedrückend bzw, beängstigend war, liegt nicht in meiner Kenntnis, jedoch scheint er sich im Laufe der Jahre als Grösse in amerikanischen Horrorfilmen etabliert zu haben. Teilweise wohl wirklich zu recht, ist seine gesamte Mimik wunderbar, meist aber eher wunderbar peinlich. Der Rest der Darstellerriege ist beiweitem recht auswechselbar, wenn auch diese ihre Arbeit sehr gut tun, meist überzeugend, manchmal mit peinlich genauem Overacting, wie es zu dieser Zeit üblich war. Mit was dieser Film überzeugt, sind wohl freilich seine überzeugenden Gruft und Landschaftsaufnahmen, die einen wohlbemerkt nostalgisch in den Bann ziehen, wenn auch viele der Kameraeinstellungen viel zu statisch wirken. Leider traute man sich zu dieser Zeit, etwas wenig explizit darzustellen. Vampirzähne, die besagten 2 Bisswunden, oder Bisse werden nie gezeigt. Viele Geschehnisse werden uns vorenthalten, vieles abgeblendet, was dazu führt, das diese fast schon peinliche Selbstzensur, auch schon zu dieser Zeit, nicht unbedingt dazu beiträgt eine beklemmende Atmosphäre aufzubauen. Leider verzichtet man hier auf tösende Filmmusik, die den ganzen Film noch hölzerner und träger wirken lassen, was er ohnehin schon ist.
Fazit:
Trotz all den negativen Kriterien, ist Dracula, die wohl klassischte Verfilmung neben Nosferatu (1922), der zwar diesem extrem hinterherhinkt, aber mit schönen Kulissen überzeugen kann. Bela Lugosis Mimikspiel mag zwar aus heutiger Sicht etwas peinlich tuntig erscheinen, macht diesen Film aber zu einer Einzigartigkeit, was verpflichtet dieses Werk, vorallem als geneigter Vampirfilmfan, sehen zu müssen.
6/10 für den nostalgischen Charme