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Melancholie - das ist erste Bild, das sich in meinem Kopf festsetzte, als ich mir Die Tür auf Blu-ray angeschaut habe. Auf dem High-Definition-Medium entfalten die Bilder des Films ihre Kraft, wie der Schmetterling, der den Zuschauer und die Hauptfigur von Anfang an durch den Film begleitet.

Und dies sind auch die Stärken des Films: Die Bilder und der /die Hauptdarsteller. Das Villenviertel, in dem sich die Handlung abspielt, wurde von der Kamera in wunderschönen, traurigen Bildern, eingetaucht in teilweise triste Farben, eingefangen. Und genauso kommt der Hauptdarsteller daher: Mads Mikkelsen. Der Däne verströmt die skandinavische Melancholie, wie man sie aus vielen Filmen aus dem hohen Norden kennt. Und sein nahezu versteinertes Gesicht benötigt auch nur minimale mimische Veränderungen, um all das zum Ausdruck zu bringen, was in der Figur des Malers David vorgeht. Geplagt von Schuldgefühlen sucht er nach dem Tod seiner Tochter einen Weg, dem Schmerz zu entfliehen. Und er findet sie, die Tür, die sich öffnet, hinter der alles wieder gut zu werden scheint. Die Tür gehört zu einem (Zeit) Tunnel, durch den David zurückkehrt. Die Uhr wird um 5 Jahre zurückgedreht und er scheint seine zweite Chance zu bekommen, um das Geschehene ungeschehen zu machen. Doch so einfach ist das nicht - im Gegenteil, alles wird nur noch schlimmer.

Die Tür
ist ein deutscher Film, mit deutschen Kulissen, nur selten sieht man sie so schön fotografiert. Selbst Mikkelsen sprach seine Texte beim Dreh auf deutsch, sodass die Synchro nicht auffällt.

Was dem Film fehlt, ist Konsequenz, besonders im letzten Teil. Größtenteils erzählt der Film sehr langsam, gibt den Figuren und Ereignissen Platz, sich zu entfalten. Langsam baut sich die Bedrohung auf, langsam merkt man, dass David nicht alleine durch die Tür gegangen ist. Als sich aber die Auflösung nähert, kippt der Film und verliert seine Kontur. Das Ende hätte funktionieren können, wenn sich Regisseur Anno Saul mehr getraut hätte - oder weniger.

Anfangs ein Familiendrama, bezieht der Film seine spannende Atmosphäre zunächst auch aus seinem realistisch anmutenden Setting und den Figuren. Ich hätte mir eine Auflösung innerhalb des Mikrokosmos Familie gewünscht. Denn wenn sich die Lösung zeigt, ist der Bruch in der Erzählweise zu holprig, zu unausgegoren zeigt sich das  Drehbuch und die Lösung schien mir zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Die langsame Erzählweise des Films ist nicht in der Lage, das angedachte Ende glaubhaft zu erzählen und Regisseur Saul zieht das Tempo nicht stark genug an.

Die Spannung geht verloren, sobald sie nicht mehr vom Zusammenspiel der Figuren getragen wird. Die toll aufgebauten Konflikte werden abgelöst von einer Art Untergrundgesellschaft, die sich in dem Villenviertel eingenistet hat. Alle sind durch den Tunnel gegangen, haben ihr altes Ich getötet und versuchen dieses Geheimnis zu wahren - wie ein Geheimbund. So wird David am Ende zum Gejagten dieses Bundes, was völlig unnötig ist, lief er doch schon vor seinem eigenen Leben davon, wurde er von seiner Vergangenheit gejagt, durch die Tür, die sich als Falle entpuppt.

Insgesamt ist Die Tür ein toller Film mit herausragenden Darstellern und einer nahzu geisterhaften Atmosphäre, die durch die Auflösung leider zerstört wird. Hier ging dem Team die Puste aus, was aber auch nicht unbedingt verwundert, denn davor haben sie eine beeindurckende Arbeit geleistet.

Die Tür ist mehr ein Familiendrama. Die Horror- oder Mysteriethrillerelemente verstärken die Konflikte zwischen den Figuren dezent und wirkungsvoll, bis sie zum Selbstzweck verkommen. Am Ende wirken diese Elemente sehr bemüht, um dem Film etwas zu verleihen, was er nicht braucht. Wäre der Film sich treu geblieben oder hätte der Regisseur den Bruch glaubhafter umgesetzt, wäre der Film nah an der Höchstwertung, so bleiben 7,5 Punkte und die Empfehlung sich diesen Film anzuschauen. Und zwar ohne die idiotische Voreingenommenheit, etwas schlechtes auf TV-Niveau zu sehen, weil es ein deutscher Film ist.

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