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DER DAMPFHAMMER VON SEND-LING

Schlitzaugen-Kasperl Joe Hau (Lau Kar Yung) ist mit seinem Äffchen auf dem Weg zum „White Mountain“, um dort richtiges Kung Fu zu erlernen. Als sich das Äffchen einen Schnupfen fängt, reicht Doktor Chu (Wong Ching) die dazu passende Medizin. Doch Bohnenstange Sek Tin (Dean Shek) kann Joe nicht leiden und deshalb vertauscht er die Medizin mit einem Abführmittel. Nach der Verabreichung kneift Äffchen den Arsch zu und dafür schlägt Joe erst einmal die Praxis vom Doktor kurz und klein. Nach Klärung aller Missverständnisse darf Joe bei Chu als Schüler anfangen. Plötzlich taucht der Bandit Dragon Mak (Fung Hak On) in der Stadt auf. Auf der Suche nach der Beute eines Raubüberfalls ermordet er erst Doktor Chu und anschließend auch Sek Tins Vater (Peter Chan). Der Sinn nach Rache verbrüdert Joe Hau und Sek Tin und so machen sich beide auf die Suche nach Meister Chin Hu Tong (Huang Ha), welcher sie auf die Abrechnung vorbereiten soll…

Ricky Laus SCHLITZOHR & SCHLITZAUGE (1979) - so der Titel der hochdeutschen Fassung - ist in meinen Augen nur eines: absolut unerträglich! Es ist einfach unglaublich, wie viel Dilettantismus man in nur einem einzelnen Eastern vereinen kann. Die Kampfszenen sind lediglich mit Worten wie einschläfernd und unspektakulär zu bezeichnen. Eine Choreographie ist nicht vorhanden und ständig erwischt man sich dabei, umherzuträumen, weil man dem Rumgeknüppel kaum bis gar nicht folgen mag. Das Drehbuch reiht beinahe wahllos Klischees und Versatzstücke (Meister tot, Schüler will Rache, neuer Meister muss her…) aneinander und tut dies dabei so uninspiriert, dass man schon nach wenigen Minuten beginnt, jegliches Interesse zu verlieren. Auch einen tieferen Sinn oder ein nachvollziehbares Handeln sucht man vergeblich. Jede Person tut halt das, was sie gerade tut. Oftmals bekommt man das Bedürfnis, aufzustehen und mit dem Kopf mehrmals gegen die nächste Wand zu laufen. Die Slapstick-Comedy (falls man sie so nennen mag…) besorgt dann den Rest: die Darsteller schneiden Fratzen bis zum Erbrechen, einige Hampeleien laufen im Zeitraffer ab (bei Benny Hill gab es das auch… in lustig!) und wenn es mal keinen in die Eier gibt, dann wird der schlafwandelnde Meister eben mit einem Blumenpott voll Pisse durch das Zimmer gejagt…

Vermutlich wusste auch der deutsche Verleih, dass man mit diesem Krüppel von Eastern keinen Blumenpott gewinnen konnte und so ward DER DAMPFHAMMER VON SEND-LING geboren: unser Schlitzaug’ stammt mal nicht aus Fernost, sondern aus dem Münchener Stadtteil Sendling und feuert mit bayerischem Dialekt einen Kalauer nach dem anderen ab. Dadurch geraten Sätze der Marke „Moaster! Foa mi soans bloß a Wurzelsepp!“ zum Brüller. Der Rest der Belegschaft darf dann noch Friesisch, Kölsch oder Sächsisch kalauern und Dean Shek gibt dank passender Synchro die Oberschwuchtel schlechthin. Nur (und wirklich nur…) dieser einmaligen Mundart-Synchro hat es DER DAMPFHAMMER VON SEND-LING zu verdanken, dass er nicht sang- und klanglos zwischen massig ähnlichem HK-Slapstick-Comedy-Trash versumpfte und stattdessen heute absoluten Kultstatus genießen darf!

Ich stelle mir gerade vor, wie diese unschlagbare Synchro im Zusammenspiel mit einem wirklich gelungenen Eastern à la SIE NANNTEN IHN KNOCHENBRECHER oder mit einem Samo Hung-Film funktioniert hätte. Hier aber wird die Synchro leider nur verschwendet, da sie zu keinem Zeitpunkt darüber hinwegtäuschen kann, dass der eigentliche Film über absolut keine (und noch viel weniger…) Substanz verfügt! Obwohl ich das Ende mehrere Male herbeisehnte, ist DER DAMPFHAMMER VON SEND-LING dank der wahnwitzigen Synchro gerade noch erträglich geraten! Für die hochdeutsche Variante SCHLITZOHR & SCHLITZAUGE hingegen kommt jede nur erdenkliche Hilfe zu spät!

10/10 Punkten für die Synchro! Für den Film (dank Synchro) gerade so 4/10 Punkten, diBu!

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