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Cara Harding (Julianne Moore) ist Psychologin und vertritt die These, dass es keine multiplen Persönlichkeiten in einem Menschen gibt. Verbrecher würden sich nur hinter dieser Behauptung verstecken um für ihre Taten nicht vollständig zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Eines Tages stellt ihr Vater Cara seinen Patienten David (Jonathan Rhys Meyers) vor. Dieser kann nicht gehen und sitzt daher im Rollstuhl. In David gibt es aber noch eine zweite Persönlichkeit – Adam, der sehr wohl laufen kann...

Cara steht vor einem Rätsel. Wie kann es sein, dass Röntgenbilder von David klar beweisen, dass dieser nicht in der Lage ist zu laufen, wenn im selben Körper Adam lebt, dessen Röntgenbilder tadellos sind?

Im Verlauf ihrer Recherchen stellt Cara fest, dass David vor langer Zeit grausam ermordet wurde und auch den wahren Adam findet sie kurz darauf tot in seiner Wohnung. Wer aber ist nun dieser Mann, der all diese Persönlichkeiten und noch mehr in sich trägt?

Mehr zum weiteren Handlungsverlauf wird hier aus spoilertechnischen Gründen nicht verraten...

„Shelter“, so der Titel dieses Films des schwedischen Regie-Duos Mans Marlind und Björn Stein, ist ein unterhaltsamer Thriller geworden, der aber auch mit einigen Mankos behaftet ist.

Eindeutig positiv ist die Story zu bewerten, denn man hat meistens wirklich keinen Schimmer in welche Richtung sich diese bewegen wird. Zuviele falsche Fährten werden gelegt und erst zu Beginn des 3.Akts tut sich plötzlich eine ganz neue Lösung auf, die dann zwar bis zum Ende beibehalten wird, aber dennoch etwas abrupt daherkommt und zudem nicht so recht den zuvor geschürten Erwartungen entsprechen will.
So kann man an dieser Stelle vermerken, dass sich nach etwas über 75 Minuten der Grundcharakter des Film merklich verändert. Bis dahin hatte sich eine geschickt aufgebaute Spannung entwickelt, die den Zuschauer wirklich in ihren Bann schlägt. Als dann das Geheimnis hinter David/Adam enthüllt wird ist die erste Luft raus und man muß leider feststellen, dass der Streifen von da an sehr konventionell wird. Das soll nicht heissen, dass in dieser letzten halben Stunde nichts mehr passiert, dem ist bei weitem nicht so, aber was passiert ist eben nicht unbedingt neu oder auch sehr überraschend.

Ebenfalls als positiv muß man die geschaffene Atmosphäre bezeichnen. Hier schwelgt die Kamera in deprimierenden, farblosen Bildern, die bestens die düstere Handlung zu unterstreichen wissen.

Betrachtet man die beiden Hauptdarsteller, dann tun sich hier einige gewaltige Unterschiede auf, die den Gesamteindruck des Streifens entscheidend beeinflussen.
Auf der einen Seite wäre da Julianne Moore, die ihre Rolle soweit ganz ordentlich spielt. Da gibt`s nichts zu meckern!

Auf der anderen Seite agiert jedoch Jonathan Rhys Meyers, der es kaum schafft die verschiedenen in ihm existierenden Persönlichkeiten glaubhaft zu machen. Im Falle der David-Persönlichkeit bietet Rhys Meyers noch eine Art dezenten Südstaaten-Dialekt (zumindest in der Original-Fassung), alle anderen Persönlichkeiten unterscheiden sich bestenfalls in dem was sie sagen und scheinen darüberhinaus keinerlei eigenen Charakter zu haben bzw. keinen den der Darsteller dem Zuschauer irgendwie vermitteln kann.
Meiner Ansicht nach ist Jonathan Rhys Meyers hier eine ziemliche Fehlbesetzung, die dem Film insgesamt mehr schadet als nutzt.

Aber nicht nur die zweite Hauptrolle ist hier ein Problem, auch auf seiten der Maskenbildner gibt es Kritikpunkte. Ich sage bloß „Granny“. Wer den Film sieht wird verstehen, was ich meine...

Wo wir gerade beim Thema „Granny“ sind, komme ich nicht umhin hier noch deren jugendliche Helferin zu erwähnen. Diese absolut doof auschauenden weissen Haare in Verbindung mit der Over-The-Top-Frisur sind zwar bloß eine verunglückte Nebensächlichkeit, zeugen aber nicht von unbedingter Stilsicherheit der Verantwortlichen.

Die Verantwortlichen sind hier die beiden schwedischen Regisseure, denen man ihre Unsicherheit bezüglich der Inszenierung ihres ersten US-Films oftmals deutlich anmerkt. Nicht nur die erwähnte mangelnde Stilsicherheit ist hier zu beklagen, sondern vielmehr der Mangel, drehbuchtechnische Schwächen durch inszenatorische Stärken ausbügeln zu können, ist hier mehrmals ersichtlich. Ich speziell führe auch den anfangs genannten Bruch zum Ende des Streifens darauf zurück.

Fazit: „Shelter“ ist ein durchaus unterhaltsamer Thriller geworden, der zwar mit einigen Schwächen zu kämpfen hat, aber trotzdem ganz gut funktioniert (6,5 von 10 Punkten).

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