Review

Möchten sie mal was erleben?
Schauen sie sich doch die neue Realverfilmung der mehr als beliebten Mangareihe "Dragonball" an, die mit ihren gleichnamigen Serien (Bis auf hinzugefügte Buchstaben wie Z oder GT) ganze Massen von Menschen begeistern konnte! Begleiten sie den Held Goku auf seiner Suche nach den sieben Dragonballs! Treffen sie dabei auf seine Freunde Bulma, Chi-Chi und Roshi! Haben sie Spaß an den Kampfszenen und dem Werk an sich!
Was sie dabei erleben?
Einen mächtigen Griff ins Klo!

Spaß beiseite. Es war wohl irgendwann letztes Frühjahr, als ich eher durch Zufall bemerkte, dass eine Realverfilmung des Kultmangas Dragonball bald in den Lichtspielhäusern präsentiert werden sollte. Mein erster Gedanke war ein eher negatives "Oh", dazu musste man nur an die erste Realverfilmung der späten 80er denken, in der Oberbösewicht Piccolo als Frosch angetanzt kam. Als ich mir dann erste Bilder angeschaut habe, war mein zweiter Gedanke "Oh, scheiße". Nun, als ich dem Film nach langem hin und her endlich mal genießen (oder sollte ich schreiben, auf der Zunge zergehen lassen?) konnte, war mein dritter und letzter Gedanke "Oh, heilige Scheiße!".

Es sollte einem guten Regisseur klar sein, dass man Akira Toryamas eigenwilligen, aber spaßigen Humor aus den Mangas nur schwer in einen Film mit echten Schauspielern packen kann. Das Ergebnis wird so oder so lächerlich. Leider scheint James Wong das ziemlich egal zu sein. Er schafft mit "Dragonball Evolution" das, was man getrost als schlechtesten Film des Jahrzehnts bezeichnen könnte. Das liegt wohlgemerkt an allem, nicht nur vereinzelt an ein paar Details. Allen voran Hauptdarsteller Justin Chatwin ist die Ausgeburt eines sagenhaft schlechten Schauspielers. Sein Goku ist nichts weiter als ein dreist dümmlicher Teenager, der nur einen hoffnungslos blöden Blick drauf hat. Richtig schön bereits die Anfangsszene, in der in stilvoller Zeitlupe seine Visage präsentiert wird. Und der Junge sieht aus, als hätte er gekifft und sich in die Hose gepinkelt.

Die gesamte Charakterstaffel ist schlecht. Richtig schlecht.
Das liegt zum einen an der Tatsache, dass man sich nicht wirklich an die Vorlage hält. Goku zum Beispiel ist bereits im geschlechtsreifen Alter und wird volljährig, während man ihn im Manga als kleinen, leicht stupiden Jungen kennenlernte. Zugeben, die stupide Ader hat Chatwin gut drauf, aber wohl in einem anderen Sinn.
Bulma kann man äußerlich (bis auf das fehlen der charakteristischen türkisen Haare) noch als annehmbar einstufen, Chi-Chi ist sogar recht gut geworden. Roshi dagegen wurde mal eben um sagen wir hundert Jahre jünger gemacht. Seine peinliche Eigenschaft, allen Frauen an die Wäsche zu wollen, wird hier nur schemenhaft und ohne Biss dargestellt. Yamcha darf dann als eher hässlicher Schönling der Runde für einige gebrochene Herzen sorgen. Über Piccolo reden wir gar nicht. Ein grün angemalter Mann, wow!

Die Story ist ein Mischmasch aus diverser Elemente der Mangas. Oberteufel Piccolo ist aus seinem Gefängnis, in das er vor 2000 Jahren gesteckt wurde, entkommen. Keiner scheint zu wissen, warum eigentlich. Jedenfalls sucht der grüne Marsmensch jetzt nach den Dragonballs, und es kommt wohl oder übel dadurch zum Überfall auf Gokus Großvater Gohan, der einen dieser orangen Flummis besitzt und deswegen sein Leben lassen musste. Goku ist böse, richtig böse (und das beweist uns Chatwin auch mit dem besten fiesen Blick seit Hayden Christensen) und will ebenfalls die Suche nach den Dragonballs starten, um Piccolos ach so böse Pläne zu verhindern. Jetzt wird aus dem Film ein Roadmovie, man gabelt alle Leute auf, die einem über den Weg laufen, bis es zum Finale kommt.

Höhepunkte sind arg rar gesät. Verzichtet man mal auf die herrlich unfreiwillig komischen Szenen, sucht man nach wirklichen Highlights vergeblich. Am Anfang kämpft Goku auf einem Seil balancierend mit seinem Großvater, was zu einigen spektakulären (okay, dämlichen) Hieben und Tritten führt. Wenn Goku seinem Opa dann einen schlecht animierten Käfer ins Gesicht schießt und Opa das Krabbeltier einfach frisst und verschluckt, dürfte selbst dem letzten wirklichen Dragonball-Freund die Luft zum atmen abgeschnürt sein. Generell sind sämtliche Actionszenen lächerlicher Natur. Ja, der Endkampf zwischen Goku und Piccolo ist sogar noch langweiliger als der Rest des Films! Kein Faustkampf wie richtige Männer, nein, die beiden Knallfrösche beschießen sich mit Feuerbällen in verschieden bunten Ausführungen. Na geil!

Wirklich genial bleibt für mich aber das offene Ende, das nach dem Abspann (und einem dazugehörigen, schlechten Lied) noch sowas wie den Wow-Effekt einzubringen versucht. Eine Frau hantiert unendlich lange in der Küche rum, geht in das Nebenzimmer auf ein Bett zu und setzt sich. Dramatische Musik, Zoom mit der Kamera auf die vermummte Gestalt, die sich ganz dick unter der Bettdecke eingekuschelt hat. Der Score findet seinen spannungsgeladenen Höhepunkt: Aus der Decke zeigt sich Piccolo, der die Frau leicht kränklich (oder angepisst) anstarrt. Diese Szene muss man gesehen haben. Es könnte genauso gut Mutti sein, die ans Bett ihres Sohnes geht um ihn für die Schule wachzurütteln. "Piccolo! Wach auf!" Der grüne Kohlkopf dreht sich lustlos um. "Ich kann nicht zur Schule *hust* Mir gehts gar nicht gut."

Man könnte es eigentlich verzeihen. Man meinte ja, dass man hier den Anfang einer neuen Saga darstellen wollte. Die Ähnlichkeit der Schauspieler mit ihren Vorbildern kann man auch noch verkraften. Mensch, Hauptsache die Geschichte ist gut und die Action stimmt! Nein! Das Drehbuch ging wohl in der Mittagspause einmal um den Tisch rum und jeder durfte eine Szene schreiben. Die Faustkämpfe kommen seitens mancher Darsteller extrem lustlos daher. Zeitlupe und -raffer wird in jeder zweiten Einstellung genutzt, nie zum Vorteil. Die Tricks sind besonders in der zweiten Hälfte schön schlecht. Verdammt, und dem blöden Goku alias Chatwin würde ich am liebsten mal eine scheuern für seinen unverschämt bescheuerten Kifferblick! Was? Eine Fortsetzung ist geplant? Hol das Bier und die Snacks raus, wir dürfen wieder über einen ernst gemeinten Film lachen.

Fazit

Lächerliche Wiederbelebung einer Legende unter den Mangas. Ich möchte nicht mehr viel zu diesem Schrott sagen, außer einem gefällt auf Film gebannter Hundekot.

1/10

Details
Ähnliche Filme