Nachdem ich den berühmt-berüchtigten japanischen Sicko LOST PARADISE endlich zu Gesicht bekam, hier nun meine Eindrücke. Die Frage, ob so ein Film überhaupt eine Existenzberechtigung hat, lasse ich mal außen vor. Das muss jeder für sich entscheiden.
Inhalt: Eine Frau in Uniform begeht Harakiri. Der gesamte Film dauert 33 Minuten 35 Sekunden (NTSC), wobei der Selbstmord sich über quälende 18 Minuten zieht.
Kurzreview: Würde ich nicht wissen, dass es sich hierbei um einen von Akita Masami (auch als ‚Noise Musician’ Merzbow bekannt) inszenierten Film handelt (wobei den Credits zufolge eine Frau namens Asako Mochizuki die Hauptrolle spielt), dann könnte man das ganze durchaus als echt einstufen. Realismus pur. Mit einer kleinen Ausnahme: es dauert zu lang. Vom Einstich bis zum Tod vergehen 18 Minuten, wo sich die Frau erst langsamst den Bauch aufschneidet bis die Gedärme herausglitschen, um sich dann noch einige Minuten am Boden zu wälzen. Merzbow inszeniert das Ganze – und das ist in meinen Augen höchst fragwürdig – als erotisches Spektakel. Die Frau stöhnt wie in einem Pornofilm (schließt man die Augen, könnte man hin und wieder denken, es ist tatsächlich einer), und der Kameramann achtet peinlichst darauf, dass ihre Brüste stets im Bilde sind. Die Effekt-Arbeit ist grandios und unglaublich realistisch. Die sehr schlechte Bildqualität ist hier ausnahmsweise mal förderlich, trägt sie doch nicht unwesentlich zum Realismus bei. Herausragend ist jedoch der ‚Soundtrack’ von Merzbow, der das Selbstmordspektakel auf geniale Weise akustisch begleitet. Merzbows ‚Musik’ ist sehr beängstigend und beunruhigend. Es ist keine Musik im eigentlichen Sinne, sondern ein Mix von Geräuschen, die in Zusammenhang mit den Bildern sehr verstörend wirken. Disharmonisches Zischen, Pfeifen, Klopfen, Rauschen, Stampfen – unterbrochen nur vom Stöhnen und Wimmern der Frau.
Fazit: Der Unterhaltungswert von LOST PARADISE liegt zwar bei Null, aber er ist trotzdem ein Erlebnis der besonderen Art, das einen mit gemischten Gefühlen zurücklässt. Einerseits fragt man sich, was der Sinn eines solchen Filmes ist, und ist froh, die 34 Minuten überstanden zu haben. Andererseits geht der Film doch unter die Haut wie kaum ein anderer zuvor, was wohl auch mit dem heiklen Thema Selbstmord zusammenhängt. Wie auch immer, ich bin froh, dass ich ihn gesehen habe. Ansonsten hätte ich wohl immer gerätselt, wie er denn so ist. Ehrlich gesagt hatte ich ihn mir schlimmer vorgestellt. Wobei sich wieder mal bewahrheitet, dass die eigene Vorstellungskraft durch nichts zu übertreffen ist.