"Der Stein des Todes" - einer alten Legende zufolge, bringt er seinem Besitzer Unglück, Tod und Verderben. Und so ist er im gleichnamigen deutschen Machwerk das Bindeglied einer hanebüchenen Handlung, die die beiden Drehbuchautoren Heinz-Werner John und Werner Hauff verbrochen haben, und dabei eine kuriose Mischung aus Abenteuerfilm, Drogenkrimi und Melodram entstand, die mit Karatekämpfen, einem dynamischen Soundtrack und einer beachtlichen Besetzung vor malerischer Naturkulisse Sri Lankas aufgewertet wurde.
Franz-Josef Gottlieb, einer der vielseitigsten deutschen Filmemacher, inszenierte in den 60ern diverse Karl-May-Verfilmungen wie "Durchs wilde Kurdistan" und "Im Reich des silbernen Löwen", den "Wallace"-Krimi "Der schwarze Abt", Heimatfilme und Lustspiele wie "Die Försterchristel" und "Musik ist Trumpf". Ende der 60er Jahre, als der Aufklärungsfilm Einzug in die deutschen Kinos hielt und Sexfilme zu Kassenschlagern wurden, feierte er mit "Oswalt Kolle: Das Wunder der Liebe" und mit "Van de Velde: Die vollkommene Ehe" beachtliche Erfolge. Von Anfang bis Ende der 70er drehte er zotige Klamotten wie "Tante Trude aus Buxtehude" oder "Lady Dracula" im Wechsel mit Sexkomödien wie "Hurra, die Schwedinnen sind da" oder "Popcorn und Himbeereis", während er in den 80er Jahren weiterhin als TV-Regisseur erfolgreich war und Publikumserfolge wie "Manni, der Libero" und "Der Landarzt" inszenierte. Sein Hang zu trivialen Stoffen und Schmonzetten für ein breites, wenig anspruchsvolles Publikum, blieb er auch im weiteren Verlauf seiner Karriere treu, was diese deutsche Produktion von 1986 belegt.
"Der Stein des Todes" ist dabei in der Tat ein Kuriosum mit Trashpotential - ein Eindruck, der nicht von ungefähr kommt. Ein Blick auf die Besetzung genügt und den Freund anspruchsloser Unterhaltung erwartet ein Aufgebot an abgehalfterten Altstars, B-Movie-Recken und Nachwuchsschauspielern: Die österreichische Schmalzlocke Albert Fortell, der hier als Actionheld genauso fehlbesetzt ist wie in der ZDF-Serie "Blaues Blut", führt die illustre Riege an, Heather Locklear (das sexy Beiwerk "Jodie Banks" aus "Ein Colt für alle Fälle") und Elke Sommer ("Ein Schuss im Dunkeln") sorgen für Hollywood-Flair, während Brad Harris und Tony Kendall (in den späten 60ern in den "Kommissar X"-Filmen noch auf einer Seite) als Gegenspieler agieren. Auf deutscher Seite spielen noch die junge Katja Flint und Siegfried Rauch, der sich bereits in "Astaron - Brut des Schreckens" nicht zu schade war, eine Trashperle ordentlich aufzuwerten. Und zu guter Letzt hat sich noch Schlagerbarde Christian Anders ans Set dieses bizarren Treibens verirrt, der 1979 den ersten rein deutschen, aber nur mäßig erfolgreichen Karatefilm "Die Brut des Bösen" inszeniert hatte - und auch in "´Der Stein des Todes" liefert er als schmieriger und skrupelloser Drogenhändler ein paar Fights, die allerdings das Trash-Barometer in ungeahnte Höhen ausschwingen lassen.
Plot und Unterhaltungswert von "Der Stein des Todes" passen sich dem Niveau der Besetzung an. Inszenatorisch erweist sich Gottlieb als versierter Filmemacher und ist meilenweit von Schund-Regisseuren wie Jess Franco entfernt. Das Werk hat genug Potential für einen richtig guten Trashfilm, krankt aber vielmehr an einer überfrachteten Handlung mit unzähligen Charakteren und Erzählsträngen, wobei der Film weder als reiner Abenteuerfilm noch als Drogenkrimi überzeugen kann.
Dass Tony Kendall und Elke Sommer gegen ihr Image besetzt sind, ist ein cleverer Clou - der sich aber durch eine voreilige Auflösung schnell in Schall und Rauch auflöst und somit jeglichen Spannungsaufbau im Ansatz erstickt. Christian Anders als Drogendealer mit Karatekünsten hätte das Zeug zu einem charismatischen Gegenspieler, wurde aber zu schnell aus dem Drehbuch geschrieben. Gelegentliche Härten, wie die Szene, in der eine Frau mit Gewalt süchtig gemacht und anschließend vergewaltigt wird, wechseln sich mit seichten Dialogphrasen ab, dass der Film schnell zu biederem Kitsch verkommt.
"Der Stein des Todes" bleibt sich einer klaren Linie und Struktur nicht treu und will auf zu vielen Hochzeiten tanzen, stolpert dabei aber über seine eigenen Beine. Der Score von Luigi Ceccarelli sorgt für Tempo, während der Film sich selbst immer wieder ausbremst. Trotz zahlreicher Actionszenen und blutiger Shoot Outs ist Gottliebs Streifen so aufregend wie ein BRAVO-Fotoroman, streckenweise langatmig und schnulzig wie eine triviale Schmonzette und insgesamt ein unterdurchschnittliches Exploitation-Movie - leidlich unterhaltsam und unfreiwillig komisch.
Angesichts des Potentials ein ernüchterndes Ergebnis!
4/10