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Nachdem ich "Kill Switch" nur mit Mühe überlebt hatte, war es natürlich ein besonderes Vergnügen, sich an noch einen Seagalfilm zu machen, den Regisseur Jeff King mit ihm zusammengestückelt hatte. Doch gegen die filmische Resteverwertung auf Debilenniveau wirkt der 2009er "Driven to Kill" geradezu wie eine qualitative Offenbarung.

Natürlich, es ist immer noch eine klinische Sparproduktion, aber dafür wurden mal drei Euro fuffzig ins Drehbuch investiert, bzw. erfolgreich bei alten B-Movies geklaut (die imdb listet tatsächlich keinen Drehbuchautoren), so daß man wenigstens den halben B-Action-Standard erwarten darf.

Aus irgendwelchen nicht näher benannten Gründen ist Onkel Steven diesmal ein ehemaliger russischer Mobster (ich halts nicht aus...), der jetzt in good old california erfolgreiche "snuff novels" schreibt. Die Szene rockt den ganzen Film, wenn Seagal in die Tasten haut wähnt man gleich neben an Ralph Möller bei der Klaviersonate. Das Töchterlein heiratet, da reist man dann gern in die alte Heimat (NY) und besucht Ex-Frau und schmierigen Neugatten. Der Schwiegersohn in spe ist der Sohn eines ehemaligen feindlichen Bosses und wie sollte es anders sein, bald rückt das Mörderkommando in die Hochzeitsvorbereitungen ein. Die Exfrau ist daraufhin urnenreif, die Tochter liegt im Koma und wird versteckt und Steven geht mit dem Anwärter auf den Schoß seines Sprosses auf die große Killing Spree, während zwei Polizeibeamte sich tunlichst zurückhalten.

Mehr will der Film auch gar nicht, als eine hübsche Rachetour runterzureißen, bei der möglichst viele kantige Fieslinge in billigen Trainingsanzügen ins Gras beißen.
Und ja, diesmal drückt man halbwegs die richtigen Pedale, denn Herr King hatte nicht nur etwas mehr Budget, sondern Seagal wohl auch etwas mehr Spaß am Drehen, als man seine Tochter zum Krankenhaus aufbahrt, verdrückt er sich glatt ein Tränchen, hossa!
Und in Sachen Tricks, Fights und Härtegrad hat man wohl die Lektion auch gelernt, denn wenn auch nicht alles in Butter ist und Seagal nur Routinesachen selbst macht, spritzt doch der Lebenssaft wieder in Großaufnahme: da wird geballert und geschnippelt, Schraubenschlüssel in den Hals, Schrotladung in die Brust und die Knarre im Auge abgedrückt, so freut sich der B-Action-Fan.

Natürlich, der Protagonist röchelt sich auch hier genüßlich einen ab bei seinen selbstimprovisierten Dialogen, aber weder redet er zu viel Stuß, noch interessiert ihn das alles. Wie sagt er am Anfang: "Don't give a fuck about it, that's the trick!" - also Werkzeugkiste raus und voll auf die Rübe, egal was gerade rumliegt.
Es wird zwar auch hier nach Herzenslust gestreckt (während des kompletten Showdowns - 25 Minuten - sieht man ständig die gleichen unaufregenden Evakuierungsszenen), die Jumpcuts sind wieder mit an Bord und eine tolle Szene sieht Seagal doch glatt eine Minute lang die Straße abschreiten, alle paar Sekunden setzt ihn der Schnitt wieder ein paar Meter zurück - Antonioni und Bergman hätten ihre Freude daran gehabt.

Runtergehustet hat man das alles übrigens komplett in Kanada, was ganz ordentlich für die Staaten einspringen kann und reichlich fiese Russen sind auch mit an Bord, die in ihrem Abrißschick und Aso-Gewändern alle blutigst ins Gras beißen - schön, wenn einer endlich mal aufräumt.
Eine Offenbarung für Filmfreunde ist es trotzdem nicht (für Actionfans sicher delektabel), aber ohne größere Schmerzen ansehbar - die Frage bleibt aber, ob nicht mal ein paar Hardcorefans für ein richtig gutes Drehbuch zusammenlegen könnten. (4/10)

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