Esther Gronenborns "Hinter Kaifek" schnappt sich einen bis heute ungeklärten Mehrfachmord aus dem Jahre 1922 und macht aus dem angestaubten oberbayrischen Kriminalfall kurzerhand einen modernen Mysterythriller. Die tatsächlichen Ereignisse dienen hierbei wirklich nur als labiles Grundgerust, bei dem etwa historische Ermittlungsergebnisse und Indizienbeweise nicht weiter verfolgt werden.
Stattdessen setzt "Hinter Kaifek" von Beginn auf wohlige Gruselatmosphäre. Die düsteren Bildkompositionen aus der tiefsten bayrischen Provinz kann man hierbei als absolut gelungen bezeichnen. Grünblaue Farbtöne dominieren die ländliche Szenerie, unterstützt von einer schaurig-schönen Geräuschkulisse. Doch wo die Technik durchaus hui ist, entpuppt sich die eigentliche Story des Streifens eher als pfui. Die Macher bedienten sich relativ plump bei den großen amerikanischen Vorbildern: Eine unheimliche Vision hier, ein finster drein blickender Almöi da, dann noch ein Hinweis auf die eigene Vergangenheit.... nein, das ist wirklich nicht besonders aufregend oder gar innovativ!
Großartigen Terror oder spektakuläre Goreeffekte sollte man ebenfalls nicht erwarten. "Hinter Kaifek" fährt als Mysterythriller klar die jugendfreie Schiene und verlässt sich in Sachen Spannung ganz auf seine recht eindrucksvolle Technik und die ohne Frage hoch atmosphärischen Kulissen. Nur am Ende gibts mal ein wenig 08/15-(Kostüm)Hektik und zwei, drei Leichen.
Nun noch kurz zu den schauspielerischen Darbietungen: Natürlich werde ich immer hellhörig, wenn der Hauptdarsteller eines Filmes Benno Fürmann heißt. Ihn kann ich mit seiner ewig gleich ausdruckslosen Visage so garnicht leiden. Auch hier vermag er es nicht, seiner Figur überdurchschnittlich viel Profil zu verleihen oder gar Sympathieträger zu werden.
Doch just dafür gibts hier ja noch die süße Alexandra Maria "Traudl" Lara, die mich mit einer sehr ansprechenden Leistung wieder versöhnlich stimmt. Ebenso überzeugen diverse Nebenrollen innerhalb der Fremden gegenüber eher verschlossen bis feindselig auftretenden Hinterwäldler-Dorfgemeinschaft.
Fazit: Irgendwie sitzt "Hinter Kaifek" zwischen den Stühlen. Für einen Krimi fehlt die klassische Ermittlungsarbeit und das Einbeziehen weiterer historischer Fakten, für einen Mysterythriller ist das Gebotene zu standardisiert und vohersehbar geraten. So bleibt letztlich "nur" solide, praktisch vollkommen fiktive Unterhaltung für den gemütlichen Sonntag-Abend, wenn man den sonst üblichen "Tatort" schon kennt.