Review

Ein Film, dessen deutscher Titel ausnahmsweise mal besser ist als der Originaltitel. Ein Film, der eine Handlung hat, die jeder andere Regisseur vielleicht in mittelmäßige 80 Minuten hätte quetschen können.
Aber alleine schon die ewig lange Eröffnungssequenz macht uns von Anfang an klar, hier wird uns ein Meisterwerk, ein Klassiker vorgeführt. Alles ist ewig in die Länge gezogen, fast schon bis zur Langeweile gestreckt, aber immer kurz davor, genau auf dem Höhepunkt explodiert die mickrige Handlung.
Immer wieder ufert die Handlung in Nebenstränge aus, die mit dem Film unmittelbar nichts zu tun haben, ihn aber zu einem Meisterwerk machen (unterdrückte Chinesen nur mal als ein Aspekt).
Die Dialoge sind spärlich und wenn dann rauh und spröde. Einzig Jason Robards versprüht so etwas wie Wärme und Herzlichkeit.
Der Showdown zwischen Fonda und Bronson zieht sich viel zu lange hin, fährt aber in dem Moment auf jeden Fall unter die Haut.
Und immer wieder extrem lange Kamerafahrten.
Die Musik von Morricone zeichnet diesen Film ebenso aus wie der finale Showdown, vielleicht sogar mehr. Ohne die Musik würde der Film elendlich im Mittelfeld versinken. Auch hier gibt es Kritikpunkte: Immer wieder geht es zu sehr ins (Pferde)opernhafte, viel zu häufig kommt dieser weibliche Gesang, der wohl Cardinales Thema sein soll. Es wird bei Robards immer wieder diese sehr unpassende lustig anmutende Westernmelodie eingespielt. Unpassend deshalb, weil selbst wenn Cheyenne die lustigste Person im Film sein soll, auch von ihr eine erhebliche Schwerfälligkeit ausgeht.
Er ist nicht der Einzige. Der ganze Film wirkt im Vergleich zu seinen vorhergehenden Filmen schwer, ja sogar schwerfällig, fast schon lethargisch. Es gibt keine sonnigen Gemüter, alles wirkt im Gegensatz zu den leuchtenden Bildern fast schon depressiv.
Das liegt zum einen daran, dass dies Leones erster Teil seiner Amerika-Trilogie ist, sein Kommentar zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten, und sich daher deutlich von seiner Dollar-Trilogie zu unterscheiden hat und es auch tut.
Zum anderen liegt es daran, dass Leone hier erstmals auch offensichtlich einen Film für die Kritiker und Cineasten dreht. Einen Film fast schon der Kunst wegen. Dabei wandelt er gehörig auf dünnem Eis, und es hätte auch nach hinten losgehen können.
Warum es dann doch funktioniert, erschließt sich mir nicht wirklich, weil es ja noch mehr Kritikpunkte gibt:
Jason Robards als Cheyenne, die vermeintlich lustige Identifikationsfigur des Films, müht sich redlich, ist aber meines Erachtens eine Fehlbesetzung, ein Eli Wallach oder vielleicht sogar Gian Maria Volonte hätten die Aufgabe auch hingekriegt, ich glaube sogar besser.
Bronson, er bleibt ziemlich blaß,obwohl er immer wieder Möglichkeiten hat zu glänzen. Sicherlich, mittlerweile ist er uns als Mundharmonika ins Gedächtnis eingebrannt,und man kann sich niemand anderen in der Rolle vorstellen, aber er füllt die Rolle nicht wirklich aus. Es ist nur Leones eleganter Regie zu verdanken, dass ihm die Rolle abgenommen wird.
Schließlich Henry Fonda. Oh Mann, ja ist gut... Leone wollte schon immer mal mit Fonda arbeiten, also sei es ihm verziehen, aber billige Schuhcreme im Gesicht, nur damit er dreckig wirkt? Muß das sein?
Und Claudia Cardinale? Hübsches Beiwerk, das nur ihren Zweck erfüllt. Selten sah eine Frau in einem Film besser aus.
So niederschmetternd diese Kritik jetzt dahergekommen sein mag, so gut ist der Film letztendlich aber auch. Leone inszeniert eine Oper, mit wenig Handlung, viel Raum für Rahmenhandlungen unnd betörenden Bildern. Der Showdown wird langsam aber gewaltig vorbereitet, mit der ganzen schweren Wucht einer antiken Tragödie, aber weniger Tragik.
Es ist von vornherein klar, dass dies ein Klassiker sein wird.
Und es wird diesem Film unrecht getan, ihn als Italo- oder Spaghettiwestern abzutun, nur weil er von einem Italiener gedreht wurde. Dafür ist er zum einen zu schwerfällig und zum anderen zu edel. Und das ist auch das Fazit: Dies ist ein Edelwestern, eigentlich der erste und letzte europäische Edelwestern, der je gedreht wurde.
Und noch etwas zum Thema Italowestern: Leone erschuf das Genre mit "Für eine Handvoll Dollar" und er tötete es auch, und zwar mit diesem Film - beerdigen tat er es mit Todesmelodie, aber dazu irgendwann in einer anderen Rezension vielleicht mehr.
Trotz allem was ich schrieb: Dies ist ein exzellenter Western und nicht zu unrecht wird er von vielen (nicht von mir) als der Beste angesehen, jedoch wie schon öfter erwähnt, dieser Film vollbringt gerade so eine Gratwanderung, welche beispielsweise Leones folgender Film Todesmelodie versagt blieb.
Hmm,hmm, wenn auch ungern: 10 Punkte.

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