Oh, was für ein Murks!
Da dieser, nun ja, "Film" in den hiesigen Kritiken eindeutig viel zu positiv abschneidet, gönn ich mir hier mal den Spaß, den ein ordentlicher Verriss so mit sich bringt.
Fangen wir zur Einstimmung mal mit den positiven Aspekten an. Also....ähm....tja....*räusper*....ah, Rebecca "Mystique" Romijn-Stamos ist mal kurz nackig zu sehen, und das ganz ohne blaue Farbe! Ansonsten... Naja, Freunde härterer Gitarrenmusik freuen sich immerhin über Gastauftritte von Pink und Slipknot (J-Rocker werden im Übrigen sogar durch ein gaaanz kurzes Trommelsolo von X Japan-Drummer Yoshiki beglückt). Insgesamt wirkt der Soundtrack aber sehr austauschbar und vermarktungsorientiert. Stimmungsvolle Akzente werden da nirgends gesetzt und viele der Actionszenen wirken durch die Gegenschnitte auf diverse Bands eher wie mittelmäßige MTV-Clips denn wie spannender Action-Film.
Und wo wir gerade bei Action sind: Ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, warum andere Kommentare die Actionszenen noch als halbwegs positiv herausstellen. Mal abgesehen von der noch recht fetzigen Auftaktsequenz fehlt es besonders den Rollerballszenen an Drive und jeglicher Spannung. Das liegt vor allem auch daran, dass auf das Design des eigentlichen Rollerballsports nicht der geringste Wert gelegt wurde. Die Teams heißen kreativerweise einfach schlicht "die Roten" oder "die Goldenen". Die Kostüme erinnern an Sixties-Pop-Art-Sünden Marke "Planet der Vampire", natürlich mit dem obligatorischen Mad-Max-Touch, aber optisch eher uncool bis absolut peinlich. Der Film macht sich nie die Mühe, die Regeln auch nur annähernd zu erklären. Die wenigen erwähnten Regeln erkennt in den Spektakelszenen sowieso kein Mensch wieder. Umso verwunderlicher, wenn vor dem letzten Kampf erwähnt wird, dass es von nun an keine Fouls mehr gibt, wo doch anscheinend von Anfang an alles erlaubt ist, um den Gegner zu stoppen. Im ganzen Film wird einem in keiner Rollerball-Szene auch nur ein Spielstand präsentiert, wodurch natürlich arg viel Spannungspotential verloren geht. Der sportliche Aspekt ist McTiernan völlig egal, es geht ihm nur ums Spektakel. Hier begeht er einen entscheidenden Fehler, den Norman Jewison, der Regisseur des Originals geschickt vermieden hat: McTiernan trimmt die Sportszenen von Anfang an auf unübersichtichen Action-Quark, während Jewison das Ganze sehr ruhig angehen lässt und die Gewalt erst im unglaublich dynamischen Finale explodieren lässt. Daher hat das Remake keinerlei Steigerungspotential, wobei natürlich erschwerend hinzukommt, dass der Film auf Anweisung der Produzenten auf PG-13 heruntergekürzt werden musste (und das sehr schwach, sodass man ständig ahnt, was fehlt) - nach "Der 13. Kireger" also das zweite Mal, dass sich McTiernan mit der Willkür seiner Produzenten herumplagen muss - obwohl der Stoff natürlich einen gewissen Härtegrad verlangt. So ist das Remake tatsächlich noch weitaus harmloser als das knapp 30 Jahre alte Original, gass damals in Sachen drastischer Gewaltdarstellung in Science-Fiction-Filmen erst drei Jahre später von Mad Max überboten wurde. Vielleicht kann hier ein Director's Cut wirklich noch ein bisschen was retten (vor allem angesichts einer angeblichen FFN-Szene mit Rebecca...).
Viel ist jedenfalls nicht zu retten, denn die Action bleibt nicht das einzige Manko (obwohl das für einen Action-Streifen schon hart genug ist). Bemerkenswert dämlich präsentiert sich der gesamte Plot um die bösen Konzernchefs, die die Medien durch Gewaltdarstellung zu höheren Einschaltquoten missbrauchen. Man beachte in diesem Zusammenhang besonders die ( im Gegensatz zum aktuellen Spielstand) ständig eingeblendeten Einschaltquoten: Pünktlich nach jedem brutalen Foul (oder was auch immer) auf dem Spielfeld schalten Sekunden später wie durch göttliche Eingebung sämtliche Leute, die vorher nicht zugeguckt haben, ihre Kiste ein. Woher wissen die bloß, dass da gerade was abgeht? Wunder der Kommunikationsgesellschaft? Ein derartig flinkes Reagieren der Zuschauerschaft wäre wahrlich der Traum eines jeden Fernseh-Direktors. Vielleicht hätten sich die Macher mal in einer realen Fernsehanstalt umschauen sollen, dann wüssten sie, wie weit solche Darstellungen von der Realität entfernt sind. Zugegeben, das hat bei eine rernsthaften Mediensatire wie Network auch keinen gestört (dafür war's halt Satire). Erschwerend kommt hier aber die völlige Fehlbesetzung von Jean Reno als kapitalistisch-menschenverachtendem Konzern-Mogul. Die Rolle ist wohl schon blöd genug geschrieben, und Reno versucht durch verzweifeltes Agieren noch etwas Profil in den völlig wiedersprüchlichen Charakter zu bringen. Das tut er aber derart überdreht, dass er sich dabei noch lächerlicher macht als in "Die Zeitritter" (und den fanden wenigstens die Franzosen gut...)
Die restlichen Darsteller sind eigentlich ganz passabel, wobei man bei einem derartigen Streifen in dieser Hinsicht auch keine Ansprüche stellt. Chris Klein und LL Cool J schlagen sich recht wacker, und Rebecca Romijn-Stamos ist ja ganz sicher immer ein Hingucker (mal abgesehen von der dämlichen Frisur), aber sie agiert doch recht hölzern und klischeehaft und kann ihrer Rolle kaum Leben einhauchen (genausowenig wie der Drehbuchautor...).
Aber als wäre das alles noch nicht genug, vergeigt es sich McTiernan mit dem Zuschauer auch durch einige sehr seltsame Regieeinfälle. Ich meine da insbesondere die nächtliche Fluchtszene. Die ganze Szene in nachtsichtgrün darzustellen, erscheint zu Beginn noch recht interessant, aber spätestens nach zwei Minuten geht einem die Optik dermaßen auf den Keks, dass man am liebsten sdie Augen schließen möchte. Und dann quält McTiernan den Zuschauer gar satte zehn Minuten lang, bis auch dem Letzten die Augen weh tun. Wer sich schon über die grobkörnigen Digitalbilder in "28 Days Later" mockiert hat, wird bei diesem Anblick wahrscheinlich Anfälle kriegen.
Der größte Lacher ist die absolut lächerliche Medien- und Großkonzern-Schelte, inklusive Aufstand der Unterdrückten zum Ende des Films. Man, wer "Running Man" schon albern fand, dürfte hier ernsthaft Gefahr laufen sich totzulachen.
Ein großer Lacher ist ja auch die deutsche Altersfreigabe: In den Staaten PG-13, bei uns ab 18! Entweder hatten die Jungs von der FSK versehentlich ein unzensiertes Original-Master zur Vorlage (die Glücklichen), oder der Vertrieb will mal wieder mit Special-Uncut-FSK-18-Neuauflagen treudoofe Kunden ziehen. Dass der Film dann in der noch grausigeren ab-16-Kinofassung ganz bestimmt keine gute Werbung ist, dürfte ihnen dabei wohl ein wenig entgangen sein...
Bleibt letztendlich die Frage, wohin eigentlich die 80 Millionen Dollar Produktionskosten glossen sind. Sicherlich nicht ins Drehbuch, das ist schonmal klar. Die Darsteller können auch nicht soviel abgezwackt haben, schließlich gibt es keine großen Stars, sondern nur total verschenkte Jung- und Charakterdarsteller. Die Spezial-Effekte haben wohl auch nicht viel verschlungen (spektakulärster Pyro-Effekt: ein brennender Autositz...) und das Production-Design war es hoffentlich auch nicht, ansonsten gehören Production- und Costume-Designer erst recht viergeteilt.
Tja, letztendlich bleibt mir eigentlich nur die Empfehlung, sich zum Vergleich das Original ( läuft ja regelmäßig in den Dritten und auf Premiere) anzuschauen, am Besten, bevor man sich dieses dumpfe Remake antut. Sollte es das Mystery Science Theatre in 40 Jahren noch geben, wäre diese Machwerk wohl genau der Richtige Kandidat!