Review

Ein ziemlich schmieriger Film, der dem Zuschauer vorgaukelt, sich mit dem Leben eines geistig Zurückgebliebenen, seiner Rolle als Vater und den Auswirkungen auf das Kind zu beschäftigen, sich aber am Ende als manipulative und eklige Moralpredigt entpuppt.

Hier geht es also um den geistig zurückgebliebenen Sam, der eine siebenjährige Tochter namens Lucy hat, die er über alles liebt. So weit, so gut. Jetzt wird’s aber lustig, denn Sam hat, warum auch immer er das durfte, bisher ganz allein für seine Tochter gesorgt und sie erzogen. Jetzt denken sich die Behörden berechtigterweise, dass er als Vater gar nicht geeignet ist, aufgrund seiner geistigen Behinderung, also wollen sie Sam seine Tochter wegnehmen, zumal sich die Tochter auch weigert zu lernen, um nicht klüger zu werden als ihr Vater. Aber Sam möchte sie behalten und nimmt sich einen Anwalt.

Wer jetzt denkt, dass der Film das Thema objektiv und rational angehen würde, wird enttäuscht werden, schon allein deshalb, weil Sam von vornherein als typische Sympathiefigur, als der Gute in einem Gut gegen Böse-Film gedacht ist und dementsprechend dem Zuschauer auf äußerst penetrante Weise präsentiert wird. Das gleiche geschieht auch mit allen Figuren, die mit Sam in Verbindung stehen, denn allesamt sind echt dufte, sympathische Personen. Ganz schlimm in diesem Zusammenhang ist die Verbindung von Sam mit seiner Anwältin Rita, dessen zerrüttetes Familienverhältnis jesus-like von Sam wieder in die rechte Bahn gerückt wird. Nach dem Motto - folge Sam und alles wird gut.

Auf der anderen Seite gibt es aber natürlich auch die Personen, die bei den Behörden arbeiten oder auch der Staatsanwalt, der im Gerichtsprozess Sam als nicht geeigneter Vater darstellen will. Und diese Figuren werden hier als unsympathische Zeitgenossen präsentiert, als die Bösen, wie aus einem Gut gegen Böse-Film. Das ist umso ärgerlicher, weil hier die "Bösen" im Prinzip die einzigen sind, denen es wirklich nur um das Wohl des Kindes geht, während es den "Guten" nur um Sams Wohl geht.

Die Behörden und der Staatsanwalt stellen Sam berechtigterweise als ungeeigneten Vater hin, denn als geistig Zurückgebliebener, dessen IQ bereits unter dem seiner Tochter liegt, kann er kein geeigneter Vater sein und Lucy angemessen erziehen, denn in der Realität braucht es einfach mehr als nur bloße Liebe, um ein Kind großzuziehen. So kann Lucy mit Sam als Vater (bzw. Erzieher) auch keine normale Entwicklung durchlaufen, selbst wenn sie es versuchen würde, was sie aber - und das macht die ganze Sache noch bedenklicher – eben gar nicht erst tut und das aus reiner Liebe zu ihrem Vater. Das klingt zwar irgendwie ganz toll und "och wie süß", ebenso wie es der Film halt verkauft, allerdings wäre die Konsequenz daraus, dass Lucy genau so enden würde wie Sam selbst, also geistig zurückgeblieben. Und ob das wirklich das Beste für ein siebenjähriges Kind ist, sollte sich jeder selbst hinterfragen.

Aber all diese Argumente der "bösen Seite", die schlussendlich einfach besser, nachvollziehbarer und im Sinne der Tochter sind, interessieren die "Guten" und den Film aber kaum, denn aus ihrer Sicht gilt hier in diesem speziellen Fall und frei nach den Beatles "All You Need Is Love" und das wird über weite Strecken auch mit viel Kitsch, Schmalz und Zucker zelebriert. Als Zuschauer wird man also förmlich dazu gedrängt auf Sams Seite zu wandern und das Thema fast ausschließlich auf emotionaler Ebene anzugehen, anstatt sich ernsthaft und rational zu hinterfragen, ob es wirklich das Beste für Lucy ist, bei ihrem Vater zu bleiben.

Als wäre das noch nicht schlimm genug, hatte ich auch noch große Probleme mit der Darstellung vom humorbefreiten und selbstgefälligen Sean Penn. Seine Darstellung ist "over the top", Penn versucht erst gar nicht einen geistig Zurückgebliebenen zu spielen, sondern begnügt sich damit einen zu imitieren und stellenweise sogar zu karikieren. Und mit dieser Darstellung verfolgt er nur ein einziges Ziel; das Maximum an Mitleid und Sympathie beim Zuschauer zu ergattern (und nebenbei auch noch einen Oscar abstauben…). Sam ist schließlich als Sympathiefigur angelegt, den muss man als Zuschauer einfach mögen, automatisch auf seiner Seite stehen und damit auch die weitaus besseren Argumente der Gegenpartei ignorieren und zu guter Letzt auch einfach ausblenden, dass er als Vater für die Erziehung eines Kindes nicht in Frage kommen kann.

Und wenn man zum Ende hin denkt, dass es nicht schlimmer kommen kann, wartet der Film noch mit einem absolut hinterhältigen Schluss auf. Denn aus heiterem Himmel erkennt Sam, dass er vielleicht doch nicht der geeignetste Vater und nicht in der Lage ist, Lucy zu erziehen. Das widerspricht aber nicht nur der Grundhaltung des gesamten Films und wirkt ohnehin aufgrund dieser kaum nachvollziehbaren Wandlung einfach nur aufgesetzt und unehrlich, sondern beweist nebenbei auch, dass die Macher nicht mal die "Eier" hatten, ihre Linie durchzuziehen, sondern sich mit diesem Ende noch beim leicht kritischen Publikum anbiedern wollten, damit auch wirklich jeder den Film ganz toll und bewegend findet - soll ja bloß keiner auf die Idee kommen, sich mit der Problematik ernsthaft und nüchtern zu befassen und den Film als dreiste, manipulative Moralmogelpackung entlarven.

Doh am Ende ist es genau daraus geworden.

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