Dumdidumdidumdidum BUM BUM ... Die Titelmusik zu Antonio Bidos "Die Katze mit den Jadeaugen" (dieser Titel ist ja wohl eindeutig besser als der deutsche!) hatte sich bei mir schon nach einmaliger Trailersichtung in die Gehirnrinde gebrannt und obwohl dieses Filmchen eigentlich wirklich nicht so toll ist, hat es doch irgendwie das gewisse Etwas.
Aber erst mal zur Handlung (Spoiler): Die Tänzerin Mara wird zufällig Zeugin eines Mörders in einer Apotheke. Da sie den Mörder allerdings nur durch eine Milchglastür zu sehen kriegt und in Eile ist, meldet sie sich nicht als Zeugin bei der Polizei. Nach einem Mordversuch in ihrer Wohnung, flüchtet sie zu ihrem Freund, dem Tontechniker Lucas. Dessen Nachbar, der zwilichtige alte Kredithai Botzi, kriegt immer wieder sonderbare Anrufe. Er bittet Lucas um Hilfe und so analysieren die beiden das Ganze im Tonstudio. Zu hören sind schreiende Frauen und Kinder, Verbrennungsöfen, Dobermänner und harsche Schreie. Lucas kann sich darauf keinen Reim machen und auch Botzi sagt dazu nichts. Nach einem weiteren Mord an einer Frau aus Botzis Umfeld und einem Mordversuch der fälschlicherweise beinahe Mara das Leben kostet, konzentriert sich Lucas ganz auf die Lösung dieses Rätsels. Zuerst hat er dabei den Verbrecher Ferrante im Visier, der von einer Jury, in der auch die Ermordeten sassen, zu langer Haft verurteilt worden war, aber gerade einen Ausbruch begangen hatte. Doch diese Spur stellt sich als Versuch des wahren Täters, die Schuld auf Ferrante abzuwälzen, heraus.
Dieser "Giallo" hat wohl bis auf den Sleaze, der praktisch nicht vorhanden ist (stellt sich natürlich die Frage, ob ein Giallo ohne Sleaze noch einer ist?), so ziehmlich alles, was man erwartet. Den Privatmann, der den Fall allein löst; einen Mann mit Handschuhen, bei der Ausübung seines Handwerks meist aus der Ich-Perspektive gefilmt; eine Reihe von dubios dreinschauenden Figuren, die als Mörder in Frage kommen und natürlich Morde. Diese sind unspektakulär gefilmt, nicht wirklich zahlreich und auch nicht wirklich blutig. Und zwischen vielen Dialogen und ziemlich langweiligen Fahrten durch die Stadt, passiert eigentlich nichts.
Und DOCH ist der Film irgendwie interessant. Ich würde sagen er lebt von der stellenweise wirklich guten Musik und dem Rätsel um die Anrufe, Morde und die Vergangenheit der Opfer also quasi von seiner Krimi-Komponente.
Dabei stören auf geheimnisvolle Weise noch nicht mal die Zufälle, die alle Beteiligten zusammenführen. So kommt Mara an der Apotheke vorbei und flüchtet dann zu ihrem Freund, dessen Nachbar zufällig auf der Liste des selben Mörders steht. Nachdem ich mir den Film angesehen hab, hatte ich irgendwie das Gefühl, dass da sehr viel Plot notdürftig zusammengeschustert worden ist, um alles auf Teufel komm raus unter eine Haube zu kriegen. Auch ist das Tempo des Films eher was für verregnete Sonntage. Aber trotz allem ist dieser FIlm mehr als die Summe seiner (wenn überhaupt) durchschnittlichen Einzelteile.
Fazit: langsamer Giallo/Thriller, der trotz einiger Ungereimtheiten (zumindest bei mir) über Flair verfügt und als Krimi zu unterhalten weiß. Die Mucke find ich immer noch großartig und auch die Atmo stimmt in den wichtigen Szenen. Wer seine Giallos nackt und blutig mag, wird hier nicht wirklich bedient; ist eher was für Nostalgiker, die sich an nem gemütlichen Samstagabend auch mal Fuchsberger in nem Edgar-Wallace-Streifen reindrehen.
Von mir gibts dafür 6/10.
Zur DVD von X-Rated: Die Veröffentlichung ist solide. Die Bildqualität ist ok; beim Ton gabs bei mir allerdings zum Ende hin (Lucas im Gespräch mit der alten Dame im Sessel) 2 Aussetzer. In der deutschen Synchro gibt es teilweise etwas merkwürdige Dialoge wie z.B. "Glauben sie das hat was mit der Sache zu tun? .. Machen sie sich keine Sorgen" (oder so ähnlich). Nachträglich eingefügte Vorspänne müssen meiner Meinung nach nicht sein, das Original ist aber in den Extras enthalten. Die Originalsprache mit guten UTs wär auch nicht schlecht gewesen aber das ging wohl nicht. Stattdessen ist der englische Ton dabei.