Review

Gesamtbesprechung

Zumindest was die unglaublich einnehmende Wirkung von Robin Hardys Gesamtkunstwerk "The Wicker Man" auf erwachsene Zuschauer angeht, so könnte diese Wirkung anno 1977 ihre Entsprechung für ein jugendliches Publikum in "Children of the Stones" gefunden haben. Dass man sich mit dieser Einschätzung recht weit aus dem Fenster lehnt ist klar, zudem sich der Beleg für diese Behauptung weniger an objektiven Tatsachen als vielmehr an subjektiven Eindrücken festmachen lässt.

Zur Relativierung daher der Hinweis, dass ich "Children of the Stones" zum ersten Mal (leider!) erst rund 30 Jahre nach der Erstausstrahlung sehen konnte, wodurch man mir zumindest keinen grundsätzlichen Nostalgiebonus bei der Bewertung unterstellen könnte, so wie es einem in der Retrospektive ja oft geht, wenn man nach Jahrzehnten zusammen mit dem eigentlichen Film vielleicht auch gleichzeitig noch die Erinnerungen an das entsprechende Lebensalter wertet. Und früher war ja bekanntlich alles besser, sogar die Zukunft.

Die rein inhaltlichen Parallelen zu Filmen wie "Wicker Man", "Summerfield" oder etwa auch der britischen Mini-TV-Serie "Century Falls" erschöpfen sich im Wesentlichen darin, dass den Protagonisten der Handlung wie auch dem Zuschauer in allen genannten Szenarien eine mysteriöse, verschworene Gemeinschaft begegnet, deren befremdliches, oft ablehnendes Verhalten dem oder den in diese Gemeinschaft Eindringenden Rätsel aufgeben. Häppchenweise wird dieses Verhalten durch Erkenntnisse darüber begleitet, dass innerhalb jener Gemeinschaft etwas gewaltig faul ist und die Verweise oft Hinweise auf ein Verbrechen, eine Verschwörung oder ein düsteres Geheimnis liefern. Ein okkulter, esoterischer oder paranormaler Hintergrund wird bei der Entwicklung der Handlung zusehends erkennbar, wobei die Auflösung in allen Fällen erst als verblüffender Twist am Ende präsentiert wird.

Darüberhinaus kann "Children of the Stones" eine erfreulich eigenständige, originelle und somit unverbrauchte Story behaupten. Aufgrund der Spoilerwirkung soll an dieser Stelle selbst von einer allgemein gehaltenen Inhaltsangabe abgesehen werden und ersatzweise lediglich mittels einiger Schlüsselworte auf die entsprechenden Inhalte verwiesen werden.

"Children of the Stones" verwebt geradezu genial übernatürliche (e.g. Gedankenkontrolle, Vorbestimmung, Magie), mythologische (e.g. prähistorische Steinkreise, heidnische Religion), wissenschaftliche (e.g. Schwarze Löcher, Zeitparadox) und soziologische (e.g. Wechselwirkung: Individuum und Gesellschaft) Phänomene miteinander und präsentiert diese auf eine narrativ absolut fesselnde und intelligente Art und Weise, wobei alle Handlungsfäden stets sinnvoll miteinander verbunden sind.  Sympathische, glaubwürdige Darsteller leisten in ihren Rollen ihren Teil, um die Faszination bis zum Ende der letzten Episode aufrecht zu erhalten. Man könnte Rotz und Wasser heulen, wenn man den Tiefgang dieser Serie mit dem leider oft geist- und anspruchslosen Dreck vergleicht, wie er heutzutage für ein scheins ebenso anspruchsloses Publikum hastig heruntergekurbelt wird.

Altersbedingte Verschleißerscheinungen sind nicht auszumachen, es sei denn man geht mit Erwartungen an diese Produktion, die einen Standard an Special FX voraussetzen, der 1977 weder möglich, geschweige denn absehbar war. Sein, nicht Schein ist das Motto, welches auf "Children of the Stones" zutrifft, obwohl die Serie gerade was Atmosphäre betrifft die Messlatte verdammt hoch legt. Das einzige Bedauern, das ich bei der Sichtung empfunden habe, erwuchs aus dem Umstand, dass ich diese tolle Serie nicht in dem Lebensalter zum ersten Mal sehen konnte, für welches "Children of the Stones" als (Haupt-)Zielgruppe eigentlich produziert wurde. Dennoch ist die Miniserie auch 30 Jahre nach ihrer Entstehung auch für ein erwachsenes Publikum noch immer uneingeschränkt sehenswert - mit Sicherheit sogar mehr als einmal. Die Höchstnote ist für mich persönlich daher absolut gerechtfertigt.

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