Halle Berry hat ja nicht viel Nennenswertes in ihrer Karriere fabriziert („Catwoman“ und Co. sprechen Bände), doch „Monster’s Ball“ ist ein wirklich gelungenes Drama.
Hank Grotowski (Billy Bob Thornton) und sein Sohn Sonny (Heath Ledger) sind Gefängniswärter im Todestrakt, doch das ist schon der Teil des Lebens, der sie am meisten verbindet. Hank mag seinen Sohn nicht und lässt ihn das spüren. Vor allem Sonnys Freundlichkeit Schwarzen gegenüber ist dem rassistischen Hank ein Dorn im Auge. Doch glücklicherweise vermeidet „Monster’s Ball“ allzu starke Klischees: Hank vertreibt zwar zwei schwarze Jungen von seinem Grundstück, aber gehört nicht zu den Klischeefiguren, die mit ultrarechten Parolen nur so um sich werfen.
Dann ist das noch Leticia Musgrove (Halle Berry), deren Mann Lawrence (Sean ’Puff Daddy’ Combs) im Todestrakt sitzt und kurz vor der Hinrichtung steht. Die Ehe der beiden ist erkaltet und doch fürchtet Leticia um ihren Ehemann, da sie ihn liebt. Sean Combs hat zwar nur einen kurzen Auftritt, schlägt sich aber überraschend gut, was ja bei Musikern in Filmen ja eher die Ausnahme als die Regel ist.
Ausgerechnet Hank und Sonny eskortieren Lawrence' letzten Gang, doch Sonny wird mit der Situation nicht fertig, wird depressiv und bringt sich um. Hank erkennt es jetzt den Wert seines Sohnes, legt seinen Job nieder und beginnt ein neues Leben. Er trifft Leticia und bald entwickelt sich etwas zwischen ihnen, doch haben ihre Gefühle eine Zukunft?
„Monster’s Ball“ ist ein fesselndes Drama und das trotz der nüchternen Erzählweise. Nie überschlagen sich die Ereignisse, kleine Dinge wie Autofahrten oder Rasenmähen werden überraschend lange in Szene gesetzt. Auch viele Dinge werden nur angedeutet: Man erfährt nie, welche Verbrechen Lawrence genau begangen hat oder warum Sonny genau Selbstmord begeht (man merkt nur, dass es mit der Arbeit zu tun hat). Trotz alledem wird man als Zuschauer nie müde dem Film zu folgen.
Hauptthema ist sicherlich die Liebesgeschichte zwischen den beiden ungleichen Partnern; Aspekte wie Rassismus oder Todesstrafe kommen zwar vor, werden aber nie zentral. Was nicht heißt, dass „Monster’s Ball“ eine Auseinandersetzung mit diesen Themen scheut; stattdessen muss sich der Zuschauer über viele Sachen eigene Gedanken machen.
Der Hauptstrang hingegen erzählt eine Liebesgeschichte, die frei von Kitsch und rosaroter Brille ist. Vielmehr ist das Leben der ungleichen Protagonisten von ständigen Niederlagen, Rückschlägen und Verlusten geprägt, doch langsam finden sie aneinander Halt – obwohl beide Probleme haben ihre Gefühle wirklich auszusprechen. Gerade dieser schonungslose Realismus macht den Reiz von „Monster’s Ball“ aus und die letzten Minuten sind ein wunderbares Statement zum Thema Liebe und Vergebung, erfreulicherweise ohne moralischen Zeigefinger.
Auch schauspielerisch kann „Monster’s Ball“ punkten: Billy Bob Thornton ist eh ein sehr guter Schauspieler, was er hier voll raushängen lässt und auch Halle Berry spielt deutlich besser als sonst. Ob der Oscar wirklich verdient war, darüber kann man sich streiten, aber zumindest der Nominierung ist ihre Leistung würdig gewesen. Die Nebendarsteller wie Heath Ledger oder Peter Boyle machen ebenfalls einen guten Job, sodass „Monster’s Ball“ schauspielerisch eine Runde Sache ist.
So bekommt der Zuschauer ein ungewöhnliches ruhiges Drama, das zwar einige Fragen offen lässt, aber mit der gelungenen Atmosphäre und dem völligen Verzicht auf Kitsch trotzdem zu gefallen weiß.