Review
von Leimbacher-Mario
Genie am Abgrund
Es gibt viele Filme, die eine Krankheit spannend & würdevoll zeichnen. Es gibt viele Filme, in denen Russel Crowe sich seinen brillanten Ruf verdient. Und es gibt viele Filme, in denen Ron Howard zeigt, was für ein begnadeter Regisseur er ist. Und trotzdem sticht "A Beautiful Mind" überall heraus, ist für mich wesentlich mehr als nur dröge Oscarbait. Im Film spielt Crowe das Mathe-Genie John Nash, dessen Arbeit für einen Geheimdienst ihn von seinem Leben als Außenseiter & Sonderling ablenkt... bis plötzlich alles eine ungeahnte Wendung nimmt & nichts mehr ist, wie zuvor.
Russel Crowe ist eigentlich ein kerniger, harter Typ - umso beeindruckender seine Leistung als asoziales, unsicheres & psychisch labiles Genie. Keine typische Performance für ihn, und doch seine beste, der Oscar wäre absolut verdient gewesen. Er trägt den Film & macht es einfach, mitzuleiden & ihm trotz seiner anstrengenden Art Gutes zu wünschen. Jeder Twist, jeder Schicksalsschlag & jede Herausforderung, die seine Krankheit mit sich bringt, sitzt punktgenau. Ron Howard kann Drama noch immer am besten & der Film wirkt sehr selten kitschig, verharmlosend oder zu Hollywood. Kurz: einer der besten Filme über Schizophrenie.
Der Film funktioniert sowohl als Thriller wie als Drama, zusätzlich war er Vorbild für viele andere Filme (wie "Shutter Island") mit vergleichbarer Überraschung. Der James Horner-Gänsehaut-Score kombiniert mit schauspielerischen Großtaten, bis in die kleineren Nebenrollen mit wohltuendem Understatement, ergibt ein Hollywood-Film mit Gefühl, Substanz & Spannung. Gute Unterhaltung mit Anspruch. Selten wurde ein Genie so nahbar, egal wie überlegen sein Intellekt & wie scheinbar unterlegen ihn seine Krankheit macht. Menschlich große Klasse & erstaunlich geerdet, ehrlich & realistisch. Wenn in einem Gehirn zwei so gegensätzliche Pole verschmelzen, könnte genau so ein Leben aussehen. Starker Mann, der eine Biographie bzw. diese filmische Würdigung mehr als verdient hat. Krank war selten so nah.
Fazit: Thriller & leidenschaftliche Charakter- bzw. Krankheitsstudie in einem. Dazu Russel Crowe der nie besser wurde. Wahnsinnig gut - selbst wenn der Film keinen Gegner von Ron Howards ruhigem "Oscar"-Stil überzeugen wird.