Review

Der Malakian.Clan will noch einen letzten großen Coup landen und sich dann aus dem Geschäft zurückziehen.

Die Beziehung von Anton (Garspard Ulliel) mit Elodie (Vahina Giocante) gefährdet diesen Plan. Clan-Oberhaupt Milo (Jean Reno) versucht seinen Sohn Anton zwar zur Vernunft zu bringen, allerdings ohne Erfolg. Schließlich greift Milo zum äußersten...

Aufmerksame Zuschauer werden bereits eingangs dieses Streifens des französischen Regisseurs Laurent Tuel erste Anzeichen für das folgende Debakel erkennen können, denn da wird in schwarzweiß-Bildern auf die Historie Armeniens, den durch die Türken verübten Völkermord und die Flucht vieler Armenier aus der Heimat hingewiesen.
Tatsache ist, dass dieser Einstieg keinerlei Bedeutung für den ganzen Restfilm hat, denn ob die Malakians nun aus Armenien stammen, aus der Schweiz oder aus äquatorial Guinea ist vollkommen egal. Das Intro ist somit vollkommen unnütz, wie übrigens auch der ganze restliche Streifen.

Der Film krankt an so vielen Dingen, dass es schwer ist alle hier zu benennen. Fangen wir mal mit der eigentlichen Handlung an. Die ist vielmehr ein klischeehaftes und an den Haaren herbeigezogenes Vater-Sohn-Drama im kriminellen Milieu als ein Heist-Movie oder ein solider Krimi.

Der finale Coup findet zwar statt, bietet auch einige der wenigen Knalleffekte des Films, gerät aber auf Grund der zuvor gefahrenen Drama-Schiene eher zur Nebensächlichkeit und wartet zudem noch mit Null-Raffinesse auf.

Das Drehbuch, das auf einer Idee des Regisseurs beruht, schafft es bereits auf dieser Ebene nicht eine vernünftige Balance zwischen Unterhaltungselementen wie eben dem Überfall und dramatischen Elementen wie dem Vater-Sohn-Konflikt zu finden. Geht man dann ins Detail, dann beginnt das nackte Grauen erst richtig.

Beispielsweise ist die Bedrohung des Coups durch Elodie bestenfalls extrem spekulativ ausgelegt und wirkt geradezu lächerlich als kurze Zeit später Milo für jedermann erkennbar am helllichten Tag versucht einen Polizisten zu überfahren...

Aber nicht nur die Logik kommt im Script zu kurz, auch die einzelnen Charaktere sind geradezu erbärmlich blass. Der Charakter des Anton bekommt dabei noch den größten Platz eingeräumt, ist dabei aber auch nichts weiter als das x-te Abziehbild aus tausenden anderen Filmen geworden. Gepaart mit der Dämlichkeit des Drehbuchs kommt dann u.a. gegen Ende des Films folgendes zustande.

Nach dem missglückten Anschlag auf Elodie sucht Anton seinen Vater auf um diesen zu töten. Stattdessen nimmt er aber doch am Überfall teil. Noch Fragen?

Nicht nur dass das Drehbuch der Figur des Anton so übel mitgespielt hat, auch der Darsteller Gaspard Ulliel kann da nichts mehr rausreißen. Mit sowieso nicht allzu viel schauspielerischem Talent gesegnet macht der Mann wenigstens als gelackter Schönling eine passable Figur.

Sein Love-Interest Elodie, gespielt von Vahina Giocante, ist vom Script nahezu vollkommen vernachlässigt worden. Wieso der Sohn des armenischen Paten ausgerechnet wegen einer solch langweiligen und farblosen Frau den Bruch mit seiner Familie, dem Geld usw. eingeht, bleibt wohl für immer in den Untiefen der Gehirnwindungen des/der Drehbuchautoren verborgen.

Frau Giocante scheint diese Rolle aber quasi auf den schauspielerischen Leib geschrieben zu sein, denn sie spielt (?) diese perfekt.

Der eigentliche Star des Films, Jean Reno, hat auch nichts zu lachen. Seine Rolle ist neben den erwähnten Logikschwächen des Scripts derselben oberflächlichen Charakterzeichnung unterworfen wie der Rest des Casts. Dennoch tut es einem weh, einen Darsteller, der eine Menge wirklich herausragender Filme (Nikita, Subway, Im Rausch der Tiefe) mitgeprägt hat, in einem solchen Machwerk anzutreffen.

Was uns Regisseur und Co-Autor Tuel hier vorsetzt sollte eigentlich den Entzug der Regie-Erlaubnis zur Folge haben. Dieses holprig inszenierte, unausgewogene und fadenscheinige Stückchen Zelluloid hätte man besser gar nicht erst belichtet.

Die einzige Überraschung die der Film bietet dürfte den meisten dt. Zuschauern hoffentlich erspart bleiben, denn ich hatte das zusätzliche Missvergnügen den französischen Streifen in einer Art internationaler Fassung zu sehen, in der alle Darsteller im „Leck-mich-am-A....“-Verfahren englisch synchronisiert wurden.

Fazit:
Schwacher Film, der die werbebedingten Erwartungen in keinster Weise zu erfüllen vermag. In meinen Augen pure Zeitverschwendung!

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