Review

Carlton Garrett (Justin Timberlake) ist Baseball-Spieler. Leider kein sehr guter. Ständig steht er im Schatten seines Vaters Kyle (Jeff Bridges), der eine wahre Ikone dieses Sports war.  

Als seine Mutter kurz vor einer lebensbedrohlichen Operation steht, bittet sie Carlton seinen Vater an ihr Krankenhausbett zu holen. Um seiner Mutter diesen Gefallen zu tun willigt er ein. Allerdings nur zähneknirschend, denn beide haben seit Jahren keinen Kontakt zueinander. 

Zusammen mit seiner Ex-Freundin Lucy (Kate Mara) macht er sich jedoch auf den Weg in die Provinz, wo sein Dad gerade Autogrammstunden abhält.

Bereits das erste Zusammentreffen der beiden verläuft nicht gerade perfekt, dennoch ist Kyle bereit mit seinem Sohn und Lucy nach Houston zu reisen... 

Die Story geht zwar noch weiter, aber was dann noch passiert ist eigentlich klar... 

Wir haben es hier wieder mal mit einer dieser Selbstfindungs- und "zerrüttete-Familienverhältnisse"-Story zu tun, deren Verlauf und Ausgang jeden halbwegs routinierten Zuschauer in keinster Weise überraschen wird. 

Die einzigen Überraschungen sind hier bestenfalls die Teilnahme von Jeff Bridges und die Tatsache, dass einige der erwarteten Klischees nicht ganz so breitgetreten werden, wie man vielleicht erwartet hat. 

Die letztgenannte Überraschung ist allerdings auch verbunden mit der grössten Schwäche des ganzen Films. Dem Drehbuch nämlich!

Dieses stellt sich bei näherer Betrachtung als Sammelsurium von Oberflächlichkeiten, mangelndem dramaturgischen Können und losen Enden dar, dass offensichtlich durch das Casting von Timberlake und Bridges übertüncht werden sollte. 

Mit den Oberflächlichkeiten meine ich die Grundstory, die zwar schon x-fach bekannt ist, der es aber an jedwedem Tiefgang absolut mangelt und die gerade mal für einen mittelmässigen TV-Unterhaltungsfilm taugt.
Bewusst eingebaute neue Ideen fehlen hier komplett, stattdessen bietet Michael Meredith, der hier als Regisseur und Drehbuchautor in Personalunion auftritt, auch noch Einblicke in vertane Chancen und schlitzweg hingerotzte Storylines bzgl. seines Scripts. 

Als vertane Chance bezeichne ich mal exemplarisch die Einführung von Lucy. In keiner Weise wird darauf eingegangen, dass es sich hier um Carlton`s Ex handelt. Vielmehr wird der Zuschauer im Glauben gelassen, es handle sich hier um eine Bekannte oder eine beste Freundin. Erst zu Beginn des letzten Drittels wird mal ganz beiläufig enthüllt, dass Carlton Lucy verliess um in einer anderen Stadt Baseball zu spielen.
Also alleine schon durch die frühere und vor allem besser herausgearbeitete Enthüllung dieser Tatsache hätte man eine ordentliche Menge an zwischenmenschlicher Spannung aufbauen können, was Meredith meiner Meinung nach mangels Talent oder Erfahrung verschlafen hat. 

Ein weiterer storytechnischer Kritikpunkt ist z. B. der Haupt-Handlungsstrang, also der Grund, weshalb Carlton`s Mutter ihren Ex Kyle überhaupt wiedersehen will. Hier gibt es keine Auflösung! 

Man kann vielleicht einiges hineininterpretieren, auch im Zusammenhang mit der von Kyle als verloren gemeldeten Brieftasche, die aber tatsächlich in seiner Reisetasche liegt, aber auch hier bekommt man als Zuschauer keine letztliche Klarheit serviert. 

Solcherlei Interpretationsmöglichkeiten zeichnen grosse Filme ja oftmals aus, bei denen passen sich diese aber stimmig in den Gesamt-Kontext des Films ein. Dies ist hier jedoch nicht der Fall, denn in seiner ganzen Oberflächlichkeit lässt "The Open Road" eigentlich Unerklärlichkeiten gar nicht zu bzw. sie passen einfach nicht zum restlichen Film. 

Der restliche Film oder auch dessen Eindruck besteht eigentlich nur aus dem Cast, dessen Rollen und deren Umsetzung. 

Zuerst muß man hier natürlich Jeff "Lebowski" Bridges nennen, der hier als Carltons Vater zu sehen ist. Seine Rolle bietet ihm zwar jede Menge Gelegenheiten sich mittels seiner Dialoge und seines Verhaltens in Szene zu setzen, die Charaktertiefe bleibt jedoch grösstenteils auf der Strecke.  

Neben Bridges wir hier das US-Teenie-Idol, der "Sänger" Justin Timberlake aufgefahren. Auch seiner Rolle mangelt es an charakterlicher Tiefe, aber hier könnte man sogar vermuten, dass das Drehbuch Timberlake`s schauspielerischem können angepasst wurde, denn Timberlake kommt eigentlich ganz natürlich und nicht als der erwartete schauspielerische Schwachpunkt beim Zuschauer an. 

Den Cast gehören zusätzlich noch Mary Steenburgen als Carlton`s Mutter, Harry Dean Stanton als dessen Großvater sowie Kate Mara als Lucy an. Allesamt spielen ordentlich, bleiben in ihren Rollen aber letztlich ohne Erinnerungswert. 

In Cameo-Rollen gibt es darüberhinaus noch den Country-Sänger Lyle Lovett und Mary Steenburgen`s Ehemann Ted Danson zu sehen. 

Fazit: "The Open Road" ist handlungstechnische Durchschnittsware, die zwar oberflächlich unterhält, letztlich aber nur durch die namhafte Besetzung und deren Leistung etwas zu punkten vermag.

Details
Ähnliche Filme