Review

"Diedissoziative Identitätsstörung oder multiple Persönlichkeitsstörungist eine dissoziative Störung, bei der Wahrnehmung, Erinnerung, unddas Erleben der Identität betroffen sind. Sie gilt als dieschwerste Form der Dissoziation. Die Patienten bilden zahlreicheunterschiedliche Persönlichkeiten, die abwechselnd die Kontrolleüber ihr Verhalten übernehmen." 

Eine interessante, wenngleich auch grauenhafte Krankheit. Faszinierend und erschreckend. Ca. 1 % der Weltbevölkerung leidet darunter. Eine wirklich plausible Erklärung für dieses, nennen wir es Phänomen, gibt es bis heute nicht eindeutig. 
Hier im Film "Shelter" geht es augenscheinlich um einen Mann, der diese Krankheit hat. Psychologin Dr. Cara Harding (Julianne Moore, "Boogie Nights", "Hannibal") wird von ihrem Vater (Jeffrey DeMunn, "The Green Mile", "Der Nebel"), ebenfalls Psychologe, mit einem dem interessanten Fall des jungen Mannes Adam (Jonathan Rhys Meyers, "From Paris with Love", "Killer Tongue") vertraut gemacht. Adam scheint nicht nur über zwei sondern unzählige Persönlichkeiten zu verfügen. Schnell wird Cara klar, das durch Adam eine grausame Bedrohung für Freund und Familie ausgeht.Das schwedische Regisseur-Team Måns Mårlind und Björn Stein ("Storm") wagt sich hier an ein komplexes Thema. Da ich völlig unwissend an diesen Streifen rangegangen bin, und nur vage wusste, worum es gehen würde, dachte ich zunächst an ein Drama mit Thrillereinflüssen. Doch ich wurde überrascht bzw etwas enttäuscht. Es handelt sich bei "Shelter" um einen reinrassigen Suspense, ja sogar Mystery-Thriller. Die multiple Persönlichkeit scheint übernatürlicher Natur zu sein, sodass man erstmal überlegen muss, was nun gerade passiert. Reichlich konstruiert in mancher Sicht, aber großenteils stimmig. Die Story ist also ganz okay. Widmen wir uns also den Schauspielern. Julianne Moore wird mit Sicherheit nie zu meinen Lieblingsprotagonisten zählen. Dazu ist sie einfach zu unterkühlt, gar arrogant. Das beweist sie auch in ihrer unerträglichen Art zu beginn des Filmes, als sie die erste Unterhaltung mit Adam führt. Außer in "Boogie Nights" fand ich sie nie sympathisch, Talent hin oder her. Die Chemie stimmt bei ihr einfach nicht. Anders da bei Jeffrey DeMunn, der überaus sympathisch agiert, und Jonathan Rhys Meyers. Letzterer zeigt eine famose Leistung. Intelligent und bedrohlich sowie enorm vielseitig, verkörpert er mal den zerbrechlichen Mann, den netten Typen oder ein Riesenarschloch. Mit Sicherheit nicht leicht zu spielen, und Top umgesetzt.

Der Sound und die Kameraführung passen sich schön an die Bedrohlichkeit der Umgebungen an. Der Score untermalt Düsternis und ist dezent eingebaut. Somit übernimmt in spannenden Passagen die Musik nicht die Oberhand und der Zuschauer kann sich voll und ganz der Situation hingeben. 

Trotz der guten, handwerklichen Ausarbeitung, schafft es "Shelter" nicht, den Spagat zwischen realen Verhaltensweisen, dem Übersinnlichen und Grusel zu meistern. Alles wirkt zu konstruiert, zu überdurchdacht. Wenn sich der Film dem Höhepunkt zuwendet, wirds einfach zu konfus, teils wirklich albern. Im Mittelteil befinden sich zu viele Längen, das Finale wirkt überhastet. Sorgfältig eingesponnene Charaktere werden schnellstens Abgefrühstückt. Überaus schade. 

Fazit

Interessante Grundthematik, leider durch zuviel Möchtegern-Suspense und einer unerträglich religiösen Portion versehen. Freilich kein optisch wie technisch schlechter Film. Auch die Darsteller performen gut, dennoch bleibt der Geschmack fade.

4/10

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