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A Beautiful Mind ist nicht nur eine fesselnd inszenierte Biographie sondern auch eine der intensivsten filmischen Auseinandersetzungen mit Geisteskrankheiten, in dem Fall der Schizophrenie. Schon in Einer flog über das Kuckucksnest wurde dieses für Außenstehende kaum greifbare Krankheitsbild interessant dargestellt, die Lebensgeschichte des amerikanischen Mathematikers John Nash geht noch einen Schritt weiter und zeigt sehr intensiv wie sich diese Form der Krankheit auf das soziale und gesellschaftliche Gefüge eines Menschen auswirken kann. Bei den Academy Awards 2002 räumte A Beautiful Mind zurecht vier Trophäen ab, darunter auch die Auszeichnung zum besten Film.

Nur wenigen gelang es bisher dieses schwierigen Stoff angemessen umzusetzen, wohl auch weil Psychosen für Nichtbetroffene kaum nachzuvollziehen sind. Regisseur Ron Howard (Apollo 13, The Da Vinci Code) nahm sich dieser sensiblen Thematik an und meisterte gekonnt den schwierigen Spagat zwischen fesselnder Geschichte und wissenschaftlichen Fakten. Wer bisher mit Geisteskranken nur Irre in Verbindung brachte, die in Gummizellen auf und abspringen wird nach diesem Film anders denken, vielleicht sogar gewillt sein sich intensiver mit dieser Form der Krankheit auseinander zu setzen.

Dieses Kunststück gelingt weil die Erfahrungen von John Forbes Nash tragischer kaum sein könnten, eine Geschichte die so wohl nur das Leben schreiben kann. Der amerikanische Mathematiker übte mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten zur Spieltheorie maßgeblichen Einfluss auf die modernen Wirtschaftswissenschaften aus. 1994 wurde er für seine in den 50’er Jahren entwickelte Nash-Gleichgewichtstheorie sogar mit der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung geehrt, dem Nobelpreis.
Die filmische Abbildung dieses ereignisreichen Lebens beginnt während Nashs Studium in Carnegie. Von Beginn an zeigt er sich als sonderbare Eigenbrödler, der lieber seine Zeit mit mathematischen Formeln, als im pflegen sozialer Bindungen verbringt. Angetrieben vom Ehrgeiz etwas Bedeutendes zu schaffen vertieft sich Nash so sehr ins eine Arbeit das er beginnt Dinge zu sehen die nicht existieren. Jahre später, Nash unterrichtet nun in Princeton, tritt das Pentagon an ihn heran um versteckte Codes der Sowjets zu entschlüsseln. Erst spät bemerkt seine Frau das mit John etwas nicht stimmt und Wahnvorstellungen das gemeinsame Leben zur Hölle machen. Die Einweisung in eine psychiatrische Anstalt scheint der letzte Ausweg, denn die Auswirkungen der Schizophrenie lassen John Nash zusehends die Kontrolle über seine Umwelt verlieren.

A Beautiful Mind gehört zu jener Art von Film die sich unter verschiedenen Blickpunkten betrachten lassen und immer wieder neue interessante Gedanken zu Tage fördern. Was diesen Film vor allem anderen auszeichnet ist seine intelligente Story, die angereichert mit den Stilmitteln der Traumfabrik ein bewegendes Meisterwerk ergeben.
Nashs Leben ist eine Achterbahnfahrt, die sich im weiteren Verlauf immer mehr zuspitzt. Zu Anfang kommt Nash noch wie ein etwas schrulliger Akademiker rüber der etwas zuviel Zeit mit seinen Büchern verbringt. Er ist zwar ein Sonderling, dank seines Wissens aber durchaus geschätzt. Ihm gelingt es sogar bei einer seiner Schülerinnen zu landen und sie zu heiraten. Doch sein Leben verändert sich schlagartig als sich Wahnvorstellung in Nashs Kopf manifestieren. Seine angebliche Arbeit für das Verteidigungsministerium, die versteckte Codes der Russen aufdecken soll, ist ungemein spannend erzählt und nicht wirklich vorauszuahnen. Hat John jemals Codes für das Pentagon geknackt oder war alles von Beginn an nur Einbildung? Sein imaginärer Auftraggeber ist ein schlaphuttragender Agent, der als Abziehbild der McCarthy Ära die damaligen Zustände in Amerika symbolisiert. Von diesem Standpunkt betrachtet klingt Nashs Welt durchaus plausibel, denn zur Hochzeit des kalten Kriegs wurden beiden Seiten ja die abenteuerlichsten Spionagemissionen zugesprochen und Paranoia bewusst eingesetzt um die eigenen Bevölkerung zu verängstigen.
Als die Wahnvorstellungen schließlich die Oberhand übernehmen, gerät auch Nashs Sozialleben aus den Fugen. Erst jetzt bemerkt seine Frau das Johns Arbeit in den letzten Jahren nur darin bestand Zeitungen auszuschneiden und an die Wand zu kleben, im Glaube dies im Dienste der Regierung zu tun. Spätestens hier greift auch die tragische Seite von Nashs Leben und macht den Film zu mehr als einer reinen biographischen Abarbeitung von Fakten. John ist ein Mensch, der unter dem Druck der Krankheit zu zerbrechen droht. Seine Frau ist der Verzweiflung nahe, da John nach seinem Klinikaufenthalt nicht mehr fähig ist einfachste Handgriffe zu erledigen ohne in seine Fantasiewelt abzutauchen. Wie schwer das gemeinsame Leben mit Schizophrenie ist, wird ergreifend erzählt ohne sich dabei überflüssigen Kitsch zu bedienen.
Auch wenn besonders diese emotionalen Momente immer mal wieder kritisiert werden, machen sie A Beautiful Mind erst zu dem was er ist: ein bewegendes Stück Film, der zeigt zu welchen Genialitäten Hollywood immer mal wieder fähig ist. Die ergreifendsten Momente hält dann auch der Schluß bereit, die selbst mir immer wieder kalt den Rücken runter laufen. Für jene die weich am Wasser gebaut sind empfiehlt es sich daher Taschentücher griffbereit zu halten.

Am Ende bleiben aber vor allem die Leistungen der Darsteller in Erinnerung, denn erst diese machen A Beautiful Mind zu einem herausragenden Werk. An erster Stelle muss da natürlich Russell Crowe genannt werden, der sich der schwierigen Rolle mit viel Taktgefühl und Einfühlungsvermögen angenommen hat. Man kann nur erahnen wie schwierig es sein muss in einen Erkrankten hineinzublicken und Mimik wie Gestik glaubwürdig darzustellen ohne zu übertrieben oder unglaubwürdig zu wirken. Ich ziehe vor Crowe meinem Hut, was mich auch darin bestärkt das dieser Mann zu den interessantesten und vielseitigsten Darstellern unserer Zeit gehört. Das er den absolut verdienten Oscar nicht bekommen hat, ist wohl damit zu begründen das er im Vorjahr bereits für seine Darstellung des römischen Kriegsherrn Maximus in Gladiator geehrt wurde und die Academy nur ungern zweimal in Folge die gleiche Person auszeichnet. Verdient hätte er es allemal, denn die Rolle des John Nash ist schauspielerisch seine bisher herausragendste Leistung.
Jennifer Connelly bekam dafür ihre Trophäe als beste Nebendarstellerin und das zu recht. Sie spielt die einfühlsame Ehefrau, die nur schwer mit der plötzlichen Krankheit des Mannes umgehen kann sehr eindringlich. Man kann nachfühlen wie schwer es sein muss seinen Geliebten nicht mehr wieder zu erkennen und wie schwer es sein muss keine persönliche Nähe mehr aufbauen zu können.
Gleiches gilt für Ed Harris, der bekanntlich ein Händchen für schwierige Rollen hat. Seine Interpretation des Regierungsagenten ist ebenfalls sehr gelungen, vor allem da sein zwielichtiger Charakter nie wirklich zu durchschauen ist.

Bleibt noch ein Wort zu technischen Umsetzung zu verlieren, die in Anbetracht des brisanten Stoffes zwar eher nebensächlich ist, aber dennoch seine Wirkung nicht verfehlt. Besonders hervorzuheben wäre die exzellente Kameraführung, die in einigen Szenen in Verbindung mit raffiniert-dezenten Spezial Effekten etwas richtig Magisches besitzt. Gemeint ist dabei zum Beispiel der Moment als Nash erstmals einen Code für Regierung entschlüsselt und die Zahlenwände um ihn herum lebendig werden, während die Kamera um ihn kreist.
Nicht unwesentlich zur Atmosphäre trägt auch der geniale Score von James Horner bei, der hier endlich mal wieder einen erstklassigen Soundtrack abliefert. Die Musik ist besonders in emotionalen Momenten ungeheuer intensiv, aber auch aufwühlend in den spannenden Passagen. Die Mischung aus klassischem Orchester und Operngesang gehört zu den interessantesten Kompositionen der letzten Jahre und machen Bilder und Musik zu einem wahren Erlebnis.

Fazit:
A Beautiful Mind ist die vielleicht packendste und dramatischste Biographie die je in bewegten Bildern erzählt wurde. Die herausragenden Darsteller, allen voran Russell Crowe und das intelligente Drehbuch machen diese ergreifende Geschichte über einen Mann, der trotz seiner schweren Krankheit Anerkennung erntet, zu einem wahren Erlebnis. Ein wahres Meisterwerk!

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