Review

"Das Haus im Nebel" ist ein eher unbekannter und objektiv betrachtet auch recht unbedeutender Beitrag in der Abteilung altmodischer Schauergeschichten. Thematisch handelt es sich um eine Mischung aus Geisterhaus-Grusel mit einer untergeschobenen Krimihandlung á la Edgar Wallace. Man kann nicht sagen, dass der Film unterirdisch schlecht ist. Leider ist er aber über weite Strecken enorm unspannend realisiert worden und hat wohl schon anno 1972 ziemlich altbacken gewirkt. Wer "The Cat and the Canary" von Radley Metzger kennt, der hat in etwa eine Hausnummer, auch wenn gerade die Dialoge bei "The Murder Mansion" (so der englische Alternativtitel) deutlich seichter ausfallen. Der Streifen wirkt noch älter, als er tatsächlich ist.

Inhalt: Mehrere Reisende werden durch einen undurchdringlichen Nebel ihres Weges gehindert und landen in einem gespentischen Landhaus nahe eines Friedhofs, wo die Mitglieder der unfreiwilligen Schicksalsgemeinschaft sehr bald ihres Lebens nicht mehr sicher sind. Nicht alle werden die Enthüllung der Geheimnisse des unheimlichen Hauses erleben...

Neben der fehlenden Spannung ist mein Hauptkritikpunkt die selbst für damalige Verhältnisse krude Erzähltechnik. So wirkt die Handlung, bzw. deren oft sprunghafte Entwicklung ziemlich konstruiert und die Verhaltensweise der Protagonisten ist heute kaum mehr nachvollziehbar oder glaubhaft. Obwohl "Das Haus im Nebel" einen hohen bodycount vorweisen kann, trägt die Opferzahl nicht zu einer Steigerung der Dramatik bei. Überraschenderweise ist der Schinken kaum sleazig oder gar trashig. Zwar befinden sich unter den Reisenden einige durchaus hübsche Damen, die sich dann auch öfters mal aus ihren Klamotten schälen, jedoch bleiben nackte Tatsachen weitgehend der Phantasie des Zuschauers überlassen, da die Kamera rechtzeitig abschwenkt. Das schadet dem Film auch nicht, sondern unterstreicht eher die (heutzutage geradezu bieder anmutende) Seriösität der Handlung. Eine beabsichtigte erotische Komponente ist dennoch nicht von der Hand zu weisen.

Gestorben wird auch sehr umstandslos und - wenn auch theatralisch übertrieben - in eher schlichter Darstellung. Punkten kann der Grusler in erster Linie durch seine meist gelungene, schaurige Atmosphäre (das Haus mit seinem unterirdischen Gewölbe, der alte Friedhof, der äußerst effektiv eingesetzte Nebel) und einige wenige Szenen darf man durchaus als erinnerungswürdig bezeichnen. Insgesamt jedoch ist "Das Haus im Nebel" lediglich ein Epigone, zieht man ältere Mystery- und Geisterhausfilme als Referenz heran. Lediglich bereits erwähnter Nebel erfüllt seinen unheimlichen Zweck geradezu formidabel und stellt die graue Suppe eines gewissen Herrn Carpenter aus dem Jahr 1980 ziemlich ins Abseits.

Die abschließende Bewertung fällt ein wenig schwer, weil die Wirkung derartiger Filme nach über 35 Jahren kaum mehr die ursprüngliche Intensität erreichen kann. Der Zahn der Zeit hat an diesem Geisterhaus besonders stark genagt. Für die Allgemeinheit halte ich solide 4-5 / 10 Punkten für angemessen, womit ausgedrückt werden soll, dass dies definitiv kein Film ist, den die Welt gesehen haben muss. Nostalgiker aber, die genau diese Art von Filmen lieben, dürfen durchaus einen Blick riskieren, sollten aber beileibe kein Meisterwerk erwarten.

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