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Auf Peter Kanes Novelle "The Violence and the Fury" basiert dieser bitterböse Highway-Thriller, der sich überraschenderweise dem Mainstream völlig entzieht. Wer einen Vorläufer zu "Hitcher - Der Highwaykiller" erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt. "Wenn du krepierst - lebe ich" ist noch um eine ganze Ecke garstiger. Und dieses kleine Meisterwerk sticht einem in Pasquale Festa Campaniles (Hector, der Ritter ohne Furcht und Tadel, Toll trieben es die alten Germanen) Filmographie sofort ins Auge. Fas unglaublich, wie gut dieser Mann inszenieren kann, wo er sich sonst meist mit unterirdischen Erotikfilmen beschäftigte. Campanile schrieb auch am Drehbuch mit.

Der Reporter Walter Mancini (Franco Nero) und seine Frau Eve (Corinne Clery) sind auf der Rückreise nach Rom, ihren Campingurlaub verbrachten sie in Arizona. Unterwegs gabeln sie den Anhalter Adam Konitz (David Hess) auf. Doch der entpuppt sich als eiskalter Mörder, der zuvor mit drei Kollegen eine Bank ausgeraubt hat. Konitz ist nun auf der Flucht vor der Polizei und seinen Kammeraden, die er übers Ohr gehauen hat. Walter und Eve sollen ihn über die mexikanische Grenze bringen. Der sadistische Konitz hat es derweil auf Eva abgesehen. Walter muss handeln, denn Konitz wird sie mit Sicherheit nicht am Leben lassen.

Es riecht nach Klischees, denn wie oft wurde der psychisch kranke Anhalter schon durchgekaut. Doch weit gefehlt, schon bei den Charakteren beginnt der Zuschauer zu zweifeln. Walter und Eve sind wahrlich kein verliebtes Pärchen. Sie sind jetzt seit neun Jahren verheiratet, doch ihre Ehe wird eigentlich nur noch vom Sex zusammengehalten. Walter ist nur ein kleiner Journalist mit dem übertriebenen Hang zum Alkoholkonsum, der mit Eve die Tochter seines Chefs geheiratet hat. So etwas wie Liebe, existiert zwischen den Beiden schon lange nicht mehr. Und besonders auf Walter hat man schnell einen Hass, gleich zu Beginn benimmt er sich auf dem Campingplatz völlig daneben und demütigt Eve kontinuirlich. Aber wir müssen auch nicht lange warten, bis Konitz hinten im Wagen Platz genommen hat. Nach einer kleinen Prügelei mit Walter zeigt der sein wahres Gesicht. Vor den Augen der Beiden erschießt er zwei Polizisten kaltblütig, schließlich tauchen noch zwei seiner Partner vom Überfall auf, die er auch über den Jordan schickt. Richtige Actionszenen sollte man nicht erwarten, doch die hat "Wenn du krepierst - lebe ich" auch gar nicht nötig. Ein paar blutige Einschüsse und eine Verfolgungsjagd sind dennoch gegeben.

Campanile geht dabei stets ein gediegenes Tempo, um den Zuschauer mit einigen sehr intensiven Szenen immer wieder aufzuschrecken. Besonders die Vergewaltigung von Eve vor Walters Augen ist eine der Spitzen. Walter versucht natürlich stets Konitz um den Finger zu wickeln und nutzt jede Gelegenheit, um ihn zu überwältigen. Doch Konitz ist nicht dumm, segnet aber trotzdem schon recht früh das Zeitliche. Und man staune, denn danach wird es noch bösartiger. Campaniles Film ist nämlich weit mehr als nur ein trivialer Kampf Gut gegen Böse. Hier scheint es gar nichts Gutes zu geben und wir erleben wozu Menschen fähig sind, wenn es um eine Menge Geld geht. Walter scheint Konitz immer ähnlicher zu werden und im Finale passiert das schier Unglaubliche. Dazu klimpert der Score von Ennio Morricone, der in einigen Szenen sogar belustigend wirkt. Er passt damit zum schrägen Humor, man nehme nur mal Walters extrem respektlose Sprüche seiner Frau gegenüber. Manchmal kann man schmunzeln, doch oft fehlen einem Worte über diverse Respektlosigkeiten. Franco Nero (Ninja, die Killermaschine, Django) gibt den Unsympathen brillant und übertrifft fast noch einen ebenfalls genial agierenden David Hess (Last House on the Left, Der Schlitzer) mit seiner Bösartigkeit. Corinne Clery (Moonraker - Streng geheim, Höllentrip ins Jenseits) sieht nicht nur unverschämt gut aus, sondern weiss auch schauspielerisch zu überzeugen.

Es ist eine dreckige Welt, die uns Campanile hier präsentiert. das Gute scheint nicht zu exisitieren, so hinterlässt "Wenn du krepierst - lebe ich" mehr als nur einen bitteren Nachgeschmack. Ein garstiger Thriller mit eigensinnigem Humor und exzellenten Darstellern. Die Story verläuft jenseits aller Klischees und ist somit kaum vorhersehbar.

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