Daniel, erschrocken: "What the hell was that?"
Julie, gelangweilt: "I don't know. Sounded like some crazy mummy going nuts."
Daniel, erleichtert: "This mummy theme park is really something, isn't it?"
Die gemeine Mumie hat es leider nie in die erste Riege der filmischen Schreckgestalten geschafft. Trotz mannigfaltiger Bemühungen gab es gegen blutsaugende Vampire, Fleisch (oder Hirn) fressende Zombies und durch die Gegend wütende Werwölfe kein Anstinken. Der Grund dafür ist möglicherweise, daß aus uralten Sarkophagen gekletterte, in vermoderte Bandagen gewickelte, langsam umherschlurfende Untote irgendwie nicht so richtig angsteinflößend sein wollen. Daß man ihnen vor der Einbalsamierung auch noch das Gehirn durch die Nase rausgezogen hat, weckt eher Mitleid als Furcht. Ja, eine Mumie ist wahrlich nicht vom Glück begünstigt. Und dann hatte sie obendrein das Pech, daß sich zur Jahrtausendwende ausgerechnet der Italiener Alvaro Passeri (aka Al Passeri) ihrer annahm. Alvaro Passeri, das Genie hinter Plankton (Creatures from the Abyss) und Flight to Hell, der italienische Ed Wood. War es ihm vielleicht vergönnt, mit The Mummy Theme Park einen beinharten Mumienschocker abzuliefern, der sein Publikum so dermaßen in Angst und Schrecken versetzte, daß es noch Jahre später mit wüsten Alpträumen zu kämpfen hatte?
Um etwaige aufkeimende Hoffnungsschimmer gleich mal zunichte zu machen... die richtige Antwort lautet: Nein, konnte er natürlich sowas von nicht. In The Mummy Theme Park geht es um einen ägyptischen Scheich (Cyrus Elias), der keine Kosten und Mühen gescheut hat, um die ultimative Touristenattraktion auf die Beine zu stellen. Einen Vergnügungspark! Also wie Westworld, nur nicht im Wilden Westen, sondern im Alten Ägypten. Wie Jurassic Park, nur mit Mumien anstelle von Sauriern. Spitzenidee, oder? Um diese Attraktion entsprechend hochwertig zu vermarkten, engagierte er den weltberühmten Starphotographen Daniel Flynn (Adam O'Neil), der schließlich mit seinem blonden Anhängsel Julie (Holly Laningham) anreist. Julie ist der Wahnsinn! Man könnten Seiten mit Schwärmereien über diese Blondine füllen, und über die Klischeefettnäpfchen, in die sie tappt. Beim Probelauf mit der Eisenbahn durch das riesige Areal (eine ausgegrabene, unterirdische Totenstadt) kommen unsere Helden aus dem Staunen kaum heraus. Angekettete Mumien-Cyborgs mit Kontrollchips im Schädel, die ihre Geschichte erzählen, das hat die Welt noch nicht gesehen. Aber greift das fragile Sicherheitssystem, sollte sich eine mal selbständig machen?
Als ich The Mummy Theme Park vor einigen Jahren das erste Mal sah, war ich enttäuscht. Darüber schäme ich mich jetzt so sehr, daß ich diese Zeilen als Wiedergutmachung schreibe. Grund für die Enttäuschung war nämlich nicht der Film, sondern der Dolm mit falschen Erwartungen vor dem Bildschirm. Ich hatte mir einen ähnlich gelagerten Kracher wie Plankton erwartet, und das ist The Mummy Theme Park nun einmal nicht. Tatsächlich ist es ein Kracher anderer Art. Um Mißverständnissen vorzubeugen: Der Film ist natürlich die Quadratwurzel aus Camp mal Trash durch Pi hoch Schlock. Aber Müll ist nun mal nicht gleich Müll. Da gibt es viele Abstufungen und noch mehr Schattierungen (die berühmten 50 Shades of Trash), das kann man nicht alles in einen Topf werfen. Wenn eine lieblos am Computer hingerotzte Asylum-Produktion das eine Ende des Spektrums ist, dann werkelt Signor Passeri fröhlich am anderen Ende herum. Daß Passeri ein großer Genrefan ist und er viel Herzblut in seine Arbeiten investiert hat, ist offensichtlich. In The Mummy Theme Park wimmelt es regelrecht vor drolligen Spezialeffekten jeglicher Couleur. Modellbauten, Miniaturen, Rückprojektionen, Matte-Bilder, Computerverzerrung, handgemachte Gore-FX, Spiegeleffekte... das alles (und bestimmt noch mehr) erfreut das Fanherz.
Da kracht die Liliput-Modelleisenbahn spektakulär durch eine Felswand, während im Vordergrund schreiende Männer um ihr Leben rennen. Ein unglücklicher Mann verwandelt sich spontan in irgendetwas schleimig-eklig Undefinierbares (eine Sequenz, die frappant an die Transformation in Plankton erinnert). Ein Skelett zappelt unbeholfen vor einem schwarzen Vorhang herum. Spiegel sind so positioniert, daß drei, vier in einer Reihe stehende Männer vervielfacht werden. Eine Mumie reißt einem Mann das Bein aus und verprügelt einen anderen damit. Ein Erdbeben wird simuliert, indem der Kameramann heftig mit seinem Arbeitsgerät wackelt, während jemand von oben bemalte Styroporbrocken ins Bild wirft. Eine Mumie packt einen Mann im Schritt, woraufhin sich dessen Visage spiralförmig verzieht. Und so weiter, und so fort. Dazu kommen noch die netten Kostüme, die auf ägyptisch geschminkten Italiener mit angeklebten Bärten, die coolen Mumien, die irrsinnig debilen Dialoge und die furchtbaren Darbietungen der (nachsynchronisierten) Schauspieler-Imitatoren, und schon ist die Trash-Wundertüte fertig, in der man munter wühlen kann und viele schöne Dinge zu Tage fördert. Realistisch ist dieser Mumien-Mumpitz natürlich kein bißchen, aber der Aufwand, den man hier betrieben hat, ist nicht ohne und verdient Bewunderung, zumindest die meinige.
Leider kann dies alles nicht darüber hinweg täuschen, daß The Mummy Theme Park mit einigen Längen zu kämpfen hat. Die "Schauspieler" (allen voran das Michael Dudikoff-Lookalike und der lebendige Blondinenwitz), ihr strunzdoofes Gequassel und die bunten Sets machen die wenig ereignisreichen Laberpassagen zwar erträglich, aber hin und wieder schleicht sich trotzdem etwas Langeweile ins Geschehen. Da muß man dann halt durch, um die Belohnung in Form von - zum Beispiel - einer flotten Prügelei zwischen den Haremsdamen zu kassieren. Und die geile Hauptmumie ist ebenfalls ein Hit! Sie ist geil in zweifacher Hinsicht. Erstens glotzt sie gerne in Ausschnitte, und zweitens sieht sie total abgefahren aus, besonders nachdem man sie mit Säure besprenkelt hat. Dann ist sie nicht mehr wiederzuerkennen, hübsch blutig-schleimig und ziemlich sauer noch dazu. Nach qualitätstechnischen Maßstäben ist The Mummy Theme Park eine einzige furchtbare Katastrophe. So viele Alkoholika kann man gar nicht konsumieren, um sich dieses Machwerk gut zu saufen. Doch all diejenigen, deren Herz auch für trashig-käsige, bescheuert-absurde B-Movies schlägt, sollten bei diesem launig zelebrierten Stelldichein der Dilettanten mit Mumienbeilage in Liliputanien voll auf ihre Kosten kommen.